Reinhard Kuhn

LAUTENTHALS GLÜCK – ZWEI AUSBEUTEPRÄGUNGEN ALS SPIEGEL KULTURHISTORISCHER ENTWICKLUNG

Der vorliegende Beitrag ist die erweiterte und überarbeitete Fassung eines Aufsatzes, der unter dem Titel  „Lautenthals Glück – Gedanken zur Symbolik zweier Oberharzer Münzen“ in der Harz-Zeitschrift 2019, S. 38–54 erschienen ist1. Das Interessengebiet des Autors, Reinhard Kuhn, früher niedergelassener Nervenarzt und nun numismatischer (Ruhestands-) Seiteneinsteiger ist die britisch-hannoversche Personalunion und ihr Umfeld. Sein Anliegen ist dabei insbesondere, Münzen und Medaillen dieses Gebietes in einen sozio-kulturellen Kontext zu stellen, um so zu einem tieferen Einblick und besserem Verständnis für die Mentalität der Menschen jener Epoche mit ihren Nöten, Vorstellungen, Erwartungen und Bedürfnisse zu gelangen. Der hier vorgelegte Text stellt dabei den Beginn einer in diesem Sinne geplanten kleinen Serie dar.

Vorwort
Den Prozess der Aufklärung verstehen wir gemeinhin als einen der letzten großen Schritte im Verlauf der Menschheitsentwicklung auf dem Weg zur Moderne wie wir sie heute kennen. Wir verbinden damit neben anderem vor allem eine Vielzahl von Entdeckungen, die die Welt nach und nach in einem ganz neuen Kontext verstehbar und erlebbar machte. Das daraus resultierende neue Weltbild erscheint uns heute so völlig selbstverständlich, dass es nicht ganz einfach ist, sich die enormen Anforderungen vorzustellen, die die hiermit verbundene geistige Neuorientierung gerade auch auf emotionalem Gebiet von unseren Altvorderen abverlangten. Mit der Religion als damaligem Dreh- und Angelpunkt der metaphysischen Verortung zwischen Himmel und Erdendasein steht die Frage im Vordergrund, wie der Einzelne die neuen aufgeklärten und stärker naturwissenschaftlich und individuell geprägten Vorstellungen mit dem Glauben in Einklang bringen konnte.  Auch wenn dieser Prozess vermutlich zu großen Teilen unbewusst ablief, schuf er doch die notwendige mentale Stabilität als Basis für eine konfliktfreie Integration weiterer Entwicklungen und Erkenntnisse.
Die tiefgreifenden Änderungen, die es dabei zu bewältigen galt, haben sich auch numismatisch niedergeschlagen und Münzen können, wie das hier gewählte Bespiel des Vergleiches zweier Lautenthaler Ausbeuteprägungen zeigt, diesen Prozess durchaus lebendig und plastisch vermitteln, ja die emotionalen Aspekte des Prozesses werden geradezu „hautnah“ spürbar. Dazu trägt vor allem der Umstand bei, dass die jüngere der beiden Münzen die wesentlichen Bildelemente und den Bildaufbau ihrer 60 Jahre älteren Vorgängerin aufgreift und fortführt, diese Inhalte dann aber im Sinne der neuen Strömungen moduliert werden, was den Kern und emotionalen Gehalt der Entwicklungen und ihre Tragweite eindrucksvoll hervortreten lässt. 

Die Münzen
Die Grube „Lautenthals Glück“ der Bergstadt Lautenthal erwirtschaftete von 1685 an über etwa 100 Jahre Gewinn. Zwei Ausbeuteprägungen dokumentieren diese Erfolgsgeschichte, ein Löser von 1685 (Abb. 1) und ein Taler, der von 1743 bis 1763 geprägt wurde (Abb. 2)2 – zwei von Sammlern geschätzte und gesuchte Stücke aus der numismatischen Glanzzeit des Oberharzes.

Abb. 1: Löser „Lautenthals Glück“ 1685 (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 349, 24.03.2021, Nr. 4656).
Abb. 2: Taler „Lautenthals Glück” 1752 (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 339, 28.09.2020, Nr. 612).

Löser, Lautenthals Glück, 1685, Zellerfeld
Vs.: DG RUDOLPH AUGUSTUS DUX BRUNS ET LUN; Fünffach behelmtes, 11feldiges Wappen, unten zu den Seiten die geteilte Signatur R – B und die geteilte Jahreszahl 16 – 85, l. die eingepunzte Wertzahl
Rs.: TU TANDEM AMIECTAM REDDES DEUS ALME SONORAM; Lautenspielerin steht halbrechts auf einer Schnecke, im Hintergrund Stadtansicht von Lautenthal und Bergwerksanlagen, oben l. strahlende Sonne mit Gesicht, r. strahlender Name Jehovas.
Müseler 10.3/3

Taler, Lautenthals Glück, 1752, Zellerfeld
Vs.: GEORG I D G M BRIT F R & H REX F D BR & L DUX S R I A TH & EL; Gekrönter englischer Wappenschild auf verzierter Kartusche, unten die Jahreszahl
Rs.: TV QVONDAM ABIECTAM REDDIS DEVS ALME SONORAM im Abschnitt: DIE GRVBE LAVTENTHALS GLÜCK KAM IN AVSBEVT IM QV REM 1685 I B H; Lautenspielerin vor Bergwerkslandschaft
Müseler 10.3/59


Im Gegensatz zur üblichen Betrachtung beider Münzen im Kontext ihres jeweils zeitlichen Rahmens – der Löser im Rahmen weiterer Bergbaugepräge der Regierungszeit Ernst Augusts bzw. Rudolph Augusts und der Taler im Zusammenhang mit der Serie der Grubentaler unter Georg II. bzw. Carl I. sollen sie hier nun im direkten Vergleich zueinander betrachtet werden.
In dem hier behandelten Zeitraum gehörte Lautenthal zum sogenannten „Communion-Harz“, einem Gebiet, das gemeinsam von den Herzogtümern Braunschweig-Wolfenbüttel und Braunschweig-Lüneburg (Hannover) verwaltet wurde. Sitz der Verwaltung und der für das Gebiet zuständigen Münze war Zellerfeld. Davon getrennt war das Gebiet des sog. „Einseitigen Harzes“ mit dem Hauptort Clausthal, erst Ende des 18. Jhd. wurden beide Gebiete unter alleiniger hannöverscher Zuständigkeit vereint und die Zellerfelder Münze aufgelöst.
Diese Situation führte dazu, dass es für beide Prägungen jeweils zwei Münzherrn gab – beim Löser Herzog Ernst August (1629-1698) (ab 1692 Kurfürst) für Hannover und Herzog Rudolf August (1627-1704) für Braunschweig und für den Taler König Georg II. (1683-1760) sowie Herzog Carl I. (1713-1780). Münzmeister waren für den Löser Rudolf Bornemann (1650-1711) und für den Taler Johann Benjamin Hecht.
Der Löser wurde geprägt als 3- und 4-fach Taler, bei der 3-fach Version beträgt das Gewicht ca. 77-78gr und bei dem 4-fach Stück ca. 103gr. Beide Wertstufen wurden mit denselben Stempeln hergestellt und haben somit übereinstimmend einen Durchmesser von 72-75mm. Die Maße des Talers waren ca. 29gr bei einem Durchmesser von 43mm. Die Ränder sind glatt. Auf die Abbildungen und Inschriften wird im Folgenden eingegangen.

Bildelemente der Reverse
Der Revers beider Münztypen zeigt vor dem Hintergrund einer Harzlandschaft mit Montananlagen zur regionalen Verortung die Personifikation des Glücks in Gestalt der Fortuna jeweils mit Laute, was zusammen mit dem Tal eine Metapher auf den Grubennamen ergibt: „Lautenthals Glück“. Laute und Fortuna sind für die weitere Betrachtung von vorrangigem Interesse (Abb. 3).

Abb. 3: Fortuna mit Laute, aus Abb. 1 und 2.

Das Wort „Laute“, das sich vom arabischen „Al Ud“ („aus Holz“) ableitet, wird hier homophon für den kleinen Fluss genutzt, auf den der Ortsname zurückzuführen ist. Dem Instrument kam für den Weg auf die Münze zweifellos eine positive Imageentwicklung zugute. Im Mittelalter lange Zeit mit zweifelhafter Galanterie und Verführung konnotiert, belegt z.B. bei Hieronymus Bosch4, wandelte sich das Bild ab dem 15. Jahrhundert: Zusätzliche Saiten und ein größeres Repertoire an Kompositionen erweiterten die Möglichkeiten des Instruments erheblich und sein Klang wurde jetzt als himmlisch empfunden, wie z.B. beschrieben von Michael Praetorius.5 Damit fand die Laute nun auch Eingang bei Höfen und wurde für Tafel- und Repräsentationsmusik eingesetzt oder von den Adligen selbst zur abendlichen Entspannung gespielt.6 1685 und erst recht 1743 hatte die Laute ihren Zenit zwar schon überschritten, die mit ihr verbundene doppelte Symbolik war aber sicher noch allgemein präsent.7 Die Laute ist natürlich untrennbar mit Musik verbunden, und die war stark religiös konnotiert: Mit ihren mathematisch definierten Tonintervallen und damit regelmäßigen Struktur galt sie als Ausdruck göttlichen Willens entsprechend der apokryphen Bibelstelle Sapientia 11:20 „Aber Du hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht wohl geordnet.“ Die Prime galt beispielsweise als Ausdruck der Wesensgleichheit von Gott Vater und Sohn, geometrisch bzw. architektonisch ausgedrückt durch das Quadrat – z.B. im Grundriss der Vierung. Die Oktave konnte nach Augustinus dem Ohr das Mysterium der Erlösung vermitteln. Musik „schien wie keine andere Kunst fähig, überzeitlich die Liebe Gottes zu vergegenwärtigen“.8
Musik hatte somit einen sehr hohen emotionalen Stellenwert und stand intellektuell als eine der „Sieben Freien Künste“ in einer Reihe mit Arithmetik, Geometrie und Astronomie. Die Mathematik wiederum galt unter Bezug auf die genannte Bibelstelle infolge ihres regelmäßigen Aufbaus als Grundlage der Schöpfung. Auch der absolutistische Staat wurde auf mathematischer Grundlage gesehen und damit als Ausdruck göttlicher Vorsehung, sodass musikalische Harmonien – ebenso wie bei Voltigieren, Fechten, Tanzen – metaphorisch ein funktionierendes Gemeinwesen beschrieben.9 Man wird also nicht fehlgehen, in der Laute hier ein Instrument zur Vermittlung göttlicher Botschaften zu sehen, das mit Fortuna – die Seele wurde gern mit einer Saite verglichen – in innerer Resonanz steht.10
Die Resonanz zweier Saiten wiederum war Sinnbild für „Harmonie der Liebenden, Anteilnahme und Freude von Gott“. Auch psychisch heilende Kräfte wurden in der Musik gesehen, die speziell Zweifel an Gott beseitigten, wieder mit Bezug auf die Bibel:  Davids Harfenspiel vor Saul, 1. Samuel 16:23.10
Der Kontakt der Laute zum Höchsten wird auf dem Löser bildlich durch die direkte Berührung des Himmels durch den Wirbelkasten ausgedrückt sowie inhaltlich durch drei verborgene Wortspiele, die auf die vorausgegangene wirtschaftliche Notlage Lautenthals verweisen11
I. Anagrammatische Umstellung: mit dem „Lied“ klagt die Laute das „Leid“ des Ortes, und „berührt (so) den Himmel“ – eine Analogie zum Hilferuf der Israeliten in Ägypten – 2. Moses 2:23-25.
II. Gott half der Pein, eine Verballhornung von „Helfen der Pein“ führt zu „Elfenbein“, das Material mit dem das Instrument verziert war.
Beides sind Beispiele, die einem im „Poetischen Trichter“ veröffentlichen Gedicht entstammen, eine Mustersammlung des Barockdichters Harsdörffer als Anleitung für gute Poesie. Ein Exemplar des Werkes befand sich im Bestand der Bibliothek des Zellerfelder Pfarrers Caspar Calvör und war Münzmeister Rudolph Bornemann sicher bekannt – heute im Bestand der Bibliothek der Universität Clausthal.12
III. Ein lateinisches Wortspiel: „fides“ bedeutet sowohl der Glauben wie auch die (Darm-) Saite, womit Lauten bespannt wurden – dazu Römer 10,17: „Der Glaube kommt aus dem Gehör“.13

Abb. 4: Pochwerk und Feldgestänge sowie Öffnung des “Tiefen Sachsen Stollens”, aus Abb. 1.

Beim zweiten zentralen Bildelement, der Fortuna, ergeben sich zwischen beiden Münzen deutliche Unterschiede, vorrangig durch eine unterschiedliche Raum-Zeit-Perspektive. Wohl gibt der Löser die topographischen Verhältnisse recht genau wieder: Der Kranichberg rechts, der Schulberg mit Ort und Paul-Gerhardt-Kirche links, dazwischen das Tal der Laute und vorn von rechts nach links zum einen der Pochgraben, in den auch der Tiefe Sachsen Stollen entwässert und der die Pochwerke und die Blasebälge der Schmelzhütten antreibt (unten links am Dampf erkennbar), zum anderen die Innerste mit einem kleinen Seitengraben. Auch eine Radstube mit Feldgestänge für eine Pumpenkunst ist am Pochgraben zu sehen – mehrfache Nutzung der Wasserkraft (Abb. 4).14

Abb. 5: Schnecke, aus Abb. 1.

Allerdings sind die Gebäude weiter im Vordergrund nicht entsprechend proportioniert. Auf diese Weise entsteht keine eindeutige Perspektive und Fortuna scheint so ohne klaren räumlichen Bezug im Vordergrund beinahe zu schweben – und das in schwieriger Körperhaltung auf einer Schnecke stehend (Abb. 5).

Beim Taler finden wir das Tal nur noch als Geländeeinschnitt zwischen den Montananlagen am rechten und linken Bildrand weitgehend durch eine junge, Laute spielende Frau im Vordergrund verdeckt. In der bisherigen numismatischen Literatur wird sie auf dem Taler durchgängig als Lautenspielerin bezeichnet.15 Bedenkt man jedoch die zweifellos beabsichtigte Allegorie auf den Grubennamen, die Gesamtaussage des Bildes und die Intention, die Tradition des Lösers fortzuführen16, so kann es sich hier auch trotz fehlender Attribute ebenfalls nur um eine Darstellung der Fortuna handeln.17

Ikonographische Analyse des Lösers
Als unter Münzmeister Bornemann 1685 der Löser entstand, war eine perspektivisch und anatomisch korrekte Darstellungsweise natürlich auch schon bekannt. Als ein Beispiel mag die Darstellung der Erato in der Festschrift zur Eröffnung der Helmstedter Universität von 1579 dienen. (Abb. 6)

Abb. 6: Erato in „Historica Narratio de Introductione Universitatis Juliae et Promulgatione Privilegiorum Helmstadt 1579“ (Foto: Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, Sign. H 1 109 Helmstedt).

Sie war zudem eine mögliche thematische Vorlage, zumal aufgrund der Verbindung zur „Landesuniversität“. Da diese Aspekte auf dem Löser nicht im vollen Umfang berücksichtigt wurden, ist hier an besondere Gründe zu denken. Ein imaginäres Dreieck hilft bei der weiteren Entschlüsselung: Gebildet vom strahlenden Namen Jehovas rechts oben, der Sonne links oben und der Schnecke unten (Abb. 7). Ein Dreieck ist im christlichen Kontext Symbol für die Dreieinigkeit, hier bildet es ein imaginäres Kraftfeld der Trinität, wobei Fortuna im Zentrum für diese göttliche Kraft steht. Das Licht – zweifach direkt von Jehova und zusätzlich von der Sonne – ist ein Symbol für die Güte Gottes.18 Die Doppelung kann als Ausdruck besonderer Güte gesehen werden. Der Mensch, ausgewiesen durch seine Werke (Ort links und Grubenanlagen rechts), bleibt im Verhältnis zur göttlichen Sphäre klein und randständig – Er ist dabei passiver Nutznießer der göttlichen Güte. Diese Güte schenkt Gott raum- und zeitlos, so dass hier – vermutlich – ganz bewusst, kein konkreter zeitlicher Ablauf dargestellt wurde. Auch Fortuna selbst erhält durch ihre Attribute, aber auch durch die eigentümliche Haltung etwas Übernatürliches, eine Aura des Göttlichen, was eine innere Distanz zum Betrachter bewirkt.
Die Sonne bietet sich zudem als Analogie zum Herrscher an19, der von Gott das Licht empfängt, um es weiterzuleiten. Auf dem Löser steht die Sonne im Nordosten, der Position des Aufgangs im Sommer, dies korreliert mit dem „Aufgang“ der neuen Häuser Braunschweig Lüneburg und Braunschweig Wolfenbüttel und deren weiteren Ambitionen.
Neben dem Sitz Jehovas am rechten oberen Bildrand findet sich in der Gestalt der Schnecke ein weiterer „mystischer“ Ort, der die wissenschaftliche Homogenität des Raums im cartesischen Sinne aufhebt.

Abb. 7: Bildaufbau (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 296, 25.09.2017, Nr. 2156).

Da Schnecken nach dem Winter „wiederauftauchen“, galten sie auch als Symbol für die Wiederauferstehung, bzw. Erneuerung.20 Ein Ausdruck einer noch zyklischen Zeitwahrnehmung21, die auch den Glauben an ein Nachwachsen des Metalls miteinschließt, so wie es noch 1633 explizit auf dem – ebenfalls Lautenthaler – Jacobstaler (Abb. 8) ausgedrückt wird: „Mögest Du Herr unser Metall wie die Muscheln vermehren“. Daneben wird durch die Langsamkeit der Schnecke die Geduld beschrieben, die für den Erfolg nötig war und gleichzeitig die hier – im Gegensatz zur für Fortuna sonst üblichen Kugel – gezielte Wirkrichtung des Schicksals, nämlich in Richtung des Erztransports vom Stollenmund hin zu Pochwerk und Schmelzhütten. Und schließlich steht aus alchemistischer Sicht das Dreieck für (Mutter) Erde und Wasser. Wir finden auf dem Löser also die Bereiche Gott – Mensch – Bergsegen – Technologie aufs vielfältigste miteinander verknüpft. Durch die Umschrift „TU TANDEM ABIECTAM REDDES DEUS ALME SONORAM“ wird das Ganze zu einem für das Barock typischen Emblem.22 Moderne Autoren übersetzen es zumeist mit „Du gütiger Gott gibst den einst abgelegten Klang zurück“.23 Die anfänglich eingebrachte Zubuße werde als silberner Klang zurückgegeben, womit der wirtschaftliche Aspekt in den Vordergrund gestellt wird. Deutungsoffener formulierte es Rehtmeier 1722: „Die Laute, die zuvor verächtlich war geacht,/ Hat nun des Himmels Wunsch in rechten Klanck gebracht“.24 Neben den wirtschaftlichen Aspekten entspinnt sich so auch ein(en) Bezug auf die Grube selbst, die – einst aufgegeben – nun wieder erklingt, wie auf das rechte Verständnis des Wortes Gottes, das – durch die Laute respektive Musik vermittelt – nun wieder richtig verstanden wird.

Abb. 8: : Revers Jacobstaler 1633 (Foto: C. Rose, Museum August Kestner, Hannover).

Das Emblem des Lösers als Ganzes lässt sich somit wie folgt interpretieren: Die Menschen stehen in der Güte Gottes, der seine unsichtbare Wirklichkeit durch seine mit der Vernunft erfassbaren Werke erfahren lässt. Damit ist auch der – seinerzeit obligate – Bezug zur Bibel hergestellt (Römer 1:20).25 Um diese Güte zu erfassen braucht man Geduld und „Einklang“ mit der Natur als Gottes Schöpfung, damit man zu wirtschaftlichem Gewinn wie zu tiefer Erkenntnis gelangen kann. Den Regenten in diesen Zusammenhang an prominenter Stelle mit einbezogen zu sehen, entsprach zweifellos dem üblichem Selbstverständnis barock-absolutistischer Fürsten.
Dieser Prozess des Enträtselns erforderte wie ersichtlich – durchaus beabsichtigt – vom Betrachter neben entsprechenden Vorkenntnissen auch einiges Nachdenken mit dem Ziel eines so vertieften Erkenntnisgewinns.26 Abgesehen von einer gewissen Deutungsoffenheit der Inschrift (s. o.) war das Verständnis des optischen Inhalts zunächst weitgehend vordeterminiert. Gleichzeitig erleichtern aber gerade die Ausdrucksformen, die nicht exakt naturwissenschaftlichen Gegebenheiten entsprechen, eine innere Distanzierung, was eine weitergehende individuelle Reflexion fördert. Die Darstellung konnte so die Bedeutung der Grube für Ort und Bevölkerung wie auch für Staat und Herrscher in einer emotionalen Tiefe vermitteln, die rein sprachlich oder durch eine rein technische bzw. wissenschaftlich exakte Bergbauszenerie nicht erreichbar gewesen wäre.

Ikonographische Analyse des Talers
Die Botschaft des Talers setzt andere Schwerpunkte: Wir sehen eine junge Frau gemessenen Schritts aber bestimmt in Richtung auf den Betrachter zu schreiten. Die Montananlagen rechts und links hinter sich lassend, hat sie offensichtlich auf ihrem Weg durch das Tal (von ihr verdeckt) bereits passiert. In Verbindung mit der stimmigen Perspektive ergibt sich hier ein zeitlich linearer Ablauf und damit eine Handlungsabfolge, ein Narrativ – etwa dergestalt, dass durch Fortunas Vermittlung der göttlichen Botschaft mittels der Laute links und rechts ihres Weges eine prosperierende Montanregion entstanden ist.27 Durch die korrekte Anatomie mit funktioneller Haltung des Instruments, einer stimmigen Raum-Zeitkonstellation und dem Verzicht auf übliche Attribute, bietet sich diese Fortuna zwanglos als Identifikationsfigur ihrer Botschaft an. Die kann auch hier mit „Achte auf Gottes Botschaft und handle danach“ umschrieben werden – als greifbares Ergebnis dieser Haltung sind wiederum damals aktuelle Montanbauten zu sehen. Anders als auf dem Löser agiert Gott hier jedoch nicht am Menschen vorbei oder über einen Regenten, sondern Fortuna respektive der sich in sie hineinversetzende Betrachter empfängt seine Botschaft direkt und handelt eigenverantwortlich. Das daraus resultierende Glück entsteht somit nicht nur aus passiv empfangener Güte, sondern aus Freude über den Erfolg eigener, tugendhafter Aktivität und schließlich – die Grubenanlagen stehen ja auch für das ganze Team – aus Freude über das Glück das anderen ermöglicht wurde. Wieder bietet sich ein Brückenschlag zur Bibel an, z. B. Apostelgeschichte 20:35 „Geben ist seliger als nehmen“, aber auch zur Leibniz‘schen Philosophie – Freude am Glück des anderen als Brücke zwischen Altruismus und Egoismus.28 Des Weiteren wurde die „Lokalisierung“ Gottes zeitgemäß angepasst: Er findet sich jetzt nicht mehr über dem Himmel thronend, sondern ist schlicht nicht zu sehen – der Himmel ist hier „leer“ – der Betrachter hat Entscheidungsfreiheit und kann Gott im Unendlichen / Fluchtpunkt oder im eigenen Innern verorten, entsprechend braucht die Laute hier auch nicht mehr den Himmel direkt zu berühren. Diese Botschaften sind im Gegensatz zum Löser nun ganz im Stil der Frühaufklärung gerade nicht verschlüsselt, sondern werden sachlich, offen und leicht verständlich dargeboten29, womit auch weniger gebildete Schichten einschließlich eines noch bedeutenden Anteils an Analphabeten angesprochen werden konnten.

Die Averse
Neben dem Revers zeigen sich auch auf dem Avers bedeutsame Veränderungen. Wobei es hier natürlich um die Präsentation der Machtverhältnisse geht. Auch diesbezüglich zeigt der Vergleich der beiden Stücke eine ebenfalls recht beachtliche Dynamik.
So zeigt das Wappen des Lösers für beide Herzogtümer die Teilwappen der einzelnen Grafschaften bekrönt von fünf Ritterhelmen, der Herzogshelm im Zentrum. Ein Bild, das noch die Verhältnisse einer Lehnherrschaft mit dem Herzog als „Primus-inter-Pares“ ausdrückt. Dies wandelt sich Schritt für Schritt. Auf dem Taler finden wir für Braunschweig noch den vertrauten Wappenschild, darüber aber nun nur noch die Herzogskrone, Hannover führt inzwischen das englische Wappen mit den Teilwappen der vier Herrschaftsbereiche (Großbritannien, Frankreich – theoretischer Anspruch, Irland und Hannover) verbunden in einem barocken Schild darüber die Königskrone. Damit wird der Entwicklung hin zu einem zentral verwalteten Staat Ausdruck verliehen (Abb. 9).30  Das „Wappenross“ ist dabei von der Position der herzoglichen Helmzier auf dem Löser auf Vorschlag Leibniz‘ zunächst für Hannover im Zusammenhang mit dem Erlangen der Kurwürde in den Wappenschild gerückt, letztlich wird es allein die Funktion des Staatswappens übernehmen.31

Abb. 9,1: Avers Löser „Lautenthals Glück“ 1685 für Braunschweig Wolfenbüttel mit Wertpunze 3 Taler (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 305, 20.03.2018, Nr. 3274).
Abb. 9,2: Avers Taler „Lautenthals Glück“ 1752, hier für Hannover (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 254, 206.10.2014, Nr. 3183).

Hintergründe der Prägungen
Beide Münzen dienten natürlich dem Repräsentationsbedürfnis der jeweiligen Regenten. Speziell 1685 dürfte beiden Herzögen das Lautenthaler Silber zur Finanzierung aufwendiger Interessen gerade recht gekommen sein. Aber der Begriff des Glücks geht hier sicher über das Materielle hinaus. Für die Bevölkerung war der Erfolg der Grube zweifellos ein existenzsichernder Befreiungsschlag, der sicher auch mit Dankbarkeit und Demut erlebt wurde. Auch für den Herzog ging die Bedeutung des Erfolgs weit über das Finanzielle hinaus: Er hatte sich für die Belange seiner Untertanen eingesetzt, hatte sie mit all ihrem Fachwissen im Lande halten können und Vertrauen gewonnen. All dies schwingt im Löser auch mit.
Hinter der Talerprägung 1743 bzw. der Serie der Grubentaler als Ganzes lässt sich auch der offensichtlich schon länger bestehende Wunsch seitens der für die Zellerfelder Münze Verantwortlichen vermuten, ebenfalls mit einem Balancierwerk ausgestattet zu werden. Hierdurch wurden im Vergleich zur Hammerprägung deutlich präzisere Prägungen ermöglicht, so wie schon in Clausthal seit 1674.32 So machte der zuständige Zellerfelder Berghauptmann von Imhoff 1742 den Vorschlag, Ausbeutetaler verschiedener Gruben im Communion-Bereich zu prägen, wobei er auf den möglichen Gewinn zusätzlicher Investoren hinwies.33 Schon wenig später wurde das neue Presswerk geliefert. Damit konnte die Serie starten. 1745 gab es bereits fünf Motive, die auch die höchsten Auflagen erreichten, darunter „Lautenthals Glück“. Vier weitere Motive, die unregelmäßig bis 1774 folgten, erreichten jeweils nur geringere Auflagenhöhen.34 Anzumerken ist, dass vor allem im Zeitraum 1743 bis 1760 das sonst in Zellerfeld vorherrschende Motiv des „Wilden Mannes“ als Talerwert kaum noch geprägt wurde – wohl aber in den kleineren Nominalen. Das lässt den Schluss zu, dass die Ausbeute-/Grubentaler als Umlaufmünzen bestimmt waren, wozu sie – im Gegensatz zu einem Löser – aufgrund ihres Wertes und Formates auch geeignet waren und was entsprechend abgegriffene Stücke belegen.35 Daraus lässt sich folgern, dass die Zielgruppe des Talers und seiner Botschaft die breite Bevölkerung war. Die Zielgruppe für den Löser war dagegen sicher kleiner und elitärer.
Den Taler von 1743 kann man sich im Rahmen der gesamten Serie der Grubentaler auch als ein ergänzendes Informationsmedium denken, das neben vielen nicht staatlichen Medien wie Wochenzeitschriften36, neuen Dramen37 oder Treffen in Tee- und Lesezirkeln, Logen usw. ein quasi offizielles Statement zur Thematik der Aufklärung darbot.

Resümee
Die beiden hier vorgestellten Ausbeuteprägungen der Grube „Lautenthals Glück“ werden durch die gemeinsame Grube und das ikonographische Grundthema verbunden.
Der Löser als Ausgangspunkt zeigt ikonographisch eine Metapher auf den Namen der neugebildeten Grube, die topographischen Verhältnisse des Ortes und wichtiger Montananlagen, deren Ineinandergreifen im Rahmen der Silbergewinnung, stellt eine Beziehung zu den herrschenden Häusern her und setzt all dies in den Rahmen christlich religiöser Vorstellungen. Dies wird von R. Bornemann stimmig und ansprechend dargeboten wobei auch aktuell zeitgenössisches Gedankengut, wie z.B. Schriften von G.P. Harsdörffer, eingearbeitet wurde – ohne Frage ein numismatisches Meisterstück. Schon aufgrund der genannten literarischen Bezüge ist davon auszugehen, dass sich R. Bornemann mit dem Zellerfelder Pfarrer Caspar Calvör vermutlich aber auch weiteren Personen ausgetauscht hat und so die Aussagen des Lösers als typisch und authentisch für diese Zeit und Region einzuschätzen sind, das Placid der Münzherren nicht zu vergessen.
Dass, wie dargestellt, hier religiöse Vorstellungen zum Ausdruck kommen, die für diese Zeit eigentlich schon überholt waren und damit ein wenig anachronistisch wirken wie auch das Nicht-Berücksichtigen des längst bekannten cartesischen Weltbildes, gibt dem Ganzen die Aura einer romantischen Verklärung. Es offenbart sich die Sehnsucht nach einer inzwischen verlorenen Welt und ihrer Ordnung sowie dem Wunsch nach Geborgenheit im Glauben an einen allmächtigen aber auch fürsorglichen Gottvater.
Der knapp 60 Jahre später entstandene Taler greift die Bildelemente des Lösers wieder auf und führt so unzweideutig Bezug nehmend die Ikonographie fort, ein zeitlicher Brückenschlag vom Beginn der Erfolgsperiode der Grube zu ihrem Höhepunkt etwa 10 Jahre vor dem Beginn der Talerprägungen.
Auch der inzwischen zuständige Münzmeister J.B. Hecht wird sich im vertrauten Kreis beraten haben, etwa mit Henning Calvör, Theologe, Leiter des Gymnasiums und mit dem Montanwesen bestens vertraut. Beide Personen stehen zudem für Kontakte zu den universitären Zentren im Umfeld der Bergstadt, so dass hier Einflüsse der Aufklärung außer Frage stehen. Und so überrascht es nicht, dass die Aussage des Talers im Vergleich zum Löser trotz identischer Bildelemente eine völlig andere ist.
Ganz im Sinne der Aufklärung findet sich nun eine Proportionierung, die naturwissenschaftlichen Kriterien entspricht, eigenverantwortliches Handeln wird zur Grundlage eines umfassender definierten und individualisierten Glücks. Der Gottesbezug ist nun abstrakt, scheint ansonsten aber außer Frage zu stehen, während der Avers den Machtzuwachs der Herrscher repräsentiert.
Die Umgestaltung wirkt sorgfältig abgewogen und liebevoll ausgeführt, die Modifikation der Thematik dürfte dem Zeitgeist entsprochen haben und geschah sicher nicht zufällig. Das Wichtigste scheint dabei – soweit aus der Retrospektive beurteilbar – die hier zum Ausdruck kommende Kompatibilität zwischen persönlich individueller Entwicklung, Erfolg und Glücksempfinden mit christlichen Glaubensvorstellungen. Eine Basis auf der – wie eingangs angesprochen – nun unproblematisch weitere Erkenntnisse der Aufklärung für den Einzelnen leicht integrierbar waren. So auch Gedankengut, das nicht allzu lange vorher noch als verwerflich, wenn nicht ketzerisch, gegolten hätte. Gewiss, die Entwicklung hätte sich auch ohne den Taler defacto genauso vollzogen, aber als offizielles Dokument konnte die Münze zum diesbezüglich gesellschaftlichen Konsens beitragen und war eine Bestätigung für die positive Haltung der Landesherren gegenüber den Entwicklungen, die aus landesherrlicher Sicht in Hinblick auf den wachsenden Bedarf an gebildetem Personal und dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Landes vermutlich durchaus erwünscht waren. 
Sicher, aus heutiger Retrospektive lassen sich hier erste Schritte einer langsamen Erosion kirchlicher Macht und eine Verschiebung hin zu säkularen Strukturen erahnen, wie auch die stärkere Betonung der Individualität als Vorbote kommender sozialer Umwälzungen hin zu Prozessen wie Urbanisierung und Vereinzelung gesehen werden kann. Auch mag man in der Metapher Gutes aus sich heraus zu tun und nicht aus Furcht, einen ersten Ansatz zur Entwicklung antiautoritären Denkens erkennen. Aber solche teils mehr, teils weniger erfreuliche Entwicklungen waren damals kaum absehbar. Man kann den Schöpfern des Talers wohl unterstellen, dass sie mit innerer Überzeugung versuchten, die aus ihrer Sicht positiven Erwartungen an die Aufklärung zum Ausdruck zu bringen und zu teilen. 
Uns Heutigen eröffnen die beiden Stücken damit interessante Betrachtungsmöglichkeiten. Uns werden nicht nur Einblicke in Vorstellungen, Erwartungen und Emotionen der Menschen jener Zeit und der diesbezüglichen Dynamik vermittelt, sondern wir werden auch zu Reflexionen über uns selbst eingeladen. Selbst wenn manches nicht streng faktisch belegbar ist, auf jeden Fall vermag diese Art der Betrachtung der Münzen aus einem anthropologischen Blickwinkel unsere Vorstellungen vom Zusammenwirken rationaler und emotionaler Kräfte der Menschen in früheren Epochen und unterschiedlichen Regionen zu bereichern und sonstige Quellen in diesem Sinne zu ergänzen.

Abkürzungen und Literatur

  • Areopagita 2015
    Areopagita, Dionysius: Über alles Licht erhaben, übersetzt von Edith Stein, Kevelaer 2015.
  • Baumann 2005
    Bauman, Zygmunt: Moderne und Ambivalenz, Hamburger Edition HIS Verlag 2005.
  • Benad-Wagenhoff 2010
    Benad-Wagenhoff, Volker: in Harz-Zeitschrift 2010 „Zur Mechanik der Stoßwerke“.
  • Bosch 2001
    Bosch, Hieronymus: Das Gesamtwerk. Von Jos Koldeweij, Paul Vandenbroeck und Bernard Vermet, [anlässlich der Ausstellung Jheronimus Bosch im Museum Boijmans van Beuningen zu Rotterdam, 1. September – 11. November 2001], Stuttgart 2001.
  • Brockmann 1987
    Brockmann, Günther: Medaillen der Welfen Band 2 Linie Lüneburg/ Hannover; Verlag Dr. G. Brockmann, Köln, 1987.
  • Calvör 1765
    Calvor, Henning: Historische Nachricht von den Unter- und Gesamten Ober-Harzischen Bergwerken, Braunschweig 1765.
  • Diest 2016
    Diest, Johann von: „Wirtschaftspolitik und Lobbyismus im 18. Jahrhundert, V&R unipress, Göttingen, 2016.
  • Dittrich 2004
    Dittrich, Sigrid und Lothar: Lexikon der Tiersymbole, Tiere als Sinnbilder in der Malerei des 14.-17. Jhdt., 2004.
  • Duchhardt/Schnettinger 2015
    Heinz in Duchhardt, Heinz Duchhardt; Schnettger, Matthias: Barock und Aufklärung, 5. Aufl., Berlin/Boston 2015.
  • Elias 2016
    Elias, Norbert: Die Höfische Gesellschaft, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, 2016.
  • Ernst 1960
    Ernst, Paul: „Das Glück von Lautenthal“ in Harzromane, Sigbert Mohn Verlag, Gütersloh 1960.
  • Fiala 1909
    Fiala, Eduard: Münzen und Medaillen der Welfischen Lande, Band 6, Das neue Haus Braunschweig zu Lüneburg, Leipzig, Wien 1909.
  • Gottschall 2013
    Gottschall, Jonathan: The Storytelling Animal, Houghton 2013.
  • Harsdörffer 2010
    Georg Philipp Harsdörffers “Kunstverständige Discurse”: Beiträge zu Kunst, Literatur und Wissenschaft in der Frühen Neuzeit, hrsg. von Michael Thimann und Claus Zittel, Heidelberg 2010.
  • Hartmann 1986
    Hartmann, Anne: Der Oberharzer Bergbau zur Zeit Henning Calvörs. Ausstellung anlässlich des 300. Geburtstages von Henning Calvör (1686–1766) im Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld, 25.10. – 31.10.1986, Clauthal-Zellerfeld 1986.
  • Leschhorn 2010
    Leschhorn, Wolfgang: Braunschweigische Münzen und Medaillen: 1000 Jahre Münzkunst und Geldgeschichte in Stadt und Land Braunschweig, Braunschweig 2010.
  • Manger 2001
    Manger, Klaus (Hrsg.): Die Fruchtbringer – Eine Teutschhertzige Gesellschaft (= Jenaer Germanistische Forschungen, N. F., Band 10), Heidelberg 2001.
  • Müseler 1983
    Müseler, Karl: Bergbaugepräge, dargestellt auf Grund der Sammlung der Preussag AG, Bd. 1, Hannover 1983.
  • Mulsow 2018
    Mulsow, Martin: Radikale Frühaufklärung in Deutschland 1680–1720: Bd.1: Moderne aus dem Untergrund, Göttingen 2018.
  • Neunkirch 1999
    Neunkirch, Thomas: Inscriptio, Tübingen 1999.
  • Padova 2015
    Padova, Thomas de: Leibniz, Newton und die Erfindung der Zeit, München, Zürich 2015.
  • Praun 1747
    Praun, Georg Septimus Andreas von: Vollständiges Braunschweigisch-Lüneburgisches Münz- und Medaillen-Cabinet, Helmstedt 1747.
  • Simon 2017
    Simon, Otto von: Die gotische Kathedrale, 6. Aufl., Darmstadt 2017.
  • Smith 2009
    The coinage of the Anglo-Hannoverian personal union 1714–1837, Fritz Rudolf Künker Münzenhandlung  Osnabrück 2009.
  • Spruth 1986
    Spruth, Fritz: Die Oberharzer Ausbeutetaler von Braunschweig-Lüneburg, Bochum 1986.
  • Stedingk 2002Stedingk, Klaus (Hrsg.): Lautenthal Bergstadt im Oberharz: Bergbau- und Hüttengeschichte, Lautenthal/Oberharz 2002.
  • Walser 2012
    Walser, Martin: „Über Rechtfertigung, eine Versuchung“ Rowohlt, 2012.
  • Wellmer 2020
    Wellmer, Friedrich-W in Wellmer, Lampe, Gottschalk, Walsdorf: Auf den Spuren des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz im Harz, Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologie, 2020.
  • Welter 1971
    Welter, Gerhard: Die Münzen der Welfen seit Heinrich dem Löwen, Bd. 1, Braunschweig 1971.
  • Wirth 2017
    Wirth, Sigrid: Weil es ein Zierlich vnd lieblich ja Nobilitiert Instrument ist, Wiesbaden 2017.
  • Ziegler/Sontheimer 1979
    Ziegler, Konrad und Sontheimer, Konrad (Hrsg.): Der Kleine Pauly, Lexikon der Antike, dtv, 1979.

Abbildungsnachweis
Abb. 1: Löser „Lautenthals Glück“ 1685 (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 349, 24.03.2021, Nr. 4656; https://www.coinarchives.com/w/openlink.php?l=4950734|5534|4656|0a3e91675def0b0aa901e148217e4c8b).
Abb. 2: Taler „Lautenthals Glück” 1752 (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 339, 28.09.2020, Nr. 612;  https://www.coinarchives.com/w/openlink.php?l=4640268|5089|612|ae2885e138a54fd390876e83097c288a).
Abb. 3: Detail aus Abb. 1 und 2.
Abb. 4: Detail aus Abb. 1.
Abb. 5: Detail aus Abb. 1.
Abb. 6: Erato in „Historica Narratio de Introductione Universitatis Juliae et Promulgatione Privilegiorum Helmstadt 1579“ (Foto: Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel, Sign. H 1 109 Helmstedt).
Abb. 7: Revers Löser „Lautenthals Glück“ hier mit eingezeichnetem „Dreieck“ 1685 (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 296, 25.09.2017, Nr. 2156; https://www.coinarchives.com/w/openlink.php?l=2793387|2752|2156|642962ac3bd8251c902b7d31a11d0960).
Abb. 8: Revers Jacobstaler 1633, DS 41,6mm (Foto: Museum August Kestner, Hannover).
Abb. 9, 1: Avers Löser „Lautenthals Glück“ 1685 für Braunschweig Wolfenbüttel mit Wertpunze 3 Taler (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 305, 20.03.2018, Nr. 3274; https://www.coinarchives.com/w/openlink.php?l=2950797|2977|3274|42fd4fff17f98c53bf8ae4e64f067300).
Abb. 9,2: Avers Taler „Lautenthals Glück“ 1752, hier für Hannover (Foto: Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Osnabrück, Auction 254, 206.10.2014, Nr. 3183; https://www.coinarchives.com/w/openlink.php?l=1803770|1697|3183|4ee0dc08b80ce89efc186aabfba65dcf).

Anmerkungen

1 Der in der „Harz-Zeitung“ veröffentlichte Text fußte auf einem Vortrag gehalten am 10.07.2019 vor der NGH und erschien später in einer leicht abgewandelten Form auch in den „Geldgeschichtlichen Nachrichten“ Heft 310 vom Juli 2020, S. 126 – 133.

2 Der Löser, anfänglich wohl eine fiskalische Großmünze, hatte sich funktionell zum Typus einer repräsentativen Schaumünze gewandelt. Die hier besprochene Münze hörte mit zu den letzten Prägungen dieses Typs.

3 Ausbeuteprägungen nehmen auf die jeweilige Grube Bezug und rühmen in Wort und Bild deren Ausbeute, d. h. die zu verteilenden Gewinne der gewerkschaftlich betriebenen Gruben, vgl. Leschhorn 2010, S. 306.

4 Vgl. Bosch 2001, S. 8: „Die Versuchung des Heiligen Antonius“ – Ein durch einen schweinsartigen Rüssel als Lüstling gekennzeichneter Mann mit Eule auf dem Kopf [Symbol für Unheil] hat eine Laute untergeklemmt und tritt an einen Festtisch, von dem der Heilige sich abwendet.

5 Wirth 2017, S. 14 und 101.

6 Ebenda, S. 88.

7 Ebenda, S. 100 sowie hinsichtlich der Rangdifferenzierung verschiedener Musikinstrumente auch unter mythologischen Aspekten siehe auch Harsdörffer 2010, S. 222–227.

8 Manger 2001, S. 131 u. 124 sowie Simon 2017, S. 64.

9 Nach Harsdörffer 2010, S. 237 und Duchhardt/Schnettinger 2015, S.82.

10 Nach Harsdörffer, Poetischer Trichter (Harsdörffer 2010, S. 245) sind Musikinstrumente „Die Erstgeburt der Macht-Stimm Gottes“ und nach Jacob Cats, Proteus (Harsdörffer 2010, S. 242) wird die Resonanz zwischen zwei aufeinander abgestimmten Saiten als Sinnbild für Harmonie der Liebenden, Anteilnahme und Freude von Gott gesehen. Zur psychisch heilenden Kraft der Musik s. Harsdörffer, „Erquickungsstunden“ (Harsdörffer 2010, S. 240 u. 258).

11 Den örtlich Verantwortlichen war es nicht gelungen, die Grube wieder auf die Erfolgsbahn zu bringen, so dass zuletzt 1681 der Betrieb eingestellt wurde, Details hierzu s. z.B. Stedingk 2002, S. 57, dort heißt es u. a. „Offenbar überstiegen die Kosten für die Instandhaltung der Schächte und Stollen die Möglichkeiten der Stadt…“ oder Calvör 1765, S. 140f.

12 Harsdörffer 2010, S.240f.

13 Ebenda, S. 251f.

14 Spruth 1986, S. 66ff. – Calvör 1763, S. 297f.

15 Bei Müseler 1983, S. 384; 6, Nr. 10.6.3.4, bei Stedingk 2002, S. 160 und bei Welter 1971, S. 286 Nr. 1928 die Angabe „Lautenspielerin“ und bei Praun 1747, S. 255 eine „Frauensperson“.

16 Schreiben des Berghauptmanns von Imhoff an Herzog Carl vom 11.09.1742, worin er vorschlägt, wieder Ausbeutetaler zu prägen und dabei an frühere Prägungen der Gruben „Lautenthals Glück“ und „Kleiner St. Jacob“ anzuknüpfen, vgl. Fiala 1909, S. 55, Fußnote 7. Auch die Umschrift wurde ganz im Sinne einer Kontinuität „fortgeschrieben“: Aus „reddes“ (du wirst zurückgeben) und „tandem“ (gerade eben) auf dem Löser werden 58 Jahre später „reddis“ (du gibst zurück) bzw. „quondam“ (einstmals).

17 Hinsichtlich der Variationen der Fortuna Ziegler/Sontheimer 1979.

18 Areopagita 2015, S. 46 und Simon 2017, S. 44.

19 Zur Gleichsetzung Fürst und Sonne vgl. Titel einer Trauerrede, Tilman Hippertz, Der Gesellschaft Jesu Priestern „Von Auffgang der Sonnen biß zum Untergang: Das ist Lobwürdigster Regierungs-Lauff Des […] Herren Ernst Augusten Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg/ des Heil. Röm. Reichs Chur-Fürsten/ Bischoffen zu Oßnabrück […].“ 2. Aprilis 1698 oder man denke an die Bezeichnung „Sonnenkönig“.

20 Siehe etwa Dittrich 2004.

21 Grundsätzlich verläuft das christliche Zeitsystem linear von der Schöpfung, über AT, NT hin zum Jüngsten Gericht; praktisch war das Zeiterleben der Natur folgend über Jahrhunderte hinweg eher zirkulär, so z. B. Padova 2015, S. 37ff. und S. 216ff.

22 Harsdörffer 2010, S. 151ff.

23 Leschhorn 2010, S. 308, übersetzt die Umschrift des Lösers mit „Du, segenspendender Gott, wirst endlich das Eingesetzte als Klingendes wieder zurückgeben“ und die des Talers mit „Du, segenspendender Gott, gibst das einst Eingesetzte als Klingendes wieder zurück“, Smith 2009, S. 378 überträgt das mit “Previously you have been restored by God to resounding fruitfulness”.

24 Leschhorn 2010, S. 253.

25 Vgl. auch Harsdörffer 2010, S. 151ff.

26 Harsdörffer 2010, S. 167ff.

27 Siehe z.B. Gottschall 2013.

28 Vortrag „Einblicke in die Rechtsphilosophie von Gottfried Wilhelm Leibniz“ von Prof. Armgardt in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover am 21.02.2019.

29 Neukirchen 1999, S. 227.

30 Umschrift Avers Taler Hannover: GEORG(ius) II D(ei) G(ratia) M(agma) BRIT(anniae) FR(anciae) & H(iberniae) REX F(idei) D(efensor) BR(unsvicensis) & L(uneburgensis) DUX S(acri) R(omani) I(mperii) A(rchi) TH(esaurarius) & EL(ector). Deutsch: Georg II., von Gottes Gnaden König von Großbritannien, Frankreich und Irland Verteidiger des Glaubens, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, des Heiligen Römischen Reiches Erzschatzmeister und Kurfürst. Umschrift Avers Taler Braunschweig: DG CARL DUX BRUNS ET LUN; dt. Von Gottes Gnaden Carl Herzog zu Braunschweig und Lüneburg). Zu Aspekten der Zentralisation in der Epoche des Barocks s. z.B. Elias 2016.

31 Brockmann 1987, S. 83.

32 Details zur funktionsweise der Balancierwerke siehe Benad-Wagenhoff 2010.

33 Vgl. Fußnote 16; Noch 1709 scheiterte ein Vorstoß des Münzmeisters Johann Christoph Bähr zur Umgestaltung der Zellerfelder Münze nach „Clausthaler Manier“ an einer Intervention des Clausthaler Wardeins Heinrich von Carisius, ebenda, S.39.

34 Siehe etwa Smith, 2009, S.373.

35 ebenda, S. 361, 387, 405 und 415.

36 Z. B. Gottsched, Leipzig: „Die redlichen Tandlerinnen“ 1725–1726, dann „Der Biedermann“ 1727–1729 oder später Hollmann, Göttingen „Der Sammler“ und dann „Der Zerstreuer“.

37 Zum Beispiel Gottsched, Gellert, Iffland aber auch weitere.

38 Calvör 1765 und Hartmann 1986.

39 Mulsow 2018, S. 27.

40 Zu psychologisch/philosophischen Aspekten des Übergangs zur Moderne siehe Baumann 2005.

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