6. DAS GÖTTINGER WAPPEN

Für das 13. und 14. Jahrhundert sind keine Stadtwappen für die Stadt Göttingen überliefert, daher kann man nicht sicher sagen, wie ein Stadtwappen dieser Zeit ausgesehen haben könnte, man kann jedoch wohl davon ausgehen, dass es ein Stadtwappen gab (Wegener 1953, 36). Als ein Zeichen für die Stadt wurde zu der Zeit, unter anderem auf Münzen, die Initiale G verwandet. Auch ist es vorstellbar, dass sich aus dem Stadtsiegel, welches zum ersten Mal aus dem Jahr 1278 überliefert ist, auch ein Stadtwappen entwickelt hat (Niessen & Schnath 1971, 31).

Holzschnitt aus der Sachsenchronik von Conrad Bote 1492 (Foto: Wolfenbüttel).

Ein tatsächliches Wappenschild für die Stadt Göttingen ist erst am Ende des 15. Jahrhunderts bezeugt (Wegener 1953, 36). Es handelt sich um ein Initialwappen mit einem großen gotischen goldenen G auf rotem Grund, welches sich in der Sachsenchronik und dem Schichtenbuch aus Wolfenbüttel aus dem Jahr 1492 findet (Niessen & Schnath 1971, 31). Dies stimmt nicht mit dem später überlieferten schwarzen Schild überein und es wurde die Überlegung angestellt, ob es sich bei dem Rot um eine frühere Version des Wappens handelt, da die Kombination von Rot und Gold an das Welfenwappen von Pfalzgraf Heinrich erinnert, es kann jedoch nicht mit Sicherheit festgestellt werden (Wegener 1953, 36). Es ist wahrscheinlich, dass sich dieses Stadtwappen aus der Göttinger Münzprägung entwickelt hat, auf der seit dem Jahr 1441 das gekrönte G auftaucht (Stadler 1970, 43).

Göttingen im Jahre 1585, Holzschnitt (Foto: Wikipedia).

Im 16. Jahrhundert findet sich das gekrönte G dann auch im Stadtschild, welches an öffentlichen und städtischen Gebäuden und Bauwerken angebracht wurde (Wegener 1953, 37). Eine Kombination des Initialwappens mit dem Figurensiegel der Stadt ist seit dem 17. Jahrhundert auf Göttinger Talern aus den Jahren 1624 und 1659 bezeugt (Wegener 1953, 38). Es treten leicht unterschiedliche Versionen auf, in denen der Wappenschild mit Helm und Helmdecken dargestellt und der Helm entweder bekrönt ist oder das bekrönte G als Helmzier trägt. Auf dem Schild selbst befindet sich unter einer Mauer mit drei Türmen ein vom Betrachter aus nach links schreitender Löwe.

Göttingen. Taler, 1624, Göttingen.
Vs: MONETA . NOVA. GOTTINGENSIS . 1624; Das bekrönte, behelmte, mit Ranken verzierte Stadtwappen im Schild, rechts und links der Krone die Initialen V B.
Rs: Umschrift . FERDI . II . D : G . RO . IMP . SEMP . AVG .; Der bekrönte Reichsadler.
28,755g.
Schrock Nr. 148.
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Münzkabinett Inv.-Nr. 05:047:119.

Diese Münze wurde im Jahr 1624 unter dem Münzmeister Valentin Block geprägt. Der Avers zeigt das Göttinger Stadtwappen. Unter einer Mauer mit drei Türmen ein nach rechts schreitender Löwe, behelmt und bekrönt mit Ranken. Der Revers zeigt den bekrönten Reichsadler. Die Münze hat eine leichte Einkerbung.

Göttingen. Taler, 1659, Göttingen.
Vs: Umschrift MONETA NOVA — GOTTINGENSIS 16 – 59 P – L .; das behelmte Stadtwappen im Schild, darüber das gekrönte G, mit Jahreszahl und Initialen P L
* LEOPOLDVS . I . D . G . ROM . IMP . SEM . AVGVST *; der gekrönte Reichsadler mit der 24 auf der Brust.
58,09g.
Schrock Nr. 170.
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover, Münzkabinett Inv.-Nr. 05:048:011.

Die Münze wurde im Jahr 1659 unter Münzmeister Peter Löhr geprägt. Der Avers zeigt das Göttinger Stadtwappen. Unter einem Bogen mit drei Türmen ein nach rechts schreitender Löwe, behelmt mit bekröntem G und Ranken verziert. Auf dem Revers ist der bekrönte Reichsadler mit einer 24 zu sehen.

Altes Wappen der Stadt Göttingen, in Schwarz das golbekrönte, goldene G (Abbildung: Wikipedia).

Diese Zusammenführung der Stadtzeichen wurde so eine lange Zeit als Stadtwappen benutzt, teilweise wurde auch wieder nur das Initialwappen geführt (Niessen & Schnath 1971, 32). Im 18. und 19. Jahrhundert fanden sich sowohl das Initialwappen als auch das Figurenwappen an Gebäuden der Stadt Göttingen (Wegener 1953, 40). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde wieder ausschließlich das Initialwappen als Stadtwappen angenommen (Niessen & Schnath 1971, 32).

Oben in Blau auf einem silbernen Bogen drei silberne rotbedachte Türme, begleitet von vier goldenen Kugeln (2:2), unten in Rot ein nach links schreitender blauzüngiger, blaubewehrter goldener Löwe (Abbildung: Wikipedia).

Heute verwendet die Stadt Göttingen als ihr Stadtwappen das Stadtsiegel aus dem Jahr 1278, das auf blauem Grund eine Mauer mit drei Türmen und darunter auf Rot einen vom Betrachter aus nach rechts schreitenden goldenen Löwen zeigt (Stadtarchiv Göttingen). Der Löwe zeigt die Zugehörigkeit Göttingens zum welfischen Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zur Zeit der Entstehung des Siegels. Der Bogen oder die Mauer mit den drei Türmen kann entweder als ein Stadttor oder als die Leinebrücke interpretiert werden (Wegener 1953, 35).

Literatur

  • Niessen & Schnath 1971 = Niessen, Walter, Georg Schnath. 1971. Die Deutsche Fahne, das Niedersächsische Landeswappen und das Wappen der Stadt Göttingen. In Göttinger Bürgerbuch, S.27–32, Göttingen: Stadt Göttingen.
  • Schrock 1987 = Schrock, Ulrich. 1987. Münzen der Stadt Göttingen. Bremen: Verlag Bieber/Luck-Lehne -baldrian-.
  • Stadler 1970 = Stadler, Klemens. 1970. Die Gemeindewappen der Bundesländer Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Deutsche Wappen. Bundesrepublik Deutschland Band 5, S.43, Bremen: Angelsachsen-Verlag.
  • Stadtarchiv Göttingen = http://www.stadtarchiv.goettingen.de/texte/wappen.htm Zugriff 06.08.2021.
  • Wegener 1953 = Wegener, Wilhelm. 1953. Das Göttinger Stadtwappen und ein bisher unbekanntes Siegel der Stadt Göttingen aus dem Jahr 1569. In Göttinger Jahrbuch 1953, S. 34–41, Göttingen: Heinz Reise-Verlag-Göttingen.

(Carolin Pilz)

< zurück zu Kleine Göttinger Münzgeschichte

Print Friendly, PDF & Email