DER HORTFUND VON FILSUM (LDK. LEER, GMD. FILSUM)

Der Fund

Der Hort von Filsum, der 2021 im Rahmen einer gezielten Prospektion mittels einer Metallsonde entdeckt wurde, enthält 96 Denare der römischen Kaiserzeit. Der Denar ist eine Silbermünze und war bis zum ersten Viertel des 3. nachchristlichen Jahrhunderts das wichtigste Nominal im römischen Geldverkehr. Man kann ihn auch als den Dollar der Antike bezeichnen.

Die jüngste Münze im Fund von Filsum ist ein Denar des Kaisers Septimius Severus (193-211), welcher aufgrund der vorder- und rückseitigen Umschrift, welche die Ämter nennt, die der Kaiser inne hatte, in das Jahr 194/195 datiert werden kann. Das Stück ist nicht sonderlich gut erhalten, wie die meisten Fundmünzen, ist aber eindeutig zuweisbar. Die 96 Münzen dürften wohl kurz nach diesem Zeitpunkt gemeinsam dem Erdreich anvertraut worden sein.

Abb. 1: Zusammensetzung des Fundes [n = 96] (Graphik: U. Werz, NLD).

Insgesamt wurden bislang in Niedersachsen 124 antike Horte dokumentiert, von denen allerdings viele unvollständig erhalten sind und daher nur bedingt für eine Auswertung herangezogen werden können.

Abb. 2: Funde antiker Münzhorte in Niedersachsen (Karte: U. Werz/A. Matthes, NLD).

Die historische und geldgeschichtliche Einordnung

Bei der Auswertung von Fundmünzen ist es das Ziel, geldgeschichtliche Aussagen für ein bestimmtes Gebiet zu einer bestimmten Zeit zu machen. Kurz: welche Münzen liefen wann, wo und wie lange um und welche Funktion hatten sie. Es kann nicht oft genug betont werden, dass die Münze ein archäologisches Objekt ist und gleichwertig neben Keramik, Fibeln, militärischen Ausrüstungsgegenständen usw. steht.

Bei einer historischen und geldgeschichtlichen Einordnung ist zu bedenken, dass Niedersachsen außerhalb der Grenzen des römischen Reiches lag, denn die Römer hatten sich zu Beginn der Regierung des Tiberius (14-37) aus Germanien zurückgezogen. Trotzdem gelangten weiterhin Münzen in das als Germania magna bezeichnete Gebiet. Die Gründe sind vielfältig: Germanische Stämme konnten durch Zahlungen davon abgehalten werden, Krieg gegen die Römer zu führen, Kriegsgefangene wurden frei gekauft, Geschenke in Form von Münzgeld gemacht oder Rohstoffe, wie z.B. das benötigte Blei wurden in Münzen bezahlt.

Das römische Münzsystem bestand aus einer Vielzahl verschiedener Werteinheiten, die in Gold, Silber und Aes geprägt wurden und in einem festen Verhältnis zueinander standen.

Abb. 3: Römisches Nominalsystem (Graphik: U. Werz, NLD).

Dabei kam den kleineren Nominalen in Bronze eine wichtige Bedeutung zu. Erst sie erlaubten es auch niedrige Beträge passend mit Geldstücken zu zahlen. Genau diese kleineren Geldstücke fehlen aber innerhalb der Einzelfunde fast vollständig. Sesterze und Denare dominieren. Daher gehen wir davon aus, dass die Geldstücke in Germanien bis gegen Ende des 3. Jahrhunderts als kleine Metallbarren anzusehen sind. Welchen materiellen Wert die Münzen für ihren germanischen Besitzer darstellten, ist unklar, da keinerlei Angaben zu Preisen bekannt sind. Im römischen Reich bekam ein römischer Legionär unter der Herrschaft des Septimius Severus 900 Denare als jährlichen Sold.

Abb. 4: Nominale in niedersächsischen Einzelfunden aus der Zeit von 14 bis 211 [n = 792], (Graphik: U. Werz, NLD).

Zwei Prägungen aus dem Schatzfund

Prägung des Antoninus Pius für Marcus Aurelius Caesar aus dem Jahr 145/146, hergestellt in der Münzstätte Rom.

Vs.: AVRELIVS CAESAR AVG(usti) PII F(ilii); Kopf des Marcus Aurelius nach rechts.
Rs.: TR(ibinicia) POT(estate) CO(n)S(ul) II; Fides stehend nach rechts, hält links Kornähren und rechts einen Korb mit Früchten.
RIC III Antoninus Pius 436 .

Abb. 5: Prägung des Antoninus Pius für Marcus Aurelius Caesar [Hort Nr. 49] (Foto: Archäologischer Dienst der Ostfriesischen Landschaft).

Prägung des Marcus Aurelius für Faustina minor zwischen 161 und 176 in der Münzstätte Rom hergestellt.

Vs.: FAVSTINA AVGVSTA; Büste des Faustina minor, bekleidet nach rechts.
Rs.: CERES; Ceres sitzend auf Thron nach links, hält in der vorgestreckten rechten Hand Kornähren und in der Linken eine Fackel.
RIC III Marcus Aurelius 669 .

Abb. 6: Prägung des Marcus Aurelius für Faustina minor [Hort Nr. 12] (Foto: Archäologischer Dienst der Ostfriesischen Landschaft).

Die Ausstellung des Hortes

Zwischen dem 17. März und dem 29. April 2023 waren die Münzen in den Räumen der Raiffeisen-Volksbank (RVB) in Remels während deren Öffnungszeiten zu sehen (Abb. 7). Die Ausstellung fand im Rahmen eines von der Ostfriesischen Landschaft geförderten Citizen Science-Projekt statt.

Abb. 7: Vernissage in den Räumen der Raiffeisen-Volksbank in Remels (Fotos: Archäologischer Dienst der Ostfriesischen Landschaft, Ostfriesensondler).

Den Flyer zur Vernissage erhalten Sie hier.

Weitere Presseberichte zum Fund

Die ersten beiden Kapitel des obigen Textes entsprechen der Pressemitteilung, welche von der Ostfriesischen Landschaft, Abteilung Archäologie im Zusammenhang mit der Fundveröffentlichung bereit gestellt wurde. Sie können diesen als pdf herunterladen .
Weitere Pressemeldungen zu dem Fund sind nachfolgend gelistet, und soweit möglich in der Wayback Machine von archive.org gespiegelt. Damit sind sie auch weiterhin verfügbar, wenn die Webseite selbst nicht mehr erreichbar ist. Dieser zweite Link ist in eckige Klammern gesetzt.

  • Wikipedia, Münzschatz von Filsum
  • Hamburger Abendblatt, Römischer Münzschatz in Ostfriesland entdeckt, 22.11.2022 , []
  • Cellesche Zeitung, Sensationsfund in Ostfriesland, 23.11.2022 , []
  • NDR, Aurich: Archäologen zeigen antiken Münzschatz aus Filsum, 22.11.2022 , []
  • Süddeutsche Zeitung, Archäologie – Aurich: Römischer Münzschatz in Ostfriesland entdeckt, 22.11.2022 , []
  • Welt – Geschichte, Schatzfund in Friesland “Zuletzt gaben sie ihre Frauen und Kinder in die Sklaverei”, 23.11.2022 , []
  • Hallo Niedersachsen, Römischer Münzschatz in Ostfriesland gefunden, 22.11.2022
  • NDR, Münzschatz aus Filsum jetzt erstmals öffentlich zu sehen, 17.03.2023 , []
  • General Anzeiger, Römischer Münzschatz aus Filsum wird erstmals ausgestellt, 14.03.2023 , []
  • Cellesche Zeitung, Römischer Münzschatz erstmals in Ausstellung zu sehen, 19.03.2023 , []
  • Hallo Niedersachsen, Münzschatz aus Filsum jetzt erstmals öffentlich zu sehen, 17.03.2023

(uw/Archäologischer Dienst der Ostfriesischen Landschaft, Mai 2023)

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