ROMAN REPUBLICAN DIE PROJECT

Im Jahre 1974 publizierte Michael Crawford seine Monographie Roman Republican Coinage. Das zweibändige Werk ist heute die Referenz für die republikanische Münzprägung. Crawford löste damit die Arbeiten von Edward Allen Sydenham, Sydenham, The Coinage of the Roman Republic, London 1952 oder Ernst Babelon, Monnaies de la Republique Romaine, Paris 1885 ab. Der Online research catalogue des British Museums fußt auf der von Crawford vorgelegten Beschreibung und Datierung. Über 12.000 Münzen sind hier durch die Herausgeber E. Ghey und I. Leins vorgelegt worden. Ihr Ziel ist es „to provide a ‚living’ catalogue so its contents can be adapted to reflect current research.“

Die eigentliche Neuerung im Werk von Crawford bestand nun nicht nur in der abweichenden Datierung und Anordnung des Materials, sondern in der Angabe der nachgewiesenen Münzstempel, welche für die Prägung der einzelnen Münztypen benutzt wurden.
Die Münzstempel selbst sind heute nicht mehr erhalten, sie sind aber über die Einstempelung, die sie hinterlassen haben, also die Münzen nachweisbar. Aufgrund der Ausführung der bildlichen Darstellung sowie der Größe, Form und Anordnung der Buchstaben lassen sie sich unterscheiden. Dies geschieht mittels Messen und optischem Vergleich. Über die Anzahl der von ihm erkannten Münzstempel stellte Crawford Schätzungen über die Höhe einzelner Emissionen an. Crawford rechnete mit 30.000 Münzen je Stempel und fügte seiner Arbeit eine Graphik über das Prägevolumen der Jahre von 157 v.Chr. bis 49 v.Chr. bei. Diese Kurve wurde von K. Hopkins in seinem Aufsatz Taxes and Trades in the Roman Empire korrigiert. Sie wird heute als Crawford-Hopkins Kurve bezeichnet.

Crawford-Hopkins-Kurve.

Unbestritten ist, dass wir über die Anzahl der nachgewiesenen Münzstempel und ihre Vorder- und Rückseitenkopplungen Hinweise auf den Umfang der Prägungen erhalten. Dabei kann gelten, je mehr Stempel nachgewiesen werden können und je weniger Stempelkopplungen vorliegen, desto größer ist die Emissionshöhe. Umstritten ist jedoch, wie viele Münzen mit einem Stempel hergestellt werden können.

Schematische Darstellung der Münzprägung.

Die Münzen wurden per Hand einzeln geprägt, wobei ein Schrötling zwischen den frei geführten Oberstempel und den in einem Holzblock eingelassenen Unterstempel gelegt wurde. Mit einem kräftigen Hammerschlag wurde das Relief der Münzstempel in das dazwischen liegende Metall eingetrieben. Die Lebensdauer eines Stempels hing daher von vielen Faktoren ab. War er aus Bronze oder Eisen hergestellt? Wie war die Metallzusammensetzung des Schrötlings? Bronze ist wesentlich härter als Silber. Ausgeglühte oder glühende Schrötlinge sind weicher als unbehandelte. Da der frei geführte Oberstempel beim Prägevorgang stärkeren Belastungen ausgesetzt ist als der festsitzende Unterstempel, ist er kurzlebiger.

Jährlicher, durchschnittlicher Ausstoß der Prägestätten London und Cambrigde zwischen 1279 und 1327.

Aufzeichnungen über die Emissionshöhen von Münzen besitzen wir erst für das späte Mittelalter. So liegen etwa Zahlen für das Prägevolumen und die Anzahl von Münzstempel aus den Jahren 1279 bis 1327 für die Münzstätten London und Cambridge vor. Die Angaben reichen von rund 2.000 bis knapp 78.000 Prägungen, die mit einem Münzstempel hergestellt werden konnten. Solange jedoch keine Abbildungen der verwendeten Münzstempel vorliegen, kann nicht entscheiden werden, ob und wie viele Stempeleisen nach- oder etwa umgeschnitten wurden. Auch Beschädigungen, etwa Risse die sich im Verlauf des Prägeprozesses gebildet haben, können nicht dokumentiert werden.

Internetseite Roman Republic Die Project.

Das Ziel des Roman Republican Die Project, welches unter dem Dach von NOMISMA steht, ist es, die einzelnen Münzstempel zu erfassen und über Abbildungen zugänglich zu machen. So kann etwa über die photographischen Abbildungen nachvollzogen werden, ob Münzstempel nachgeschnitten wurden oder Beschädigungen aufweisen. Als Grundlage hierfür dient das Archiv von Richard Schaefer, welches von der ANS digitalisiert wurde. Dieses besteht aus rund 300.000 Fotos aus Auktionskatalogen oder sonstigen Publikationen und ist in 20 Bindern gesammelt. Alle Binder sind in Archer, dem Archiv der ANS einsehbar und können heruntergeladen werden. .

SITAM mit den Münzen aus dem Museum August Kestner.

Die einzelnen Bilder der Münztypen können über SITNAM eingesehen, durchsucht und/oder ebenfalls heruntergeladen werden. SITNAM ist eine numismatische Stand-Alone-Datenbank, die von der ANS betrieben wird. Zunächst sind dort nur einige Münztypen und zwar die der Jahre 275, 270, 90, 82, 81 und 80 v.Chr. dort erschlossen. Hier sind auch Abbildungen der Stücke aus der Münzsammlung des August Kestner Museum eingearbeitet, die von Frank Berger in seinem Katalog veröffentlicht wurden. So hat das Museum August Kestner seinen bildlichen Anteil an diesem Forschungsprojekt. (uw)

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