Reinhard Kuhn

DES BERGMANNS STOLZ UND WÜRDE

Eine numismatische Spurensuche im Oberharz

Der Artikel basiert auf einer Veröffentlichung in den Geldgeschichtlichen Nachrichten Heft 327 (Mai 2023) S.144–155. Die Serie der Oberharzer Grubentaler, einem Highlight der Zellerfelder Münzgeschichte, wird ausgehend von der vorliegenden Literatur unter einem kausal und holistisch orientierten Ansatz vorgestellt. Bei dieser Betrachtungsweise wird ein bemerkenswert kreatives Konzept hinter den bekannten Motiven erkennbar, das sich schlüssig in die aus dem historischen Kontext resultierenden Gegebenheiten einfügt.1 Gegenüber der Print-Version wurden neben einigen textliche Ergänzungen und Abbildungen zum kulturhistorischen Hintergrund der Motive insbesondere drei „Infoboxen“ eingefügt. In ihnen finden sich als Anregung zu eigenen Erkundungen Lagebeschreibungen der jeweiligen Gruben verbunden mit einigen aktuellen Fotos. Neben der Erkundung der Originalschauplätze bietet sich dem Interessierten auch ein Besuch des Oberharzer Bergwerkmuseums (Zellerfeld) an, dort, nur wenige hundert Meter von ihrem Entstehungsort der Alten Zellerfelder Münze, können die Grubentaler im Original in Augenschein genommen werden. (Weiteres hierzu s. Infobox 3)

Abb. 1  Vorfreude auf einen verdienten Feierabend – mit zufriedenem Lächeln und Zigarre. Detail zu Abb. 14, Taler „Güte des Herrn“ 1745, im Original ca. 1,2 x 0,7cm, hier stark vergrößert.

„Jealousy of Trade“ – ein Anstoß für die Serie?

Am 11. September 1742 unterbreitete Karl Albrecht Ludwig von Imhoff (amtierend 1740–1763) Herzog Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel (1713–1780) in einem Brief folgenden Vorschlag: „…Bin ich bereits vor einiger Zeit nebst einigen des Communion-Berg-Amts auf die Gedanken gekommen, ob es nicht gut seyn mögte wie in vorigen Zeiten geschehen, von jeder Ausbeuth-Grube besondere Ausbeuth-Thaler mit convenablen Devisen prägen zulassen, als welches den Gewercken angenehm seyn würde und wann solche Ausbeuth-Thaler ins Commercium und an Auswärtige Orte kämen, da zu dienen könte das Communion Bergwerck mehr Bestand zumachen, und bey einigen die sonst vielleicht nicht daran gedacht hätten eine Lust zuerwecken sich bey denselben einzulaßen …“2

Abb. 2  Johann Friedrich (1625–1679), 2facher Schautaler 1671, Silber, 57,48g, 64cm, Avers: Gekröntes Monogramm (J und F ineinander verbunden) umgeben von 14 Wappen, Umschrift „EX DURIS GLORIA ANNO 1671“, „Aus Bedrängnis zum Ruhm“ mit Punze bei 6 Uhr.
Revers: Montanszene, darüber springendes Pferd und göttlicher Arm mit Lorbeerkranz. Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Preussag Auktion Teil 1, 30. Oktober 2015, Los 189. Müseler 10.4.2/19; Welter 1666.

Abb. 2 zeigt ein Beispiel für eine typische frühere Ausbeuteprägung. Der Schautaler wurde zwischen 1657 und 1681 in Wertstufen von 1 1/2 bis 12(!) Taler für Calenberg Hannover und Celle geprägt mit Clausthal und Zellerfeld als Prägeorte. Wie ersichtlich handelte es sich weder um einen Taler, noch gibt es einen Bezug zu einer speziellen Grube. Tatsächlich träfen die Angaben in dem Schreiben im Zellerfelder Bereich einzig auf den 1633–1634 auf die Grube „Großer St. Jacob“ geprägten Jacobstaler zu.  

Von Imhoff war Berghauptmann des Kommunion-Harzes, einem Gebiet das die Bergstädte Grund, Wildemann, Lautenthal, und Zellerfeld umfasste und gemeinsam von Braunschweig (3/7) und Hannover (4/7) verwaltet wurde. Nachdem dort in den ersten Dekaden des 18. Jahrhunderts Höchstwerte der Silberproduktion mit bis zu 19.863 Mk/J (1730) erreicht wurden setzte ab etwa 1740 ein allmählicher aber stetiger Rückgang ein3. Neue, erfolgversprechende erzhaltige Gangführungen waren bekannt4, sie zu erschließen und abzubauen jedoch technisch aufwändig. Da die Landesherren weiterhin einen erheblichen Anteil der Gewinne beanspruchten und damit Mittel für notwendige Investitionen fehlten, wurde sogar noch eher mit Sparmaßnahmen reagiert unter anderem mit Einschnitten in das Vergütungssystem. Parallel begannen Privatinvestoren Kapital abzuziehen5.Der von Hannover allein verwaltete „einseitige Harz“ befand sich dank ergiebiger Gruben wie „Dorothea“ und „Carolina“ in einer vergleichsweise komfortableren Lage, zumal der Bau des Sperberhaier Damms 1734 die Versorgung mit Betriebswasser deutlich verbessert hatte (Abb. 13).6

Der Bereich des Kommunion-Harzes drohte somit ins Hintertreffen zu geraten mit allen damit verbundenen Konsequenzen wie Verlust an Fachwissen durch weitere Abwanderung bis hin zu einem generellen Bedeutungsverlust, was für von Imhoff als für den Kommunion-Harz Verantwortlichen im Sinne des Konzeptes „Jealousy of Trade“ sicher nicht hinnehmbar war. Dieses Konzept beschreibt das europaweit gewachsene Verständnis von wirtschaftlicher Potenz als relevanten Machtfaktor und dem daraus resultierenden Bestreben von Nationen aber auch Institutionen und Regionen sich gegenüber Konkurrenten einen Vorsprung zu verschaffen.7

Die Idee, in dieser Situation mittels einer repräsentativen Münzserie wieder verstärkt das Interesse privater Investoren anzusprechen, entsprach Harzer Pragmatismus: Abgesehen von der Anschaffung eines Balanciers waren zusätzliche Kosten kaum zu erwarten, schließlich wurde so oder so geprägt – und das Einwerben von Kapital entsprach kameralistischen Vorstellungen.8

Abb. 3  Sixpence 1723, „SSC“ Silber, 3,0g, 20mm,
Avers: Umschrift „GEORGIVS•DG•M•BR •FR•ET•HIB•REX•F•D•“;
Revers: Umschrift „17 23•BRVN ET•L•DVX S•RI•A•TH ET•EL•“, vier Wappen ins Kreuz gestellt, zentral Stern des Hosenbandordens, in den Feldern wechselnd „SS“ und „C“. Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion elive 72, 25.07.2022, Los 473. Seaby Nr. 3652.

Vielleicht erkannte von Imhoff durch die positive Entwicklung bei der Grube „Regenbogen“ eine neue Chance am Markt Grubenanteile, „Kuxe“, unterbringen zu können (s.u. Kapitel „Die Serie nimmt Fahrt auf“), während es möglicherweise englische Prägungen wie die der South Sea Company waren, die ihn auf die Idee brachten Kursmünzen zu Werbezwecken einzusetzen (Abb. 3).9 In diesem Fall hätte von Imhoff das englische Konzept weiterentwickelt und an eigene Bedürfnisse angepasst.10  

Die Averse

Da Braunschweig und Hannover (im Folgenden mit „BS“ und „H“ abgekürzt) den Kommunion-Harz gemeinsam verwalteten, wurden von jedem Motiv Münzen für beide Fürstentümer geprägt (Ausnahme „Güte des Herrn“ 1774, s.u.). Die Averse zeigen das jeweilige Wappen, beide in einem neuen eleganten Design, das optisch gut mit den Reversen harmonierte:

Für Hannover ist es ein barockisierter Schild aufgeteilt in vier Teilwappen für Großbritannien, Frankreich, Irland und Hannover mit Königskrone.11 Durch den Verzicht auf Schildhalter wird der Blick hier direkt auf die Machtfülle des Herrschers gelenkt.

Die Umschrift beginnt mit einer Rose, gefolgt von  „GEORG • II • D • G • M • BRIT • FR • &H • REX • F •  D • BR • &L • DUX • S • R I • A • TH • &EL“; deutsch „Georg II. [1683–1760], von Gottes Gnaden König von Großbritannien, Frankreich und Irland, Verteidiger des Glaubens, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, des Heiligen Römischen Reiches Erzschatzmeister und Kurfürst“; Jahreszahl unterhalb des Schildes (Abb. 5, 6, 14, 16, 17-19, 29, 30).

Ab 1760 wurde zunächst der Name des Regenten auf Georg III. (1738–1820) geändert (Abb. 20, 33), für „Güte des Herrn“ 1774 wurde dann ein vollständig neues Design entworfen, s.u. (34, 35).

Braunschweig zeigt bis 1748 einen barockisierten Schild mit 12 Teilwappen, gehalten von zwei Wilden Männern, darüber der Fürstenhut (Abb. 7, 25), ab 1750 wird auf einen ovalen Schild umgestellt. (Abb. 28, 32) Da hier alle Prägungen in die Regierungszeit Herzog Karls I. fallen, lautet die Umschrift durchgängig „D • G: • CAROLVS • DVX • BRVSVIC • &LVNEB • [Jahreszahl] •“.
Die Aversstempel wurden in der Regel für alle Motive eines Jahrgangs verwendet.
Gemäß Reichstalerfuß betrug der Silbergehalt 25,98g und das Gesamtgewicht 29,23g. Abweichend hiervon weist die zweite Variante auf „Güte des Herrn“ von 1774 ein Gesamtgewicht von 26,1g auf, entsprechend einem Feingehalt von ca. 990/1000.
Der Durchmesser der Münzen beträgt 41mm, Avers und Revers sind zum Schutz vor Beschneiden außen gerändelt, der Rand selbst ist jeweils glatt. Prägeort der gesamten Serie war Zellerfeld.

B) Die Reverse

Galten die Averse den Landesherren können die Reverse als selbstbewusste Repräsentation der Montanregion gesehen werden – die beiden Verwaltungsbereiche hatten aufgrund der Besonderheiten des Bergbaus weitreichenden Entscheidungsspielraum, man sprach von einem „Bergwerksstaat“.12 Die Reverse sind jeweils für beide Fürstentümer identisch und folgen einem festen Schema: Eine Abbildung bildet mit der Umschrift ein Emblem, das eine Bezugnahme auf den Grubennamen mit Montantechnologie und einem allgemeinen Sinngehalt verbindet. Im Abschnitt finden sich die Angabe des Bergquartals, ab dem Ausbeute gezahlt wurde, sowie das Münzmeisterzeichen: 1744–1761 IBH für Johann Benjamin Hecht (1700–1762), 1765 IAP für Johann Anton Pfeffer (im Amt 1763–1773) und 1774 LCP für Ludwig Christian Ruperti (im Amt 1773–1778).  Insgesamt kamen für die Serie 22 Vorder- und 20 Rückseitenstempel zum Einsatz, sie dürften im Wesentlichen vom Stempelschneider Rudolph Philipp Wahl (1682–1769) angefertigt worden sein, der von 1729 bis 1762 in Zellerfeld tätig war.13

Motivisch werden Landschaftsszenerien aus leichter Vogelperspektive gezeigt, in Anlehnung an frühere Bergbaugepräge, damalige kartographische Darstellungen der Bergwerke, sogenannte „Seigerrisse“ (Abb. 4) oder auch Panoramen z.B. von Matthias Merian (1621–1687).

Abb. 4  Seigerriss von Clausthal und Zellerfeld (Ausschnitt), Adam Illing, 1661,
Niedersächsisches Landesarchiv, Abteilung Hannover: NLA HA, Dep. 150 K (BaCl) Acc. 2018/701 Nr. 1.

1744: ein verhaltener Start

Motiv auf die Grube „Cronenburgs Glück“

Den Anfang macht Braunschweig 1744 mit dem Motiv „Cronenburgs Glück“ (Abb. 5, 6, zur Lage der Grube s. Infobox 1).14

Eine erste Version (Abb. 5) zeigt den Betriebszustand nach Umstellung von Pferde- auf Wasserkraftantrieb (1706). Ein Feldgestänge (s.u. im Kapitel „Weißer Schwan“) geht von rechts kommend zu einer großen zentralen Schachtanlage von dort führt ein kleineres Gestänge zu einem weiteren Schachthaus am linken Rand. Ein Zechenhaus links, eine Halde, Schachtholz, sägende Bergleute sowie ein Fuhrwerk ergänzen das Bild.

Abb. 5 „Cronenburgs Glück“ Silber, 29g, 41mm. Erste Version 1745 (H),
Revers: im Abschnitt „DIE GRVBE CRONENBVRGS GLVCK KAM IN AVSBEVT IM QV:LVCIAE 1705“ darunter I•B•H•.
Unikat, Landesmuseum Hannover, Inventar-Nr. 03:074:057.
Abb. 6 Zweite Version 1749 (H),
Revers: Im Abschnitt wie vor.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion Preussag 2, 01. November 2016, Los Nr. 1247. Müseler 10.6.3/27, Welter 2562.

Von dieser Version wurden 1745 nur noch Einzelstücke geprägt.15 Der Grund dafür ist nicht überliefert, jedoch fällt zum einen eine noch eher unübersichtliche Gestaltung ohne eindeutigen Blickfang auf. Vor allem aber waren zwei Schächte für eine Grube ein Hinweis darauf, dass hier zwei Gruben zu einer zusammengelegt worden waren – ein möglicher Hinweis auf Probleme im Vorfeld, wie es hier tatsächlich der Fall gewesen war. Das Motiv war daher werbetechnisch potentiell sogar kontraproduktiv.

Für die zweite, bekanntere Version (Abb. 6) geben Fritz Spruth und Bernd Kluge als Beginn 1748 (BS) resp. 1749 (H) an. Richard Smith nennt für 1745 (H) bereits normale Häufigkeit, Übereinstimmung besteht für weitere Prägungen 1750 und 1752 (jeweils BS/H).16 Diese Ausführung wirkt übersichtlicher und zeigt die für einen Grubenbetrieb relevanten Gebäude jetzt aus entgegengesetzter Blickrichtung: Zentral das eine nun gemeinsam genutzte Schachthaus mit einem von links kommenden Feldgestänge. Hinten rechts ein Scheidehaus zum Vorsortieren der Erze; die Halde davor und die Ausbeutefahne symbolisieren den Erfolg. Ein Gespann für den Weitertransport der Erze zeigt rege Aktivität, nicht erkennbar ist der relativ weite und damit kostenintensive Transportweg.17

Ein aus den Wolken kommender Arm mit Lorbeerkranz signalisiert göttlichen Segen, zusammen mit der Umschrift „NON MARCESCET“, „sie wird nicht erschlaffen“ ein Verweis auf die Vorgeschichte – 1737 konnte eine dreijährige Verlustphase durch neue Aufschlüsse überwunden werden. Das Zechenhaus am rechten Rand stellt einen weiteren Bezug zum Glauben her; hier lagerten die Arbeitsgeräte, das „Gezähe“, und hier beteten die Bergleute gemeinsam vor Schichtbeginn. Recht bald sollte die Grube dennoch „erschlaffen“: Bereits bei der letzten Prägung 1752 war die Lage instabil, 1753 deckte der Betrieb noch die Kosten, „die Grube war in Freibau“, ab 1758 mussten die „Gewerke“ (Anteilseigner) „Zubuße“ (Zuzahlung) leisten, 1803 wurde die Grube aufgegeben.18

Abb. 7 „Weißer Schwan“ (BS) 1745, Silber, 29g, 41mm,
Revers: Im Abschnitt „DIE GRVBE WEISSER SCHWAN KAM IN AVSBEVT IM Q:LVCIAE 1732“ darunter I•H•B•.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion Preussag 1, 30. Oktober 2015, Los 259. Müseler 10.3/39; Welter 2730..

Motiv auf die Grube „Weißer Schwan“

Das zweite Motiv des Jahres 1744 auf die benachbarte Grube „Weißer Schwan“ traf offensichtlich gleich die Erwartungen – und mit einem einzigen (!) Reversstempel wurden alle acht Jahrgänge bis 1756 geprägt, die längste Talerreihe der Serie 1747 (BS), 1756 (H) und 1744, 1745, 1748, 1749, 1750 u. 1752 (BS/H) (Abb. 7, zur Lage der Grube s. Infobox 1).19

Hier steht der „Untere Schalker Teich“ im Fokus, ein mittelgroßer Harzer Stausee (Abb. 9). Der Blick auf der Münze geht vom Damm über den Teich zum Schalke, dem mittleren Berg im Hintergrund. Der dort entspringende gleichnamige Bach versorgt im Verbund mit einem Grabensystem die insgesamt drei Schalker Teiche. Der Damm war 1733 in einer neuen, weniger störanfälligen Konstruktionsweise errichtet worden.20 Am hinteren Ufer verdeutlicht das Nebeneinander alter und neuer Technik den Fortschritt der Fördertechnik: rechts vor dem Hügel der alte, pferdebetriebene Gaipel, links daneben die Schachtanlage von 1737, angetrieben durch ein von links kommendes Feldgestänge.

Ein elementares Zweigespann: Das Feldgestänge ermöglichte die Übertragung einer im Vergleich zum Pferdebetrieb erheblich drehmomentstärkeren (bis 16.000Nm[!] bei bis zu 7kW) und gleichzeitig kostengünstigeren Kraft bis zu mehreren 100m entfernt von einem Wasserrad; der Teich als Reservoir sicherte das erforderliche Antriebswasser. Nur so konnte der Energiebedarf für den Pumpen-, Förder- und Belüftungsbetrieb aufgebracht werden, nachdem man in Tiefen von damals etwa 300 bis 400m vorgedrungen war.21

Tatsächlich müsste bei der gewählten Blickrichtung die Grube linkerhand liegen, vor allem aber wirken der Teich und der Wasservorrat größer als sie es in Wirklichkeit sind.

Abb. 8 Martin Luther mit Schwan, Druckgraphik ca. 1650–1706, Jakob von Sandrart (16301708),
Herzog Anton-Ulrich-Museum, Braunschweig, Inventar-Nr. JvSandrart AB 3.105.

Und wie auch auf anderen Motiven erweckt der gezeigte Baumbestand den nicht der Realität entsprechenden Eindruck einer ausreichenden Holzversorgung.22 Ein Vergleich mit der heutigen Situation zeigt, dass selbst der auf der Münze gezeigte Blick nur infolge der Abholzungen auch im Uferbereich gegeben war, einem nicht ortskundigen Betrachter konnte dies damals kaum auffallen.

Euphemistisch ist zudem die Angabe des Beginns der Ausbeute im Abschnitt „DIE GRVBE WEISSER SCHWAN KAM IN AVSBEVT IM Q: LVCIAE 1732“. Sie unterschlägt, dass erst nach einer Verlustphase von 1735 bis 1742 wieder Ausbeute gezahlt werden konnte (bis 1762); 1799 wurde der Betrieb eingestellt.

Metaphysisch symbolisiert der Schwan neben dem Verweis auf den Grubennamen in Verbindung mit der Umschrift „CANDIDVS HAEC PROFERT MONTANVS PRAEMIA CYNGVS“ – „Der weiße Schwan bietet die Gaben des Berges an“ – die „Reinheit“ des Bergbaus aus christlicher Sicht. Zudem schafft die Ähnlichkeit mit der bis heute vertrauten bildlichen Verknüpfung Martin Luthers (14831546) mit einem Schwan eine assoziative Brücke zur lutherischen Amtskirche (Abb. 8).23

INFOBOX 1

Die Lage der Gruben im Festenburger Revier – Cronenburgs Glück, Weißer Schwan und König Carl

Die kleine Ansiedlung Festenburg wird über die L 517 erreicht, sie geht – von Goslar aus gesehen – kurz hinter dem Ortseingang Zellerfeld nach Osten ab. Nach etwas mehr als 2 km zweigt gut gekennzeichnet eine Stichstraße ab und vorbei an Parkplätzen, von wo aus sich die dortigen Teiche erkunden lassen, erreicht man nach weiteren 2 km Festenburg. Eine Dennert-Tanne kurz links hinter dem Ortsschild weist auf die hier früher im Nahbereich gelegenen Gruben hin. Vor allem die Abbildung auf „Cronenburgs Glück“ vermittelt einen Eindruck von dem hier damaligen geschäftigen Treiben auf dem heute ruhig vor dem Betrachter liegenden Areal. Etwa mittig vom Hotel führt ein markierter Weg Richtung Osten, auf ihm erreicht man nach wenigen 100 m den unteren Schalker Teich. Vom Damm nach Norden bietet sich in etwa der Blick, wie er auf dem Revers von „Weißer Schwan“ zu sehen ist (Abb. 7 und 9).

Abb. 9 Unterer Schalker Teich: Blick von der Staumauer zum Schalke (2023).

Am Ende des Dammes gelangt man in einem Bogen nach links, vorbei am aufgegebenen Mittleren Schalker Teich wieder nach Festenburg zurück. Über einen ebenfalls gut markierten Wanderweg, der bereits kurz vor dem Ortschild nach NW abgeht, kann man zum unteren und oberen Schalker Graben hinaufsteigen. Sie führen zum Kieferhölzer resp. Kellerhals-Teich und damit der Versorgung der Gruben im Zellerfelder bzw. Bockswieser Revier. Am oberen Schalker Graben angelangt wende man sich nach links und bald findet man direkt bei einer Stempelstelle einen Steg über den Graben (Abb. 10), er führt zu einem noch vorhandenen Loch- (Grenz-) Stein der Grube König Carl – wobei die Kombination von Lochstein und Graben an die auf „König Carl“ abgebildete Vermessungstätigkeit erinnert.  

Abb. 10 Steg über den Oberen Schalker Graben dahinter Stempelstelle (2023).
Abb. 11 Lochstein der Grube König Carl oberhalb des Oberen Schalker Grabens (2023).

Eine große Lichtung ermöglicht derzeit den Blick von dort nach Osten zum Brocken und dem Gebirgszug Auf dem Acker (Abb. 12) und vermittelt einen Eindruck von dem großen Wassereinzugsgebiet, das mit dem Sperberhaier Damm erschlossen wurde.

Abb. 12 Blick vom Oberen Schalker Graben nach Osten, links der Brocken (2023).
Abb. 13 Der Sperberhaier Damm, an der Harzhochstraße, der B 242 ca. 6km östlich Clausthal-Zellerfeld, Blick Richtung Osten, errichtet 1732/34, durchschnittlich befördertes Wasservolumen etwa 20.000 l/min (Foto 2022).

Per Bus erreicht man Festenburg mit der Linie 841 (Clausthal/ Schulenberg), es besteht dann die Möglichkeit z.B. über den Schalke (dort Aussichtsturm, der einen ähnlichen Blick nach Osten bietet) zum Haltepunkt Auerhahn an der B 241 zu wandern und von dort mit der Linie 830 (Goslar/ Clausthal) zurückkehren.

Da diese wie die weiteren genannten Verbindungen meist nur in größeren Abständen bedient werden, empfiehlt sich in jedem Fall ein genaues Studium der Fahrpläne.

Zur Vorbereitung der Wanderwege ist neben Google Map auch „Openstreetmap“ zu empfehlen, mit einer deutlich besseren Auflösung als bisher übliche Karten. Zudem lässt sich der Weg auf Google Maps in den meisten Bereichen auch online recht gut verfolgen, lediglich im Bereich der Auffahrt bis zum Maaßener Gaipel (s. Infobox 2) war das mobile Netz teilweise instabil..   


1745/46 Die Serie nimmt Fahrt auf

1745 folgen die Motive auf die Gruben „Güte des Herrn“ und „Lautenthals Glück“. Smith beschreibt für „Güte des Herrn“ zwei verschiedene Averse, unterschieden durch entweder einen Stern (vgl. Abb. 5) oder eine Rose (Abb. 14) am Beginn der Umschrift und sieht dies als Beleg für ein hohes Prägevolumen in diesem Jahr.24

Motiv auf die Grube „Güte des Herrn“

Der Betrieb der Grube „Güte des Herrn“ war nach längerem Ruhen 1730 wieder aufgenommen worden, 1740 kam sie in Ausbeute. Ausbeutetaler wurden 1747, 1748 (BS); 1749, 1756 (H) und 1745 und 1752 (BS/H) geprägt (Abb. 14, 16, zur Lage der Grube s. Infobox 2), sowie 1774 (s.u. im Kapitel „Aufbruch in eine neue Episode“).25

Abb. 14 „Güte des Herrn“ 1745 (H), 1. Stempel, Silber, 29g, 41mm.
Revers: Im Abschnitt „DIE GRVBE GÜTE DES HERRN KAM IN AVSBEVT IM Q:REMIN 1740“, darunter das Münzmeisterzeichen I•B•H•.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion 258, 29. Januar 2015, Los 56.
Müseler 10.6.3/3; Welter 2563.

Zentrales Bildelement ist die Öffnung (das „Mundloch“) des „Tiefen Sachsenstollens“ als Prinzip eines ebenfalls elementaren Wasserbauwerks. So brauchte in tiefere Abbaubereiche eindringendes Wasser nur bis auf Stollenniveau gehoben zu werden und konnte von dort abfließen – eine erhebliche Ersparnis an Pumpleistung. Die Abflussrinne selbst (die „Seige“) ist nicht dargestellt. Gleichzeitig konnten – wie zu sehen – auf diesem Wege Erze zu Tage gefördert werden. Die saubere Ummauerung des Mundlochs, die exakte Verschalung im Innern zum Abfangen des Bergdrucks, der Erztransport mit einer Lore (dem „Hunt“) auf flexiblen Bohlen und koordinierte Arbeitsabläufe zeigen den hohen Standard. Das Pferdefuhrwerk diente dabei nicht – wie das Motiv nahelegt – dem Weitertransport des Erzes, der hier über eine Lorenbahn (den „Huntslauf“) zur nahegelegenen Aufbereitung (dem „Pochwerk“ rechts außerhalb des Bildes) erfolgte, sondern dem Transport des „Erzmehls“ vom Pochwerk zum Hüttenwerk (links außerhalb des Bildes).26

Natürlich bot sich der Grubenname zu religiöser Bezugnahme an: Sonnenstrahlen, die die Wolken durchbrechen, symbolisieren die göttliche Güte. Sanft geleiten sie die sich auf den Harz absenkenden Metalle Kupfer, Silber und Blei und bescheinen wohlwollend die menschliche Tätigkeit. Göttliche Sphäre, Natur und der Bereich des Menschen konvergieren in der Stollenöffnung, aus der frisches Erz, die Gaben des Herrn, zutage gefördert wird.

Abb. 15 Ein schöner christlicher Haußsegen,
Flugblatt um 1650, Paul Fürst (1608–1666),
Detail: Ein Engel weist den Familienvater unerbittlich auf seine beruflichen Pflichten hin,
Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel, Inventar-Nr. IE-027.

Die Güte des Schöpfungsakts verbindet sich hier mit der Mühsal des Broterwerbs in Folge des Sündenfalls. Trotz der Schwere ihrer Arbeit wirken die Bergleute mit ihrem Dasein durchaus zufrieden: Das stolz vorgehaltene Grubenlicht – „Frosch“ genannt und oft über Generationen weitergereicht – spricht für bergmännisches Selbstbewusstsein. Und während der hintere Bergmann vor Freude strahlt, raucht der vordere genüsslich eine Zigarre. Es entsteht der Eindruck einer Vorfreude auf den Feierabend (Abb. 1). Hier wird an den Typus des „Hausvaters“ als damaliges Männerideal27 und die damit verbundene hierarchische Ordnung „Gottvater – Landesvater – Hausvater“ angeknüpft, was gleichzeitig durch die den Protagonisten zugestandene Individualität und Emotionalität ein Stück weit neu definiert wird, wie der Vergleich zu älteren Graphiken, in denen vor allem der Pflichtaspekt betont wurde, deutlich wird (Abb. 15). Dies sind liebevolle Details, die auf den Folgestempeln Typ 2–4 nicht fortgeführt wurden; dort kehrt man wieder zur Unpersönlichkeit früherer Motive zurück (Abb. 16, 2).

Abb. 16 „Güte des Herrn“ 1749 (H), 2. Stempel,
Revers: im Abschnitt wie vor.
Landesmuseum Hannover, Inventar-Nr. 03:075:002.
Müseler 10.6.3/19; Welter 2563.

Motiv auf die Grube „Lautenthals Glück“

Ebenfalls 1745 startete „Lautenthals Glück“ (BS/H) mit einer bereits überarbeiteten Version, nachdem eine extrem seltene Variante von 1743 (Abb. 17), die vermutlich nur der Erprobung des neuen Balanciers diente, offensichtlich noch nicht den Vorstellungen entsprach. Weitere Ausgaben erfolgten 1748, 1752 (BS/H), 1761 (BS) und 1749, 1756 (H) (Abb. 18, 19) und unter Georg III. mit Johann Anton Pfeffer als Münzmeister 1763 (H) (Abb. 20, zur Lage der Grube s. Infobox 2).28

Abb. 17-20: Motiventwicklung „Lautenthals Glück“, sämtlich H, Silber, 29g, 41mm.

Abb. 17 1743, 1. Stempel,
Revers: im Abschnitt „DIE GRVBE LAVTENTHALS GLVCK KAM IN AVSBEVT IM QV:REM : 1685“ darunter I•BH•.
Landesmuseum Hannover, Inventar-Nr. 03:074:051.
Abb. 18 1745, 2. Stempel,
Revers: im Abschnitt wie vor.
Museum August Kestner Hannover, Inventar Nr. 12455,0113 002 und 001.
Müseler 10.6.3/5; Welter 2566.
Abb. 19 1752, 3. Stempel,
Revers: im Abschnitt wie vor.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion 254, 07. Oktober 2014, Los 3183.
Müseler 10.6.3/38; Welter 2566.
Abb. 20 1763, 4. Stempel,
Avers: „GEORG•III•“ sonst wie vor;
Revers: Münzmeisterzeichen I•A•P• sonst wie vor.
Fritz Rudolf Künker & Co.KG, Auktion 337, 22. –26. Juni 2020, Los 991.
Müseler 10.6.4/7; Welter 2806.

Das Motiv knüpft ikonographisch an den Löser von 1685 an.29 Es vermittelt den Eindruck einer Montanlandschaft, wie man sie sich im damaligen Lautenthaler Revier mit einer ganzen Reihe von Gruben vorstellen kann: mehrere Gaipel, eine Radstube mit Feldgestänge, das Mundloch des Tiefen Sachsenstollens sowie als Zeichen des Erfolges Ausbeutefahnen und Halden.30 

Die junge Frau im Zentrum bildet einen geradezu phantastischen Kontrast dazu. Und sie gewinnt bis zur dritten Stempelversion (Abb. 19) nach und nach an Prägnanz, Detailreichtum und persönlichen Zügen. Damit verlagert sich ihre Bedeutung schrittweise von der Göttin Fortuna, die mit Laute und dem Tal im Hintergrund den Grubennamen versinnbildlicht, hin zum Idealbild einer realen jungen Frau – attraktiv, gebildet, sittsam und über die Musik im Kontakt zu Gott. In Analogie zu „Güte des Herrn“ wird hier das überkommene Frauenbild relativiert (Abb. 21) und gezeigt, dass auf dem Harz auch Bürgertum und Bildung zu Hause sind.31 Die Umschrift „TU QVONDAM ABIECTAM REDDIS DEUS ALME SONORAM“ „Auch Du, einst abgelegte, gibst – gütiger Gott – das Gegebene zurück“ nimmt Bezug auf die zuverlässigen Erträge der Grube, der ertragreichsten des Kommunion-Harzes.

Abb. 21 Die Frau als „Fünftes Element“ als Stimulanz für den Mann, sich nutzbringend den vier eigentlichen Elementen zuzuwenden. Druckgraphik 17.Jhd., unbekannter Stecher, Ausschnitt,
Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel, Inventar-Nr.  Graph. Res. C: 148.8.

INFOBOX 2

Die Gruben im Lautenthaler Revier – Güte des Herrn, Lautenthals Glück und Segen Gottes

Alle drei Gruben befanden sich im Bereich des Kranichberges – südlich Lautenthal und östlich der Innerste, siehe z.B. https://openstreetmap.de/karte/[a1]  und sind am einfachsten vom Parkplatz Maaßener Gaipel zu erreichen. Hierzu biegt man von der Straße Richtung Hahnenklee ein Stück hinter dem Ortsende in eine nach rechts unten abgehende Straße, das gut sichtbare Schild der Pizzeria am Maaßener Gaipel markiert den Abzweig. Nach etwa 500 m erblickt man linkerhand die Rekonstruktion einer einfachen, frühen Schachtanlage mit Haspelbetrieb. Rechts daneben weist eine Dennert-Tanne auf die hier früher befindliche „Schwarzen Grube“ hin, ursprünglich „Großer Jacob“ genannte genannt, eine der beiden Ausgangsgruben der 1681 neu gegründeten Grube Lautenthals Glück (Abb. 22). Die Ausdehnung des Feldes dieser Grube verdeutlichen die weiteren 500 m bis zum Schacht Maaßen, resp. St. Thomas, der zweiten Ausgangsgrube. Dort dokumentiert eine weitere Rekonstruktion den Fortschritt durch den Einsatz von Wasserkraft. (Abb. 23) Allerdings ist das Feldgestänge nur noch unvollständig erhalten. Den ganzen Weg ziehen sich rechterhand ausgedehnte Halden hin, wie sie auch auf dem Taler „Lautenthals Glück“ zu sehen sind; insgesamt lässt sich auch hier in Verbindung von Münze und den Gegebenheiten vor Ort ein plastischer Eindruck vom damaligen Revier imaginieren.  

Abb. 22 Alte Schachtanlage mit Haspelbetrieb und Lage Grube Großer St. Jacob an der Auffahrt zum Maaßener Gaipel (2023).
Abb. 23 Schachtanlage Maaßen mit Kunstkreuz und Feldgestänge, hangabwärts Kehrrad (2023).

Direkt neben dem Eingang zur Waldgaststätte geht rechts ein kleiner, aber gut markierter Wanderweg nach unten, auf dem man über den Oberen und Unteren Richtschachter Graben nach 400 m linkerhand den Abendsterner Schacht erreicht, der nach der Abbildung auf „Segen Gottes“ zu urteilen vermutlich von dieser Grube mitgenutzt wurde. Wenige Schritte weiter am Ende des abschüssigen Weges trifft man auf den Lautenthaler Kunstgraben (Abb. 24), der hier hangseitig einem breiten, ebenen Waldweg folgend eine 90° Kurve von Süden nach Osten beschreibt. Man befindet sich jetzt auf dem sogenannten Osterfeuerplatz; folgt man von dort dem Graben Richtung Süden sieht man bald eine Dennert Tanne zur Rechten, die an die Grube „Güte des Herrn“ erinnert. Danach führt der Weg an einem früher hier gelegenen Klärsumpf und dann an einem „Fehlschlag“, dem sog. „Lautenthaler Wasserfall“ vorbei.
Etwas später zweigt nach links der Kranichsbergweg ab, der bergauf zum Maaßener Gaipel zurückführt. Geradeaus geht es weiter Richtung Wildemann, man sieht z.B. den Ein- und Auslass eines unterirdischen Grabenabschnitts (einem „Wasserlauf“) und bald bekommt man rechterhand Blickkontakt zum Tal mit der Innersten und der neben ihr verlaufenden Straße und kann – gegen die Fließrichtung – verfolgen wie sich der anfangs erhebliche Höhenunterschied Schritt für Schritt reduziert bis beim Ableitpunkt des Grabens aus der Innersten bei Wildemann beide auf gleichem Niveau liegen. (Abb. 24, vgl. auch Text zu „Segen Gottes“) In Wildemann gelangt man über den Weg Am Hüttenberg, der von der Schützenstraße direkt hinter einer Brücke nach links abgeht, zur Ableitstelle. Wer nur eine Strecke laufen möchte, für den bietet sich die unten genannte Busverbindung (832/850) an.  

Abb. 24 Der Lautenthaler Kunstgraben, ein nicht mehr aktiv unterhaltener Graben, befördertes Wasservolumen früher bis 11.000l/min. Wegabschnitt mit Blick in Fließrichtung, das Tal der Innersten liegt außerhalb des Bildes links unten, (2022).

Der Osterfeuerplatz ist alternativ auch vom Parkplatz der Touristeninformation Lautenthal, Kaspar-Bitter-Str. 7b, (Bus 832 Langelsheim-Clausthal) aus zu erreichen. Dabei orientiere man sich an den beiden Sendemasten, zu denen ein steiler Weg hinaufführt, zwischen beiden hindurch gelangt man über einen kleinen Pfad, der etwas versteckt bergauf zum Lautenthaler Kunstgraben führt, von dort gelangt man auf dem oben beschriebenen Weg nun bergauf zum Schacht Maaßen.

Abschließend bietet sich ein Besuch des Lautenthaler Besucherbergwerks an, vorherige Anmeldung ist sinnvoll.


Motiv auf Grube „Regenbogen“

Die Prägung auf „Regenbogen“ begann 1746 (BS/H). Da noch mit Beginn der Ausbeutezahlungen Ende 1746 kurzfristig geprägt werden sollte, in dem Jahr bis dahin aber keine andere Prägung erfolgt war, wurden für beide Averse die Stempel des Vorjahres genutzt und bei der Jahreszahl die „5“ in eine „6“ umgeschnitten, zudem wies der erste Reversstempel Unschärfen auf. Mit neuem Stempel folgten die Jahrgänge 1747 (BS), 1749 (H), 1748 und 1752 (BS/H) (Abb. 25, zur Lage der Grube s. Infobox 3).32

Abb. 25 Regenbogen“ (BS), 1748, Silber, 29g, 41mm.
Revers: im Abschnitt „DIE GRVBE REGENBOGEN KAM WIED:IN AVSB: IN Q:LVCIAE 1746“ darunter I•B•H•.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion Preussag 1, 30. Oktober 2015, Los 260. Müseler 10.6.3/22; Welter 2567.

Schon 1673/74 war die Grube nachweisbar, aber erst 1740 ging es aufwärts, Investoren zeichneten wieder Anteile (s.o. Kapitel „Jealousy of Trade“), und ab Ende 1746 konnte Ausbeute gezahlt werden. Trotz erneuter Verluste ab 1751 konnten die Zahlungen noch bis Ende 1755 aus einem Guthaben fortgesetzt werden, danach wurde Zubuße eingefordert.

Gezeigt werden eine „Kehrradstube“33, zwei Nebengebäude links und Halden, zwei Bergleute mit geschulterten Hacken und Grubenlichtern sind unterwegs. Links befindet sich der Damm des Mittleren Zechenteichs mit dem für den Harz typischen „Striegelhäuschen“ zur Steuerung des Wasserflusses.

Abb. 26 Wer in der Zeit der noth die Armen Tränckt und Weidet;
Druckgraphik um 1650, Paul Fürst (1608–1666), Ausschnitt,
Herzog-August-Bibliothek, Wolfenbüttel, Inventar-Nr. IT 73.

Der Regenbogen galt gerade im Pietismus, dem viele Bergleute zuneigten, als traditionelles Symbol für die Offenbarung Gottes und den Gnadenbund mit Christus (Abb. 26).34 In diesem Gnadenbund sah man die persönliche Beziehung des Einzelnen zu Jesus begründet und darin wiederum den Anspruch eines jeden auf angemessene Lebensbedingungen. Korrelierend ist im Hintergrund rechts die Bremer Höhe zu sehen – obwohl in dieser Blickrichtung nicht sichtbar, aber unverkennbar gemeint durch die damals dort stehende Windmühle (Vgl. dazu auch Abb. 4). An diesem Ort hatten sich im Rahmen des Streiks von 1738 die Bergarbeiter versammelt, es war der Höhepunkt in einer Reihe sozialer Konflikte. Die damalige Entschlossenheit der Bergleute führte erstmals zu Kompromissen seitens des Bergamts mit Anerkennung einer existenziellen Sicherung und des Status als „Herrschaftliche Bergarbeiter“, der Beginn einer langen Phase sozialen Friedens.35 Die Umschrift wirkt passend beinahe wie ein Dankgebet „LOBE DEN, DER IHN GEMACHT HAT SYR C 43“.   

INFOBOX 3

Die Lage der Grube „Regenbogen“ im Zellerfelder Revier

Die Grube liegt westlich von Zellerfeld und ist über die Spiegelthaler Str. zu erreichen.

Unmittelbar nachdem man rechts den Wasserläufer Teich und links den Mittleren Zechenteich passiert hat zweigt nach links ein Weg ab, der zwischen dem Mittleren und (rechterhand) Oberen Zechenteich verläuft. Am Ende der Teiche geht es ein Stück nach rechts und dann gleich nach links in den Wald hinein, dort zeigt eine Tafel an einer Pinge die Lage des früheren Schachtes „Regenbogen“ an (Achtung Einsturz- Lebensgefahr!). Interessant ist der Blick von oben zur früheren Kehrradstube, das Gebäude wurde erweitert und beherbergt heute einen Ponyhof, deutlich erkennbar ist eine muldenförmige Vertiefung des Geländes, ganz offensichtlich für den Betrieb des Feldgestänges (Abb. 27). Geht man auf dem Rückweg weiter um den Mittleren Zechenteich herum kommt man an dem Gebäude vorbei und findet dort eine Tafel, die über die frühere Funktion informiert.

Abb. 27 Blick vom Schachtgelände Regenbogen zur (erweiterten) Radstube, Geländeeinschnitt für Feldgestänge, links davon im Hintergrund der Mittlere Zechenteich (2022).

Die Grube „Herzog August Friedrich Bleyfeld“ ist laut www.mineralienatlas.de etwa 1 km nach Westen links des Weges zum Oberen Einersberger Teich zu lokalisieren, ein Hinweis konnte in dem Areal allerdings nicht entdeckt werden, so dass keine sicheren Angaben zur Lage gemacht werden können.

Zurück in Zellerfeld ist wie eingangs erwähnt ein Besuch des Oberharzer Bergwerksmuseums zu empfehlen, das in seinem Münzkabinett auch die Serie der Grubentaler zeigt. Ganz in der Nähe befindet sich die Alte Zellerfelder Münze, heute ein Kunsthandwerkerhof mit Gastronomie sowie der Ausgangspunkt eines Welterbe-Erkenntnisweg, der auf 3,6 km viel über das Thema Wasserwirtschaft und zu den Ideen des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) vermittelt.

Busverbindungen bestehen bis zur Goslarer Str. in Zellerfeld (Linie 830). Der passionierte Wanderer kann auch z.B. über das Spiegelthal den Weg nach Westen bis Wildemann fortsetzen und von dort nach Clausthal zurückkehren (Linie 832/850).


1750-1765 Neue Motive künden von weiteren Erfolgen

Motiv auf die Grube „Herzog August Friedrich Bleyfeld“

Zunächst folgt das Motiv auf die Grube „Herzog August Friedrich Bleyfeld“, es wird 1750 und 1752 geprägt (BS/H) (Abb. 28, zur groben Lage der Grube s. Infobox 3).36

Die Grube lag auf dem Stuffenthaler Zug genannnten westlichen Abschnitt des Zellerfelder Hauptzuges. 1675 war sie durch das Zusammenlegen der Gruben „Herzog August Friedrich“ und „Bleyfelder Fundgrube“ entstanden. Nach wechselhaftem Verlauf mit nur zeitweiligen Ausbeutephasen von 1675 bis 1679 sowie 1687 bis 1707 kam sie u.a. durch technischem Ausbau – 1734 Umstellen des Förderns (das „Treiben“) von Pferde- auf Wasserkraft – ab dem 1. Quartal 1750 wieder in Ausbeute, ein willkommener Anlass zur Prägung. Die Münze zeigt die 1745 realisierte Situation: Ein 365 m langes Feldgestänge führte von der Kehrradstube rechts zum gemeinsam genutzten Gaipel des Samuelschachts am linken Bildrand, Halde und Ausbeutefahne symbolisieren wieder den Erfolg. Ein „Knick“ in der Mitte passt das Feldgestänge an die Geländekontur an.

Abb. 28 Herzog August Friedrich Bleyfeld“ (BS), 1750, Silber, 29g, 41mm.
Revers im Abschnitt „DIE GRVBE H: AVG: FRIED: BLEYFELD KAM WIED: IN AVSB: IM QV:REM:1750“ darunter I•B•H•.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion Preussag 1, 30. Oktober 2015, Los 261. Müseler 10.6.3/28; Welter 2564.

Die übergroß im Vordergrund stehende Säule im dorischen Stil zeigt die Initialen des Herzogs August Friedrich, darüber eine Fürstenkrone und schließlich das alchemistische Zeichen für Blei bzw. den Planeten Saturn mit seinem charakteristischen Ringsystem. Die Säule symbolisiert die Macht des Herzogs37, während die Umschrift „REDEUNT SATURNIA REGNA“ – „Saturns Herrschaft kehrt zurück“ (nach Vergil, Ekloge 4,6) eine Rückkehr des Goldenen Zeitalters in Aussicht stellt.38 Lange sollte der Optimismus jedoch auch hier nicht währen – bereits 1762 kam die Grube wieder in Zubuße und wurde 1817 stillgelegt.

Motiv auf die Grube „König Carl“

1752 schließt sich die Grube „König Carl“ an (Abb. 29, 30, zur Lage der Grube s. Infobox 1).39 Obwohl nur 1752 geprägt (BS/H) existieren von diesem Motiv zwei Varianten. Auf beiden markiert ein Grenzstein (der „Lochstein“) im Zentrum die Grube in Ermangelung eines eigenen Schachts. Die zweite Variante zeigt auf den Sockeln der beiden Säulen zusätzlich Schlägel und Eisen – das Bergwesen als Fundament fürstlicher Macht. Jedoch erst die Beachtung eines weiteren, bisher wenig beachteten Detail erhellt den Gesamtzusammenhang: Eine abgestuft linienförmig von links nach rechts ansteigende Geländekontur wird auf der zweiten Version über das gesamte Motiv bis an den rechten Rand fortgeführt. Diese Furchung des Geländes entspricht einem Drainagesystem, um das Mögliche an Antriebswasser sammeln zu können. Der reduzierte Feuchtigkeitsgrad des Bodens förderte wiederum das Wachstum der Fichten, die ihrerseits die Gräben im Winter vor Vereisung/ Schneeverwehung schützten – eine ökologische Funktionseinheit. Dazu wird die Vorgehensweise zur Bestimmung des Grabengefälles gezeigt: Zwei Messgehilfen halten ein Seil gespannt, an dem mittig ein Winkelmesser mit Lot befestigt ist, mit der Messlatte werden dann Verlauf und Steigung der Grabensohle festgelegt. Der „Arschleder“ genannte Hosenbodenschutz und der (grüne) Schachthut, das „Mooskäppel“, weisen die beiden als Bergleute aus, die in der Regel bei Leerlauf in den Gruben für solche Arbeiten herangezogen wurden. Je nach Bedarf, s.u., konnten Gräben bereits mit einem Gefälle von unter 0,1% angelegt, bzw. „aufgefahren“, werden. Erst die zweite Version zeigt somit klar den inneren Zusammenhang zwischen bergmännischem Knowhow und Selbstverständnis; ein plausibel erscheinender Grund für die Motivüberarbeitung, zumal keine anderweitige Erklärung bekannt ist.40

Abb. 29 König Carl“, 1752 (H); Silber, 29g, 41mm, erste Variante.
Revers: Im Abschnitt „DIE GRVBE KÖNIG CARL KAM IN AVSBEVT IM QV:REM:1752“, darunter I•B•H•.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion Preussag 2, 01. November 2016, Los 1257. Müseler 10.6.3/37; Welter 2565.
Abb. 30 zweite Variante (H).
Revers: im Abschnitt wie vor.
Museum August Kestner Hannover, Inventar Nr. 12167,1082,108 002 und 001. Müseler 10.6.3/37a; Welter 2565.

Besondere Aufmerksamkeit verdient daneben die Umschrift „PLVS VLTRA“, dt. „[Und] darüber hinaus“, das Motto Kaiser Karls V. (1500–1558). In Verbindung mit den beiden Säulen entsteht so eine Parodie spanischer Münzen. Damit wird eine Parallel zwischen den reichen Gruben Süd- und Mittelamerikas (Abb. 31) und dem Harz als gleichermaßen sicheren Ort für eine Geldanlage hergestellt, auch als Abgrenzung gegenüber anderen Anlageformen.41

Abb. 31 8 Reales Mexiko 1743. Silber, 26,7g; 38,5mm.
Avers mit Wappen für Kastilien, Leon und Bourbon-Anjou (Herz);
Revers Säulen des Herkules mit den Spruchbändern links „PLUS“ rechts „VLTR(A)“, dazwischen Weltkugel mit Vorder- und Rückseite.
Casa de la Moneda Madrid, Inventar-Nr. 36088.

Motiv auf die Grube „Segen Gottes“

Prägungen auf die Grube „Segen Gottes“ erfolgten 1761 (BS) und 1765 (H). Der zweite Reversstempel unterscheidet sich im Wesentlichen nur durch das Münzmeisterzeichen „I.A.P“ (Abb. 32, 33, zur Lage der Grube s. Infobox 2).42 Die Grube grenzt an „Güte des Herrn“, nach ersten Explorationen 1675 bis 1679 wurde sie 1742 erneut verliehen. Ab dem 3.Qu. 1760 konnte Ausbeute gezahlt werden, jedoch nur bis zum 2.Qu. 1766. Danach erfolgte nur noch geringe Förderung, 1817 wurde der Betrieb eingestellt.

Abb. 32 „Segen Gottes” 1761 (BS); Silber, 29,0g, 41mm.
Revers: im Abschnitt „DIE GRVBE SEGEN GOTTES KAM IN AVSBEVT IM Q:CRVC:1760“ darunter I•B•H•.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion Preussag 2, 01. November 2016, Los 1110. Müseler 10.3/62; Welter 2729.
Abb. 33 Ausgabe 1765 (H).
Revers: im Abschnitt Münzmeisterzeichen I•A•P• s. wie vor.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion Preussag 1, 30. Oktober 2015, Los Nr. 312. Müseler 10.6.4/12; Welter 2807.

Wieder geht es thematisch um die Wassernutzung, hier das bergmännische Prinzip „Haltet die Wasser hoch“, um dessen Energiepotential so optimal wie möglich nutzen zu können. Der Blick geht von etwa Nordwesten über die Innerste, einem wasserreichen Fluss im Westharz, auf der Abbildung ganz vorn von rechts (Süden) nach links dargestellt. Dahinter verläuft ein aus ihr rechts außerhalb des Bildes abzweigender Pochgraben und versorgt – am rechten Rand sichtbar – über einen aufgeständerten Zulauf (ein „Gefluder“) ein Pochwerk mit Betriebswasser. Auf einer Anhöhe befinden sich ein Zechenhaus und eine Radstube. Von dort geht ein Feldgestänge zum gemeinsam genutzten Abendsterner Schachtgebäude. Der verdeckte „Lautenthaler Kunstgraben“ liefert das nötige Antriebswasser, das er etwa acht Kilometer südlich in Wildemann von der Innersten aufnimmt und mit so geringem Gefälle nach Lautenthal führt, dass hier Kunsträder deutlich über Flussniveau angetrieben werden können. Am linken Rand wird ein sog. „Fehlschlag“ gezeigt: Ein Wehr, über das bedarfsweise Wasser abgelassen werden kann, sei es wie hier schwallartig um Sedimente auszuspülen (hier befand sich ein Absetzbecken), oder um bei zu starkem Wasserandrang dahinter liegende Grabenabschnitte vor Überflutung/Beschädigung zu schützen. (vgl. auch Infobox 2) Flussabwärts wird das Wasser noch die Blasebälge der Lautenthaler Hütten antreiben. Bei den beiden Mundlöchern dürfte es sich links um den „Tiefen Sachsenstollens“ handeln; das rechte diente der Erzabfuhr – ein „Huntslauf“ führte zur Erzaufbereitung rechts. Das kleine Gebäude dazwischen könnte der Erfassung der Fördermenge gedient haben. Als Tätigkeit des Bergmann rechts im Vordergrund wurden u.a. Rutengehen oder Fischen diskutiert. Wahrscheinlicher wurde die zusätzliche Nutzung der Innerste für den Transport von Brennmaterial für die Hütten dargestellt: Holzscheite wurden in großer Zahl flussaufwärts in den Spiegelbach geworfen, bei Lautenthal abgefangen und mit langen Haken an Land gezogen, wobei die Bergleute wie gezeigt im – kalten – Wasser standen.43 Die Umschrift lautet „AN GOTTES SEGEN IST ALLES GELEGEN“.

Aufbruch in eine neue Epoche

Motiv auf die Grube „Güte des Herrn“

Ein neues Motiv auf die Grube „Güte des Herrn“ setzt 1774, nur für Hannover geprägt, den Schlusspunkt. Wiederum gibt es zwei Varianten. Der wesentliche Unterschied ist hier, dass die zweite Variante in Feinsilber ausgeführt ist, s. Abschnitt „Die Averse“. Einige geringfügige motivische Abweichungen sind dagegen ohne Relevanz (Abb. 34, 35, zur Lage der Grube s. Infobox 2).44

Abb. 34„Güte des Herrn“, 1774, erste Variante, Silber, 29,2g, 41mm.
Avers: Großbritannisches Wappen, mit Hosenbandorden und dem Motto „HONI SOIT QUI MAL Y PENSE“, Löwe und Einhorn als Schildhalter, Krone, Spruchband „DIEU ET MOI DROIT“, Umschrift: „1774 GEORG III •D•G•M•B•F•&•H•REX•F•D•B•&•L•DUX•S•R•I•A•T•&•EL•“.
Revers: Umschrift „DIR ERDE IST VOLL DER GÜTE DES HERRN“ Im Abschnitt: „DIE GÜTE DES HERRN KAM WIEDER IN AUSBEUTE IM•Q•LUCIAE•1774•“, darunter IC•R•.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Preussag 1, 30. Oktober 2015, Los 315.
Müseler 10.6.4/28; Welter 2805.
Abb. 35 Zweite Variante; Feinsilber, 26,1g, D 40,5mm sonst wie vor.
Fritz Rudolf Künker & Co. KG, Auktion 327,08.–10. Oktober 2019, Los 3226.
Müseler 10.6.4/28a; Welter 2805.

Schon auf den ersten Blick fällt hier die im Vergleich zur übrigen Serie vollständig andere Gestaltung auf. Auf dem Avers wird nun die Machtfülle des Regenten durch den englischen Löwen und das schottische Einhorn als Schildhalter zusätzlich unterstrichen. Der Revers wiederum hebt bei unverändertem Grundkonzept nicht mehr einen gezielten Aspekt hervor, sondern zeigt anhand eines Montanpanoramas das Ineinandergreifen der gesamten Produktionskette: Rechts beginnend sieht man eine Schachtanlage, die über ein Feldgestänge mit einer Kehrradstube verbunden ist, davor ein Stapel Schachtholz, das gerade von einem Fuhrwerk angeliefert wurde. Neben der zentralen Fichte stehen rechts das Zechenhaus und links ein Pochwerk mit Absetzbecken. Links zwischen Bäumen befindet sich ein aus drei Gebäuden bestehender Hüttenkomplex, am Qualm erkennbar, daneben lagert Feuerholz. Ein wohl gefüllter Teich versorgt über ein System von Gräben und Gefludern alles mit Antriebswasser. Das Ziel einer idealtypischen Darstellung steht hier eindeutig gegenüber topographischer Exaktheit im Vordergrund.45

Gesamtblick auf die Serie

Wenn nun der Blick auf die Serie insgesamt und ihre Eigenschaft als Werbemedium gerichtet wird, stellt sich als erstes die Frage nach der Zielgruppe. Diese wird durch die Beschränkung auf das Nominal Taler definiert: Der Taler bot nicht nur den erforderlichen Raum für die Motive, sondern zielte auf einen ausreichend solventen und gehobenen Personenkreis, wofür auch die teilweise Beschriftung in Latein spricht. Und er vermochte mit höherer Wahrscheinlichkeit – vor allem über Kaufleute – auch auswärtige Finanzzentren zu erreichen.

Das außergewöhnliche Design half den Münzen im nächsten Schritt in der Menge üblicher Prägungen als etwas „Besonderes“ wahrgenommen zu werden und sich so – ganz im Sinne der Vorstellungen von einer effektiven Werbestrategie – aus dem „Grundrauschen des Informationsflusses“ herauszuheben.

Die nächste wichtige Eigenschaft einer erfolgreichen Werbekampagne ist die Fähigkeit, bei den Angehörigen der Zielgruppe latent vorhandene Wünsche anzusprechen und so ein nach Befriedigung drängendes „Bedürfnis“ auszulösen.46 Hierzu werden im Abschnitt mit der Formulierung „Die Grube kam in Ausbeut…“ verlockende Gewinnmöglichkeiten aufgezeigt und so (Be)Gier(de) geweckt, verstärkt durch das mantraartige Wiederholen auf allen Motiven und durch das – anzunehmende – große Prägevolumen.47 Beides erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer nachhaltig positiven Bewertungsänderung in Bezug auf die Harzer Gruben. Für ein einmal gewecktes „Bedürfnis“ bieten die Münzen gleich ein Produkt bzw. eine Lösung an, die sicher zwanglos den Vorstellungen der Zielgruppe entsprach. Umschrift, Bild und Abschnitt fiel es dann gemeinsam zu, diese „Lösung“ als vertrauenswürdig darzustellen und ein Suchverhalten nach weiterer Information in Gang zu setzen.

Abb. 36 Alte Münze Zellerfeld Blick von der Schützenstraße aus. Links der besonders solide, feuersicher ausgeführte Gebäudeteil, in dem Vorarbeiten wie Schmelzen, Gießen, Glühen, Plattenschneiden und die Herstellung der Prägestempel stattfanden; rechts Zugang zum Innenhof (2019).

Betrachtet man die Motive unter diesem Aspekt, wird deutlich, wie gekonnt hier die Erwartungen potentieller Interessenten in den Mittelpunkt gerückt wurden. Dabei war nicht einmal direkt erkennbar, dass der Betrachter selbst Zielperson einer kommerziellen Werbung war – würde man doch die Münze eher für ein besonders repräsentativ gestaltetes Zahlungsmittel halten.

Da bei einem Investor vor allem ein Interesse an Lukrativität und Sicherheit anzunehmen war, wurden Aspekte wie Ergiebigkeit der Erzlager, Versorgungsstabilität, Knowhow und Motivation der Arbeiterschaft und Stand der Montantechnik in den Vordergrund gestellt, ergänzt um Themen wie Verkehrsinfrastruktur, soziale Stabilität oder Rechtssicherheit.

Ein besonderer Fokus lag auf wasserbaulichen Anlagen – anfangs Teiche und Wasserlösungsstollen, später (1752) das Grabensystem und (1761/65) das Prinzip der Wasserhaltung. Die Frage nach ausreichendem Antriebswasser war für den Grubenbetrieb einfach essentiell und stand auch bei den wöchentlichen Sitzungen des Bergamts stets im Mittelpunkt.48

Gestalterisch hatte man nach anfänglichen Unsicherheiten (vgl. Abb. 5) rasch zu einem überzeugenden Konzept gefunden: Die Darstellungen lenkten den Blick unmittelbar auf das Wesentliche, boten überschaubare, leicht aufnehmbare und dabei aussagekräftige Informationen und regten mit ihrer Ästhetik auch zu längerer Betrachtung an. Elementar Bedeutendes wurde in variierter Form mehrfach aufgegriffen – so entstand ein umfassender Gesamteindruck, gleichzeitig wurden durch die Verknüpfungen unbewusste „Lerneffekte“ in Gang gesetzt.49 Verwundern mag das Fehlen von Untertageszenen (vgl. Abb. 2). Dieser Bereich lag jedoch in der jeweiligen Zuständigkeit der Investoren und war damit kein Werbeargument. Auch spezifische Assoziationen zu den Grubennamen wären in Verbindung mit Untertageszenen kaum herstellbar gewesen.

Idealisierte Darstellungen oder nicht (ganz) stimmige Lageverhältnisse sind überwiegend der Intention prinzipielle Zusammenhänge zu verdeutlichen geschuldet.

Daneben wurde aber auch durchaus in die werbetechnische Trickkiste gegriffen: So sind auf den Motiven für einen Außenstehenden die Knappheit von Holz und Wasser nicht erkennbar, vielmehr werden ausreichend vorhandene Ressourcen suggeriert.50 Vergleichbares gilt für einige Angaben zur Ausbeute: Die Auszahlungen auf „Cronenburgs Glück“ etwa waren bereits bei der ersten Ausgabe gegenüber der ursprünglichen Höhe halbiert und bei der letzten Prägung 1752 war deren Ende sicher schon absehbar; bei „Segen Gottes“ lag 1765 sogar weniger als ein Jahr zwischen der Prägung (H) und dem Ende der Ausbeutezahlungen.51

Abb. 37 „Eine Raumfahrt in die Erde“, Figurine von Rudolf Nickel (1890–1975). Harzer Bergmann mit Mooskäppel, Werkzeug (dem Gezähe) und Grubenlicht.
Oberharzer Bergwerksmuseum, Clausthal-Zellerfeld, 09.59.35 OBM_B16.

Und auch die Möglichkeit an das moralische Empfinden zu appellieren wurde bereits intensiv genutzt: Wie ein roter Faden ziehen sich Bezüge zur christlichen Religion durch die Serie mit wirkmächtigen Bildern wie dem Regenbogen, dem Schöpfungsakt oder auch mit Anspielungen auf unbestrittene Autoritäten wie Martin Luther. Ein Engagement im Bergbau – inklusive der daraus erzielbaren Gewinne – erschien so als christlich und damit im Einklang mit dem bestehenden Wertesystem.

Mit „König Carl“ wurde schließlich die eigene Bonität als mit den südamerikanischen Gruben vergleichbar dargestellt und damit als – vermeintlich – solider im Vergleich zu anderen Anlageformen.52

Selbst die zeitliche Abfolge der Prägungen war offensichtlich nicht zufällig: Nach dem etwas verhaltenen Auftakt 1744 lagen bis Ende 1746 bereits fünf Motive vor. Neuauflagen in unregelmäßigen Abständen signalisierten kontinuierlichen Erfolg; die drei folgenden Motive von 1750, 1752 und 1761 mussten dann den Eindruck einer weiter positiven Tendenz bestärken. So konnte diese Abfolge dazu beitragen, Unentschlossene doch zu überzeugen, aber auch ein zwischenzeitliches Auslaufen der Ausbeutephase einer Grube zu verschleiern.

Die letztgenannten Motive können sogar als Beleg dafür gelten, dass tatsächlich neuer Mut aufkam: So waren 1746 die Listen der Investoren (die „Gewerkenlisten“) für „Herzog August Friedrich Bleyfeld“ bzw. „König Carl“ komplettiert und der Betrieb konnte aufgenommen werden – möglicherweise hatten die ersten fünf Motive zu dieser Entwicklung beigetragen. So waren die drei neuen Motive auch ein positives Feedback für beteiligte Investoren und für noch Zögerliche ein Hinweis auf verpasste Chancen!53

Resümee

Insgesamt lässt sich sagen, dass von Imhoffs Vorhaben, eine Münzserie zu Werbezwecken einzusetzen, kreativ und konsequent umgesetzt wurde und vermutlich sogar in Teilen Erfolge erzielte. Zweifellos wird sich von Imhoff von Anfang an bewusst gewesen sein, dass in Privatinvestitionen nicht die Zukunft des Reviers zu sehen war, sondern bestenfalls eine Übergangslösung. Tatsächlich erforderte die Entwicklung vielmehr einen systematischen Ausbau des Reviers unter Ägide der Landesherren.54 Da für die Leitenden des Bergamts das Wohl der Montanregion sicher höchste Priorität hatte55, wird man diese Serie als ein Instrument anzusehen haben, das lediglich dazu beitragen sollte, den Zeitraum bis zu einer endgültigen Lösung zu überbrücken. Diese sollte Ende 1774 im Rahmen einer Konferenz gemeinsam mit Regierungsvertretern zustande kommen. Eine wichtige Rolle kam dabei den verbesserten Verhüttungsprozessen zu; diese hatten eine Gewinnoptimierung ermöglicht, was wesentlich dazu beitrug, dass die erforderlichen Investitionen genehmigt wurden. Das Motiv von 1774 ist vor diesem Hintergrund zu sehen: Die Lage des Kommunion-Harz hatte sich weiter verschlechtert, die Gesamtproduktion war 1770 auf 6.746 Mk zurückgegangen und von über 60 Gruben stand allein „Lautenthals Glück“ noch in Ausbeute. Als „Güte des Herrn“ 1774 wieder in Ausbeute gesetzt werden konnte, war dies ein Hoffnungsschimmer, der sogleich genutzt wurde, um im Vorfeld der Konferenz diesen Teil des Harzes in einem möglichst günstigen Licht erscheinen zu lassen.56 Das erstmalige Berücksichtigen eines Hüttenkomplexes zeigt die gewachsene Bedeutung dieses Betriebszweigs und die Gesamtkomposition des Motivs belegt, dass es inzwischen nicht mehr um das Ansprechen privater Investoren ging.57

Die Serie zeichnet damit wesentliche technologische und organisatorische Entwicklungsschritte der Epoche nach – von der Präsentation der Fähigkeiten beim Wassermanagement und der Kraftübertragung per Feldgestänge hin zur numismatischen Würdigung des Hüttenwesens respektive von der noch aus dem 16.Jhd. stammenden Organisationsform kleiner privatgetragener Gruben hin zum frühneuzeitlichen industriellen Großkomplex. Gleichzeitig belegt sie die unternehmerische Kompetenz, den Weitblick und das geschickte Marketing der leitenden Beamtenschaft.

Was die Serie dabei besonders reizvoll macht ist, dass sie nicht auf diese ökonomischen Aspekte beschränkt bleibt, so sehr diese auch der Anstoß für die Entstehung gewesen seien mögen. Immer wieder – wie z.B. bei „König Carl“ – drückt sich in ihr auch eine Hommage an die Bergleute aus, die mit einer gelungenen Synthese von Planungsvermögen und handwerklichem Geschick die Basis des Montanbetriebs bildeten. (Abb. 37) Und wenn den Protagonisten etwa auf „Güte des Herrn“ und „Lautenthals Glück“ Individualität und persönliche Würde zuerkannt werden und vermeintlich Gegensätzliches wie selbstverständlich miteinander in Beziehung gebracht wird – finanzielles Gewinnstreben und christlicher Glauben, herrschaftliche Repräsentation und Selbstbewusstsein des Bergvolks, soziale Bedürfnisse und betriebswirtschaftliche Optimierung – wird zudem der Geist der Aufklärung spürbar.

Insgesamt eröffnet so der holistische Blick auf die Oberharzer Ausbeutetaler von Braunschweig-Lüneburg im Vergleich zu einer vorwiegend isolierten Betrachtungsweise der Einzelprägungen eine Reihe spannender neuer Facetten. Insbesondere vermittelt er interessante Einblicke in die Lebensbedingungen der Region und deren Dynamik und er vermittelt einen Eindruck von einer Ideenwelt, die räumlich und thematisch weit über lokale Grenzen und das Montanwesen hinausgreift.

Darüber hinaus erzählen die Motive von im Vergleich zur heutigen vom Tourismus geprägten Situation völlig differenten Verhältnissen und einer ganz anderen Lebensrealität. Die Münzen können damit in Verbindung mit der noch vorhandenen historischen Infrastruktur und den Hinweistafeln zusätzliche Eindrücke vermitteln und so das Bild von jener Epoche abrunden.

Abb. 38 Blick vom Maaßener Gaipel auf Lautenthal und das Tal der Innerste. Der heute beschauliche Aussichtspunkt lag damals im Zentrum des frühindustriellen Komplexes (Foto 2023).


Anmerkungen

Der Verfasser dankt für vielfältige Unterstützung insbesondere Julia Kröner (Firma Künker, Osnabrück), Tom Hockenhull (British Museum, London), Ulrich Reiff (Oberharzer Bergwerksmuseum, Clausthal-Zellerfeld), Dr. Michael Zimmermann (Karlsruher Institut für Technologie, Eggenstein-Leopoldshafen) und den Teams der Leibniz Bibliothek Hannover, der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, des Niedersächsischen Landesarchivs Hannover/Clausthal und des Bergbaumuseums Lautenthal in Langelsheim OT Lautenthal.

1 Erste Veröffentlichungen erfolgten durch Georg Septimus Andreas von Praun (1701–1786) und Henning Calvör (1686–1766), s. von Praun1747, S. 356–357; Calvör 1763, S. 297–299.

2 Fiala 1909, S. 55–56.

3 Voigt 1771, 160–161; Heisterhagen 1934, S. 11–13, 39, 69–71; Bartels 1992, S. 726–731; eine „Mark“ entsprach 233,8g Feinsilber.

4 Voigt 1771, S. 29; Bartels 1992, S.354–359.

5 Heisterhagen 1934, S. 102; Hoffmann 1978, S. 276–277; Bartels 1992, S. 356; Bartels 1994, S. 87–88.

6 Schmidt 1989, S. 199–204, 254–274; Schmidt 2012, S. 28–29,108–109.

7 Zum Rückgang der Belegschaft s. Bartels 1992, S. 383; Zum Konzept „Jealousy of Trade“ auch auf regionaler Ebene s. Menning 2020, z.B. S. 12–13, 390–394.

8 Zum verminderten Prägeumfang der sonst üblichen „Wildemann-Taler“ s. Smith 2009, S. 360–361. 

9 Die South Sea Company ließ 1723 aus von ihr importierten Silber Münzen in den Nominalen Crown, Half-Crown, Shilling und Six-Pence prägen.

10 Zum Konzept der Emulation bzw. Nachahmung s. Menning 2020, S. 394–399.

11 Vgl. Smith 2009, z. B. S. 352, 354 u.360.

12 Das Bergamt mit dem Berghauptmann und dem Vize-Berghauptmann an der Spitze kontrollierte im jeweiligen Bereich – Clausthal bzw. Zellerfeld – nahezu alle relevanten Prozesse wie Gerichtsbarkeit, Bestätigung der Ortsvorsteher, Koordination des Berg-, Hütten- und Forstwesens, Verleihung der Grubenrechte, Aufteilung der Kuxe, Festsetzung der Ausbeute, Kontrolle der Lohnzahlung, Verfügung über die Bergbaukasse u.v.m. vgl. z.B. Voigt 1771, S. 20–21, 38, 48–49, 154–157 sowie Bartels 1992, S. 287.

13 Die Bezeichnung der Bergquartale lautet: Reminiscere (1.Januar bis 31.März), Trinitatis (1.April bis 30. Juni), Crucis (1.Juli bis 30.September), Luciae (1.Oktober bis 31.Dezember). Zur Anzahl der verwendeten Stempel s.  Kluge 2017, S. 54–55.

14 Spruth 1986, S. 110–121; Leschhorn 2010, S. 307; Kluge 2017, S. 61.

15 Ein einziges Exemplar für H, kein sicher belegtes für BS, vgl. Anm. 14.

16 Spruth 1986, S. 100–110; Smith 2009, S. 373; Leschhorn 2010, S. 307; Kluge 2017, S. 59–60.

17 Das Wasser vor Ort reichte nicht für den Betrieb eines Pochwerkes aus, s. Spruth 1986, S.100.

18 Spruth 1986, S. 110.

19 Spruth 1986, S.110–121; Smith 2009, S. 381; Leschhorn 2010, S. 307; Kluge 2017, S. 61.

20 Bei neuer Bauweise wurde die Steuerung der Wasserentnahme von einem „Striegelhäuschen“ im Teich (anfällig vor allem gegen Schäden durch Eis) zusammen mit der Dichtungsschicht in die Mitte des Dammes verlagert, s. Schmidt 2012, S. 148; zum Dammbruch Weihnachten 1733 s. dort S. 144 sowie Schmidt 1989, S. 72–101, S. 298–300.

21 Bartels 1992, S. 382; Balck 1999, S. 165–167; Schmidt 2012, S.17.

22 Schmidt 1989, S. 283; Bartels 1994, S. 84 u. 89: Seit 1670 stand wegen des Vorrangs der Bergwerke Holz zum Hausbau nicht mehr zur freien Verfügung mit erheblichen sozialen Konsequenzen – Bergleute wohnten im zunehmenden Maße zur Miete was infolge räumlicher Enge und Entfall eines eigenen Gartens zusätzlich die Nebenverdienstmöglichkeiten der Frauen einschränkte; zur Rationierung von Holz s. Voigt 1771, S. 36; Gerhard 1994, S. 54.

23 Dittrich – Dittrich 2004, S. 477; zum angespannten Verhältnis zwischen Amtskirche und Pietismus s. Bartels 1994, S. 90–92.

24 Smith 2009, S. 375.

25 Spruth 1986, S. 86–95; Smith 2009, S. 375; Leschhorn 2010, S. 308; Kluge 2017, S. 57–58.

26 Vgl. „Segen Gottes“ sowie Schmidt 2012, S. 131.

27 Bake 2013, S. 123–154; zum Grubenlicht s. Stedingk 2002, S. 73.

28 Spruth 1986, S. 76–83; Smith 2009, S.373, 378–379, 482; Leschhorn 2010, S. 308; Kluge 2017, S. 55–56.

29 Kuhn 2020, S. 126–129.

30 Zur Montananlage s. Stedingk 2002, S. 56, 60; zur „Radstube“ s. Anm. 33.

31 Zum „Frauenbild“ s. Bake 2013, S. 137-139, als typische „Weiber Hauß Arbeit“ galt z.B. Spinnen. Die junge Frau trägt keine Alltags-, sondern elegante Kleidung, s. Wille 2006, S. 33–35.

32 Spruth 1986, S. 134–145; Smith 2009, S. 380; Leschhorn 2010, S. 308–309; Kluge 2017, S. 64.

33 Ein Wasserkraftrad mit fester Drehrichtung nannte man „Kunstrad“, bei variabler Drehrichtung „Kehrrad“ und das zugehörige Gebäude „(Kehr-) Radstube“. Der Durchmesser der Räder betrug etwa 9–10m.

34 Vgl. Oetinger1776 [2013], S. 397; Bartels 1994, S. 81, 90–94.

35 Bartels 1994, S. 87–100.

36 Spruth 1986, S. 127–134; Bartels 1992, S.617–618; Smith 2009, S. 376; Leschhorn 2010, S. 309; Kluge 2017, S.63.

37 Vgl. Brockmann 1987, Medaille Nr. 691 u. 725.

38 Fest des Überflusses und der Freude gefeiert am 17.Dezember. Die Säule als Symbol fürstlicher Macht findet sich bereits auf früheren Prägungen, vgl. z.B. Medaille auf Ernst-August von 1676, Brockmann Nr. 691, s. Brockmann 1987, S. 78.

39 Spruth 1986, S. 121–123; Smith 2009, S. 377; Leschhorn 2010, S. 309–310; Kluge 2017, S. 62–63.

40 Schmidt 2012, S. 145–146, 197; zur Bergmannstracht s. Wille 2006, S. 134–137.

41 Vgl. Rosenhaft 2019, S. 67–94; zur Parodie s. Müller – Seiter 2021, S. 51–68; zur „unscharfen“ Benennung von Konkurrenz, s. Hoffmann 2019, S. 12; zur Ergiebigkeit südamerikanischer Gruben vgl. Gentelli, S. 31–37.

42 Spruth 1986, S. 94–98; Smith 2009, S. 483; Leschhorn 2010, S. 310; Kluge 2017, S. 59.

43 Schmidt 2012, S. 49, 72–75, 204; zur Lage des Klärbeckens s. Stedingk 2002, S. 166–167.

44 Müseler 1983, 10.6.4 Nr. 28 u. 28a.

45 Im Vergleich dazu zeigt die Ansicht auf „Segen Gottes“ den Bereich weitgehend realitätsgerecht: Das Pochwerk liegt wie dort gezeigt am Fuße des Kranichbergs nahe der Innersten. Die Schachtanlagem von „Güte des Herrn“ lagen etwa in dieser Linie darüber im oberen Bereich des Hangs. Das Hüttenwerk befand sich nach links stromabwärts nahe am Fluss. Der Lautenthaler Treiberteich liegt deutlich weiter querab, er hätte auch nicht allein den Wasserbedarf des Reviers decken können.

46 Hoffmann 2019, S. 16.

47 Spruth schätzte das Prägevolumen für „Lautenthals Glück“ über den gesamten Zeitraum auf etwa 6000 Stück (vgl. dort S. 200–202), tatsächlich dürfte es deutlich höher gelegen haben, Calvör nennt ein Ausmünzen im Wert von 4800 T/W in Zellerfeld (s. dort S. 300). Neben der Nutzung zweier Averse 1745, s. Smith 2009, S. 375, ergaben sich auch metallanalytische Hinweise auf ein beabsichtigtes hohes Prägevolumen; so fand sich bei „Cronenburgs Glück“ 1750 (H) ein Quecksilber-Anteil von knapp 20%, als Beleg für die Verwendung nicht korrekt aufgearbeiteten        Silbers; bei „Güte des Herrn“ 1745 (H) wiederum fand sich ein Goldanteil von knapp 1%, ein Beleg für die Verarbeitung Goslarer Silbers, bei dem in dem Fall auf das übliche Abscheiden des Goldanteils (zur Herstellung von Harzgold-Dukaten) verzichtet worden war. (Messungen Dr. Michael Zimmermann, Karlsruher Institut für Technologie, 19.07.2022).

48 U.a. wurden insgesamt etwa 500–700 km Gräben, 30 km unterirdische Wasserläufe und ca. 140 Teiche angelegt, s. Schmidt 1989, S.278–279 und Teicke 2017, S 76–93; Zur komplexen Versorgung mit Betriebswasser z.B. für Lautenthal s. Stedingk 2002, S. 163–196.

49 H. Hoffmann 2019, S. 12–13.

50 Zur Rationierung von Holz s. z.B. Gerhard 1994, S. 54; zur Wasserknappheit s. Schmidt 1989, S. 26–36 und Bartels 1992, S. 356.

51 Spruth 1986, S. 98.

52 Von den im Bereich des Kommunion-Harz neuerschlossenen Gruben konnten nur wenige Gewinne erzielen, am ehesten noch „Güte des Herrn“ und „Segen Gottes“, aber auch diese reichten bei weitem nicht an Erfolge von Lautenthals Glück heran, vgl. Bartels 1992, S. 384; zum allgemeinen Interesse an Kapitalanlagen s. Menning 2020, S. 407–411; da zu der Zeit jährlich etwa 1 Million spanischer Acht-Reales dem niederländischen Markt zuflossen und dort umliefen, dürfte das Motiv vor allem auf die dortigen Finanzplätze gezielt haben, vgl. Gentelli, S. 36.

53 Spruth 1986, S. 123, 131; Hoffmann 2019, S. 23.

54 Bartels 1992, S. 389–399.

55 Vgl. Anm. 12.

56 Die Lage im von Clausthal verwalteten Harzteil war demgegenüber deutlich besser, dort betrug die Silberproduktion 1770 21.864 MK und die Ausbeutezahlungen der Gruben Caroline und Dorothea betrugen pro Kux 50 bzw. 40 RT/ Jahr gegenüber 8 RT/Jahr bei Lautenthals Glück, s. Voigt 1771, S. 204–209, 218–221; Bartels 1992, S. 729; Spruth 1986, S. 88–94.

57 Es wird die letzte Prägung dieses Stils der Zellerfelder Münze werden: 1788 werden beide Gebiete des Oberharzes unter hannöverscher Leitung vereint, ein Jahr später wird die Münze in Zellerfeld aufgelöst.

Abkürzungen und Literatur

  • Bake 2013
    Kristina Bake, Spiegel einer Christlichen und friedsamen Haußhaltung – die Ehe in der populären Druckgraphik des 16. und 17. Jahrhunderts, Wiesbaden 2013.
  • Balck 1999
    Friedrich Balck, Wasserkraftmaschinen für den Bergbau im Harz. Habilitationsschrift Technische Universität Clausthal 1999.
  • Bartels 1992
    Christoph Bartels, Vom frühneuzeitlichen Montangewerbe zur Bergbauindustrie, Erzbergbau im Oberharz 1635 – 1866, Bochum 1992.
  • Bartels 1994
    Christoph Bartels, Soziale und religiöse Konflikte im Oberharzer Bergbau des 18. Jahrhunderts, in: Niedersächsisches Jahrbuch 66, 1994, S. 79-103.
  • Brockmann 1987
    Günther Brockmann, Medaillen der Welfen, Bd. 2: Linie Lüneburg/Hannover, Köln 1987. 
  • Burose 1984:  Hans Burose, Die Zellerfelder Münze, Vier Beiträge zur Geschichte der Münzstätte, Clausthal-Zellerfeld, 1984.       
  • Calvör 1763
    Henning Calvör, Acta Historico-Chronologico-Mechanica Circa Metallurgiam In Hercynia Superiori. Oder Historisch-chronologische Nachricht und theoretische und practische Beschreibung des Maschinenwesens, und der Hülfsmittel bey dem Bergbau auf dem Oberharze: darin insbesondere gehandelt wird von denen Maschinen und Hülfsmitteln, wodurch der Bergbau befördert wird, Braunschweig 1763.   
  • Dittrich – Dittrich 2004
    Sigrid Dittrich – Lothar Dittrich, Lexikon der Tiersymbole: Tiere als Sinnbilder in der Malerei des 14.-17. Jhd., Petersberg 2004.   
  • Fiala 1909
    Eduard Fiala, Münzen und Medaillen der welfischen Lande, Bd. 4: Das neue Haus zu Braunschweig Wolfenbüttel, Leipzig/Wien 1909.
  • Gerhard 1994
    Hans-Jürgen Gerhard, Holz im Harz, in: Niedersächsisches Jahrbuch 66, 1994, S. 47-77.
  • Gentelli 2017
    Liesel Gentelli, Analysis of 16th to 19th Century Silver Coins, Promotionsschrift University of Western Australia, Perth 2017.
  • Hegemann 2008
    Anne Hegemann – Carsten Zelle, Pietistische Genusskultur. Texte von Johann Gottlob Krüger aus den Jahren 1746 und 1751, Halle/Saale 2008.  .
  • Heisterhagen 1934
    Ernst Heisterhagen, Das Braunschweigische Berg- und Hüttenwesen unter Herzog Karl 1735 – 1780, Melle 1934
  • Heuvel – Bötticher 1998
    Christine van den Heuvel – Manfred von Bötticher, Geschichte Niedersachsens, Bd. 3, 1.Teil, Hannover 1998.   
  • Hoffmann 1978
    Dietrich Hoffmann mit Ergänzungen von Georg Schnath, Der Berghauptmann Heinrich Albert von dem Bussche (1664-1731) und die „Goldene Zeit“ des Harzer Bergbaus, in: Niedersächsisches Jahrbuch 50, 1978, S.275-310.
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    Hans-Joachim Hoffmann, Werbepsychologie, Berlin/Boston 2019.
  • Kluge 2017
    Bernd Kluge, Im Harz der Thaler klingt. Die Sammlung der Preussag und die Bergbaumünzen des Harzes, Osnabrück 2017.  
  • Kuhn 2020
    Reinhard Kuhn, Lautenthals Glück – Zwei Ausbeuteprägungen als Spiegel kulturhistorischer Entwicklung, Geldgeschichtliche Nachrichten 310, S.126–133.
  • Leschhorn 2010
    Wolfgang Leschhorn, Braunschweigische Münzen und Medaillen, Braunschweig 2010.   
  • Liessmann 2010
    Wilfried Liessmann, Historischer Bergbau im Harz, 3. Auflage, Berlin/Heidelberg 2010.
  • Menning 2020
    Daniel Menning, Politik, Ökonomie und Aktienspekulation: “South Sea Bubble” und Co. 1720, Berlin 2020.
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    Jürgen Müller – Wolf Seiter, Immer die gleiche Leier, Parodie und Kritik der imitatio veterum in deutscher und flämischer Kunst des 16. Jahrhunderts, in: Jürgen Müller, Lena Hagedorn, Giuseppe Peterlini und Frank Schmidt (Hg.), Gegenbilder, Bildparodistische Verfahren in der frühen Neuzeit, Berlin 2021, S. 51–68.
  • Müseler 1983
    Karl Müseler, Bergbaugepräge dargestellt auf Grund der Sammlung der Preussag AG, Bd. 1, Hannover 1983.
  • Oetinger 1776 [2013]
    Kurt Aland – Erhard Peschke – Gerhard Schäfer (Hg.), Friedrich Christoph Oetinger, Emblematisches Wörterbuch, Bd. 3: Biblisches und emblematisches Wörterbuch, Berlin/Boston 2013. 
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    Jeung Keun Park, Johann Arndts Paradiesgärtlein, Göttingen 2018.  .
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    Georg Septimus Andreas von Praun, Vollständiges Braunschweigisch-Lüneburgisches Münz- und Medaillen-Cabinet, Helmstedt, 1747 http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb10685400-3, zuletzt besucht 06.01.2023.
  • Schmidt 1989
    Martin Schmidt, Die Wasserwirtschaft des Oberharzer Bergbaus, Harzwasserwerke Hildesheim 1989.
  • Schmidt 2012
    Martin Schmidt (ⴕ 2003), WasserWanderWege, Ein Führer durch das Oberharzer Wasserregal – UNESCO-Welterbe; überarbeitet von Justus Teicke und Rainer Tonn, Clausthal-Zellerfeld 2012.
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    Richard Smith, The Coinage of the Anglo-Hanoverian Personal Union, Osnabrück 2009.
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    Fritz Spruth, Die Oberharzer Ausbeutetaler von Braunschweig-Lüneburg, Bochum 1986.
  • Stedingk 2002
    Klaus Stedingk, Lautenthal – Bergstadt im Oberharz, Lautenthal 2002.  
  • Teicke 2017
    Justus Teicke, Oberharzer Wasserwirtschaft-, Vorindustrielle Energiegewinnungs- und Energie-Erzeugungssysteme, Goslarsche Zeitung 2017, S. 76–93.
  • Voigt 1771
    Johann Gottlieb Voigt, Bergwerksstaat des Ober- und Unterhaarzes denen baulustigen Gewerken zum Unterricht, Braunschweig 1771..  
  • Welter 1971
    Gerhard Welter, Die Münzen der Welfen seit Heinrich dem Löwen, Bd. 1–3, Braunschweig 1971.    
  • Wille 2006
    Lutz Wille, Volks- und Berufstrachten aus dem Harzgebiet, Clausthal-Zellerfeld 2006.

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Abb. 37 Mit freundlicher Genehmigung Oberharzer Bergwerksmuseum, Clausthal-Zellerfeld

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Reinhard Kuhn (*1952) – bis 2017 niedergelassener Nervenarzt – hat als numismatischen Interessenschwerpunkt den Bereich der Britisch–Hannöverschen Personalunion mit dem Fokus auf sozial historischen Aspekten.“
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