VERWENDUNG VON MÜNZEN

Sceatta, um 680-710 (Foto: Universitätsbibliothek Leipzig).

Münzen in Gräbern
Oftmals wurden dem Toten Geldstücke mit ins Grab gegeben, wie erst aus dem Fund derartiger Stücke in Gräbern hervorgeht. Das Stück hatte eine wichtige Bedeutung für den Toten und seine Angehörigen, die ihn bestatteten. Aber nicht überall und zu allen Zeiten wurden dem Toten Beigaben mit ins Grab gegeben. Im späten 7. und in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts werden im Frankenreich nur in den Gräbern im Nord-Westen Sceatta als Grabbeigabe verwendet. Mechthild Schulze-Dörrlamm stellt hierzu fest: “Es fällt auf, dass diese Bestattungen fast immer nur einen Sceatta, also sehr selten zwei dieser Münzen enthielten. Kleine Barschaften oder gar Münzschätze sucht man in ihnen vergeblich. Offensichtlich gehörten diese Menschen einer anderen und etwas ärmeren, also wohl niedrigeren Gesellschaftsschicht an …” (Schulze-Dorrlamm).

Funde von Sceatta in Gräbern (Karte: U. Werz).

Anhand von Funddokumentation und Fundortkartierung erlauben die Münzfunde also Rückschlüsse auf die gesellschaftliche Stellung ihres Besitzers. (uw)

Zum Weiterlesen

  • Schulze-Dorrlamm, Mechthild: Gräber mit Münzbeigaben im Karolingerreich, in: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 57, 2010, S. 340-388 (zum download).
  • Schachinger, Ursula: Die Sitte der Münzbeigabe in römerzeitlichen Gräbern am Beispiel der Gräberfelder von Lauriacum, in: Danek, Georg : Rituale – Identitätsstiftende Handlungskomplexe: 2. Tagung des Zentrums Archäologie und Altertumswissenschaften an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, 2./3. November 2009, Wien 2012, S. 157-170 [Denkschriften. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Bd. 437] (zum download).
Mechaniker auf Münzsuche (Foto: China Southern Airlines).

Münzen als Glücksbringer
Eine ältere Dame aus China, die mit China Southern Airlines von Shanghai nach Guangzhou fliegen wollte, warf einige Münzen in die bereits laufende Turbine des Airbus A320. Die Frau hatte weder mentale Probleme noch terroristische Absichten. Sie hatte für einen sicheren Flug gebetet und die Münzen als Glücksbringer in Richtung Triebwerk geworfen.

Gürtelgehänge (Foto: © Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Badri Redha).

Im Saarland gab es bis in die 50er Jahre des letzten Jahrhunderts den Brauch Münzen in Treppenaufgängen zum Speicher oder im Speicher selbst anzunageln.

Münzen wurden auch in der Antike und im Mittelalter als Glücksbringer oder Talisman benutzt und in dieser Funktion etwa als Anhänger am Körper getragen. Ein schönes Beispiel für die derartige Verwendung von Münzen liefert ein Fund aus Langenthal, Unterhard (Kanton Bern, Schweiz). Er stammt aus einem frühmittelalterlichen Grab, welches in die Jahre zwischen 600/610 und 630/640 datiert wird. Es handelt sich um einen Bronzering, an dem sechs Münzen und ein Bärenzahn befestigt waren. Der Zahn war entweder als Abschluss befestig oder separat angebracht. Die Münzen stammen aus der Zeit von Augustus bis Marcus Aurelius. Da sie sehr viel älter als die Grablegung sind und zu dieser Zeit nicht mehr im Geldumlauf waren, ist ihre Funktion als zeitgenössisches Zahlungsmittel auszuschließen.

Derartige Gehänge sind ein beliebter Bestandteil der weiblichen Tracht. Ob die Münzen von der Trägerin selbst gefunden, ihr als Geschenk überreicht oder vererbt wurden, kann nicht mehr festgestellt werden. Das Ensemble hatte aber wohl eine besondere, apotropäische Bedeutung, für die auch der Bärenzahn steht, die über ihre Trageweise am Gürtel für jeden sichtbar war. (uw)

Zum Weiterlesen

  • Frey-Kupper, Susanne: Münzen, in: Ramstein, Marianne, Hartmann, Chantel (Hg.): Langenthal, Unterhard. Gräberfeld und Siedlungsreste der Hallstatt- und Latènezeit, der römischen Epoche und des Frühmittelalters, Bern 2008, S. 222-226; 335-336 (zum download).
  • Altenkirch, Gunter: Der kleine Pfennig und das Glück: Formen des Aberglaubens (III): Mit magischen Münzen versuchte man früher, Unglück und böse Geister abzuwehren, in: Saargeschichten, 2015, Nr. 1, S. 32-35.

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