4. DIE MÜNZPRÄGUNG UNTER AUGUSTUS

Der Übergang vom republikanischen in das monarchisch geprägte Römische Reich vollzog sich zwischen 31 v.Chr. und 27 v.Chr. In der entscheidenden Schlacht um die Herrschaft bei Actium setzte sich Augustus gegen seinen Rivalen Antonius durch und konnte so seine alleinige Machtstellung schrittweise etablieren. Dadurch konnten auch die Bürgerkriege innerhalb des Römischen Reichs beendet werden. Der junge Gaius Octavianus trat seine im Bürgerkrieg erworbenen Machtansprüche ab und nahm den Namen Augustus an. Diese politische Neuerung brachte auch enorme gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen mit sich. Unter anderem zeigen sich diese Veränderungen in einer umfassenden Währungsreform.

Das Römische Reich unter Augustus (Karte: Wikipedia).

Die Münze nahm in diesem Kontext eine bedeutende Rolle ein und wurde vielseitig eingesetzt. Sie fungiert bis heute als wichtige Quelle, die Einblicke in das antike Rom ermöglicht. Ihre Wege durch das Reich drücken sich sowohl in Traditionen als auch in Innovationen aus. Als Propagandamittel und Medium kaiserlicher Selbstdarstellung erhielt sie gleichsam politische Macht, wie die nachfolgenden Ausstellungsteile zur Münzmeisterprägung, Augustus im Spiegel der Res Gestae und dem Münzumlauf zeigen werden.
(Jessica Wehner und Kira von Hassel)

4.1. Die Münzreform unter Augustus (23 v.Chr.) 
Augustus versprach den Menschen ein „neues Zeitalter“ in Wohlstand und Frieden. Er etablierte zu diesem Zweck viele neue kulturelle und religiöse Werte, welche das Reich im Inneren stabilisieren und ihn als Erlöser und Bringer einer glücklichen Ära postulieren sollten. Eine der bedeutendsten Maßnahmen war die Reform des Münzwesens, welches durch zahlreiche Kriege und Unruhen stets instabiler geworden war. Ziel dieser Neuerungen war es daher, ein stabiles Wirtschaftssystem durch eine stabile Währung zu konstituieren. Die Neuerungen zeigten Wirkung, denn die von Augustus durchgeführte Reform regelte das Münzwesen des Römischen Reiches mehrere Jahrhunderte lang.

Als Ausgangslage dieses Systems diente die bereits in der Republik entwickelte Nominalstruktur auf Basis des römischen Pfundes (libra, 327,46g). Augustus setzte dabei auf ein trimetallisches System und führte die Bronzewährung (Aes / As) wieder ein, die seit 90 v.Chr. abgeschafft war. Neben der Legierung Bronze waren die Metalle Gold und Silber die Säulen dieses Systems. Der Denar behielt auch weiterhin seine Funktion als Leitnominal bei, verlor im Laufe des Kaiserreichs aber fortwährend an Gewicht und wog so 12 v.Chr. nur noch 1/42 des Pfundes. Auch der Aureus verlor im Verlauf der Jahre an Gewicht, sodass er um 12 v.Chr. nur noch 1/42 des Pfunds ausmachte. Generell stabilisierte sich der Nennwert der Münzen im Vergleich zu anderen Epochen und Regionen und überstieg den Metallwert nicht.

Eine weitere Neuerung zeigte sich in der Prägung der As. Diese Münzen erhielten das Kürzel “SC” auf ihrer Rückseite, das bis heute in seiner Bedeutung kontrovers diskutiert wird. Bekannt ist jedoch, dass sein Gebrauch sich fast ausschließlich auf den stadtrömischen Verkehr beschränkte. 

Die Münzen des Augustus zeichnen sich besonders in ihrer Typenvielfalt (ca. 500 Typen) aus, da der Kaiser unterschiedlichste Absichten mit dem Nachrichtenmedium Münze verfolgte. Sie waren unter anderem Ausdruck des Selbstverständnisses und erlangten große Bedeutung für die Außenpolitik. Die künstlerische Qualität der Münzbilder gilt als sehr gut, womit häufig die dargestellte Überhöhung des Kaisers assoziiert wird. Eine der am häufigsten abgebildeten Motive ist sind die Göttin Victoria und das Mischwesen Capricorn.

Neuheiten, die das Nominalsystem betreffen
Mit seiner Münzreform im Jahr 23 v.Chr. führte Augustus einige Neuheiten ein und Änderungen durch. So verringerten sich durch diese Reform und auch 12 v.Chr. nochmal unter anderem die Gewichte des Denars und des Aureus. Die wiedereingeführte Bronze-Währung war dabei eine der größten Neuheiten. Sie stellte den dritten Pfeiler des trimetallischen Systems dar und bekam die Inschrift „SC“ auf der Rückseite, die bis heute für Kontroversen in der Forschung sorgt. Es ist noch immer nicht gänzlich geklärt, wofür dieses Kürzel stehen sollte. Einerseits wird vermutet, dass es für „auf Senatsbeschluss geprägt“ (senatus consulto) steht, was bedeuten würde, dass auch der Senat Rechte für die Prägung von Bronze-Münzen innehatte. Andererseits besteht die Hypothese, dass das Kürzel dazu diente, an die Ehrungen und Auszeichnungen zu erinnern, die Augustus vom Senat erhalten hat. Was aber „auf Beschluss des Senates“ genau bedeutet, ist immer noch umstritten.

1 P. Carisius. As, 23. v.Chr., Spanien, Mérida.
Vs.: CAESAR AVG TRIB POTEST Kopf des Augustus nach links
Rs.: P CARISIV[S] / LEG / AVGVSTI.
7,79 g. RIC (2) 15b.
Museum August Kestner-Münzkabinett Inv. H 3405.
Vogt Katalog Nr. 6; Giard 1086-1088.

2 Unbekannter Münzherr. Denar, 19/18 v.Chr., Spanien, unbekannte Münzstätte.
Vs.: CAESER AVGVSTVS Kopf des Augustus mit Eichenkranz nach links. Perlkreis.
Rs.: [D]VVS IVLIVS Achtstrahliger Komet mit Feuerschweif. In der Mitte quer laufende Aufschrift und Perlkreis.
3,78 g. RIC (2) 37b.
Museum August Kestner-Münzkabinett Inv. 1930.384. 
Vogt Katalog Nr. 13; Giard 1298-1303; Trillmich, Walter. 1998. Münzpropaganda, in: Kaiser Augustus und die verlorene Republik, Ausstellungskatalog. Berlin 1988. Nr. 339.

Im Juli 44 v.Chr. stand sieben Tage lang ein Komet am Himmel. Man sah ihn als Kometen Caesars an (sidus Iulium), der anzeigte, dass Caesar zum Gott (divus) geworden war. Die Münze erinnert also an die göttliche Abstammung des Augustus.

3 Q Aelius Lamia, M Marius Censorinus, T Quinctius Crispinus Sulpicianus. Sesterz, 18 v.Chr., Rom.
Vs.: [OB] CIVIS in zwei Lorbeerzweigen, die einen Eichenkranz rahmen. Darunter: SERVATOS
Rs.: [T QUINCT] IVS CRISPIN SVLPIC IIIVIR AAAFF um SC.
25,96 g. RIC (2) 329.
Museum August Kestner-Münzkabinett Inv. H 3432a.
Vogt Katalog Nr. 84; Giard 248-251

Münze des Münzmeisters T. Quinctius Crispinus Sulpicianus. Ein Eichenkranz wurde Römern als militärische Auszeichnung verliehen, wenn sie einem Bürger im Krieg das Leben retteten. 27 v.Chr. erhielt Augustus mehrere Ehrungen in einer Senatssitzung. Der Eichenkranz „wegen der Errettung der Bürger“ (ob cives servatos) gehörte dazu aufgrund seiner allgemeinen Verdienste um die römischen Bürger. Der Kranz hing seitdem im Giebel des Hauses des Augustus.

Besonderheiten
Die Münzen wurden unter Kaiser Augustus zu einem Medium der kaiserlichen Selbstdarstellung. Der Princeps schöpfte die Möglichkeiten der Münzprägung voll aus, indem er sich die Möglichkeiten von Münzen als Träger von politischen Botschaften zu eigen machte. Hierbei ging es sowohl um die Legitimierung des Herrscherstatus durch die Kundgabe seiner Leistungen als auch um die Präsentation seiner eigenen Person. So inszenierte er seine Herrscherpersönlichkeit als entschlossener und militärisch erfolgreicher Feldherr und ließ sich in der körperlichen Verfassung eines jugendlichen Mannes abbilden. Durch diese Art der Münzbilder schuf er eine alterslose und über die Menschen erhabene Herrschergestalt. Zudem wurden militärische und außenpolitische Erfolge auf den Münzen abgebildet, um so die Bewohner des Imperium Romanum über die Siege und Erfolge in Kenntnis zu setzen und gleichzeitig das gesellschaftlich geprägte Bild des Kaisers zu bestimmen. Die augusteische Bildsprache zeichnete sich besonders dadurch aus, dass ihre Bedeutung herausgelesen werden muss. Viele Münzbilder zeigen Götter, Wesen, Zeichen oder bestimmte Pflanzen, deren Deutung nur durch eine genaue Reflexion erschlossen werden kann. 

4 Denar, 19/18 v.Chr., Spanien.
Vs.: Kopf des Augustus nach rechts mit Eichenkranz. Perlkreis.
Rs.: Zwei Lorbeerbäume, darüber CAESAR, darunter AVGVSTVS. Perlkreis.
3,7 g. RIC (2) 33a.
Museum August Kestner Hannover-Münzkabinett Inv. 1930.136.
Vogt Katalog Nr. 11; Giard 1283.

Zu den Senatsbeschlüssen über Ehrungen für Augustus im Jahre 27 v.Chr. gehörte auch die Pflanzung von zwei Lorbeerbäumen vor seiner Haustür. Lorbeer mit seiner reinigenden Kraft war die Pflanze des Apoll. Augustus wird somit in die Nähe dieses Gottes gerückt. Das Münzbild des Augustus kommt oft ohne eine Umschrift aus, er ist gleichsam über eine Benennung erhaben.

5 Aureus, 19/18 v.Chr., Spanien.
Vs.: CAESARI AVGVSTO. Kopf des Augustus nach rechts mit Lorbeerkranz. Perlkreis.
Rs.: im Feld links und rechts: MAR – VLT. Vorderansicht eines Rundtempels (Tempel des Mars Ultor) mit 6 Säulen auf Stufenunterbau, zwischen den Mittelsäulen Adler, links und rechts davon je ein Feldzeichen. Perlkreis.
7,89 g. RIC (2) 104.
Museum August Kestner Hannover-Münzkabinett Inv. 69.
Vogt Katalog Nr. 20; Giard 1201.

Schon Caesar plante einen Rachefeldzug gegen die Parther, den Augustus schließlich durchführte. Im Jahr 20 v.Chr. gelang es ihm, die Feldzeichen zurückzugewinnen. Das Ereignis feierte man als großen Sieg. Immer wieder wird darauf in Staatskunst und Münzprägung verwiesen. Augustus gelobte sogar den Bau eines neuen Tempels für den rächenden Mars (Mars Ultor). Die zurückerhaltenen Feldzeichen wurden in einem kleinen Rundtempel auf dem Kapitol präsentiert. Auf der seltenen Goldmünze ist dieser mit drei Feldzeichen darin abgebildet. 

6 Denar, 19/18 v.Chr., unbestimmte Münzstätte.
Vs.: Kopf des Augustus nach links
Rs.: AVGVSTVS. Capricorn mit Globus, Steuerruder und Füllhorn.
3,79 g. RIC (2) 547a.
Museum August Kestner Hannover-Münzkabinett Inv.2008.297.
Vogt Katalog Nr. 207; Giard 1354-1357.

Bei dem Capricorn handelt es sich um ein Mischwesen aus Ziege und Fisch, das sinnbildlich für das Tierkreiszeichen Steinbock steht und als das Zeichen des Augustus gilt. 

7 Quinar, 21 v.Chr., Griechenland.
Vs.: AVGV[STVS]. Kopf des Augustus nach rechts, Punze in Form eines P vor dem Gesicht. Perlkreis.
Rs.: Victoria nach links stehend auf Schiffsbug mit Kranz und Palmzweig in den Händen. Perlkreis.
1,62 g. RIC (2) 474.
Museum August Kestner Hannover-Münzkabinett Inv. 2008.292.
Vogt Katalog Nr. 199; Giard 944-948.

Die Göttin Viktoria verkörpert Sieghaftigkeit, weshalb sie in vielerlei Kontexten mit Augustus assoziiert wird und damit auch mit seiner siegreichen Regentschaft. 
(Jessica Wehner und Kira von Hassel)

4.2 Die Münzmeisterprägung unter Augustus 
Die augusteische Münzmeisterprägung gleicht einem Spiegel des politischen, religiösen und gesellschaftlichen Lebens im Rom der frühen Kaiserzeit. In dieser Phase des Übergangs von der Republik zum Prinzipat steht die Münzmeisterprägung in einem ambivalenten Verhältnis zwischen „Tradition und Innovation“ (Küter 2014, S. 3). Im Rahmen des Bürgerkriegs wurden über einen längeren Zeitraum keine Prägungen von offiziellen Münzbeamten in Umlauf gegeben. Im Zuge des Römischen Friedens erlebte die Bunt- und Edelmetallprägung unter Aufsicht von Magistraten einen erneuten Aufschwung.

Alexa Küter, Zwischen Republik und Kaiserzeit. Die Münzmeisterprägung unter Augustus.

Die Wiederaufnahme der Münzprägung in der Hauptstadt des Römischen Reiches suggeriert eine Rückbesinnung auf die Werte der Republik, in der Münzmeister die Motive ihrer Prägungen selbst bestimmen konnten. Bereits seit 44 v.Chr. unter Caesar – also noch vor der Regierungszeit des Augustus – zeichnete sich jedoch ein Trend zur Instrumentalisierung von Münzbeamten ab. Die IIIviri begannen immer mehr nach den Vorstellungen einflussreicher Einzelpersönlichkeiten zu arbeiten. Inwieweit ist die Münzmeisterprägung unter Augustus als Fortsetzung dieser Entwicklung zu verstehen? Bestimmte Augustus (oder eine bzw. mehrere Personen aus dem engeren Umkreis des princeps) fortan die Motive oder besann man sich zurück auf die Tradition der freien Motivwahl aus Zeiten der Republik?

Tatsächlich deuten Untersuchungen der jüngeren Forschung darauf hin, dass die Prägebeamten wie in republikanischer Zeit ihre Bilder und Legenden eigenständig auswählten. Die Münzbilder geben eine nahezu detaillierte Auskunft über das politische Leben in Rom und nicht zuletzt auch über die Hoffnungen dieser Beamten, neben Augustus’ Abbild auch ein Porträt ihrer eigenen Familiengeschichte zu entwerfen. Die Auswahl der Motive wurde anscheinend nicht durch Augustus gesteuert, sodass die Münzmeisterprägung durchaus als ein politisches Zugeständnis an die Oberschicht Roms interpretiert werden kann: Unter der Prämisse, dass die Vormachtstellung des princeps unangezweifelt blieb, war die freie Meinungsäußerung in Rom weiterhin möglich. 

19-18 v.Chr. – Zwischen Familienwerbung und Osterfolg
Die den Jahren 19 und 18 v. Chr. zugeordneten Prägungen thematisieren vorrangig die Osterfolge des Augustus. Voller Euphorie feierte man in Rom die militärischen Errungenschaften des princeps, die zur Lösung einer seit geraumer Zeit bestehenden militärischen Problematik in Parthien und Armenien führten. Der prestigeträchtige Erfolg im Osten überschrieb zugleich die Erinnerung an die blutige Bürgerkriegsschlacht von Actium.

Der Tod des Vergil könnte ebenfalls ein Ereignis dargestellt haben, dass in die Prägungen der Münzmeister P. Petronius Turpilianus und M. Durmius eingeflossen sein mag. Die dahingehende Interpretation der betreffenden Motivgruppen ist in der Forschung jedoch umstritten. Im Vergleich zu ihrem Kollegen L. Aquillius Florus hatten die beiden Prägebeamten keine sich über mehrere Generationen erstreckende Leistungsgeschichte vorzuweisen und konnten daher in ihren Motiven keine Familienwerbung betreiben.

8 P. Petronius Turpilianus. Denar, 18 v.Chr., Rom.
Vs.: Kopf der Feronia rechts, (TVRP)ILIANVS III·VIR· (FE)RON. Perlkreis.
Rs.: Kniender Parther mit Feldzeichen, (CAE)SAR AVGVSTVS SI(GN · RECE ·). Perlkreis
3,69 g. RIC (2) 287.
Universitätsbibliothek Leipzig 1981/1205.

Die Rückgabe der durch Crassus verlorenen Feldzeichen durch den parthischen König Phraates war für die Selbstdarstellung des Augustus von besonderer Bedeutung.

9 M. Durmius. Denar, 18 v.Chr., Rom.
Vs.: Kopf des Honos rechts, M · DVRMIVS III (VIR HONORI). Perlkreis
Rs.: Quadriga rechts, CAESA(R AVGVSTVS), S·C (im Abschnitt). Perlkreis.
3,69 g. RIC (2) 313.
Universitätsbibliothek Leipzig 1981/1190.

Der Kopf des Honos könnte von Durmius als Dank für das erhaltene Münzmeisteramt ausgewählt worden sein. Die Quadriga thematisiert die militärischen Erfolge des Augustus.

10 L. Aquillius Florus. Denar, 19 v.Chr., Rom.
Vs.: Kopf des Augustus nach rechts, links abwärts: CAESAR; rechts aufwärts: AVGVSTVS. Perlkreis.
Rs.: Krieger mit Rundschild frontal stehend, Kopf nach rechts, einer nach links niedergesunkenen weiblichen Gestalt (Sicilia) aufhelfend, Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: L AQVILLIVS FLORVS III VIR; im Abschnitt: SICIL. Perlkreis.
4,22 g. RIC (2) 310.
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 8938:00002:7.

Krieger und Sicilia sind rein familienbezogene Motive. Sie beinhalten keine Ehrung des Augustus und dienen ausschließlich der Eigenwerbung des Münzmeisters.

16 v. Chr. – Leistungen und Ehrungen des Augustus
Die dem Jahr 16. v.Chr. zugeordneten Prägungen zeichnen sich durch eine besondere Vielfalt sowie inhaltliche Tiefe in ihren Bildern und Legenden aus. Insbesondere auch das Interesse für Inschriften, welches sich besonders in den Emissionen des Münzbeamten L. Mescinius Rufus spiegelt, wuchs in dieser Zeit, denn inzwischen hatte auch Augustus selbst die Vorteile des Nachrichtenmediums erkannt und wusste sie zu politischen Zwecken einzusetzen. Die Münzmeister waren an der Verbreitung der Propaganda indirekt beteiligt: War die Reichweite von Inschriften zuvor noch sehr standortgebunden, konnte das Nachrichtenmedium Münze mit Hilfe seiner „Transportfähigkeit und steten Zirkulation“ (Küter 2014, S. 322) ein größeres Publikum erreichen.

11 L. Mescinius Rufus. Denar, 16 v.Chr., Rom.
Vs.: Kopf des Augustus rechts. Perlkreis.
Rs,: Mars auf Piedestal, SPQR/VPRED/CAES (auf Piedestal), L·(MESCINI)VS RVFVS. Perlkreis.
3,04 g. RIC (2) 351.
Universitätsbibliothek Leipzig 1981/1211.

Die Inschrift SPQR /VPRED / CAES steht für Senatus Populusque Romanus / Vota pro reditu / Caesaris – zu Deutsch: „Senat und Volk von Rom, betet für die Rückkehr des Kaisers!“ – und bezieht sich auf die Expedition des Augustus nach Gallien im Jahre 16 v. Chr.

13 v. Chr. – reditus und domus Augusta
Die dem Jahr 13. v.Chr. zugeordneten Prägungen gewähren einen Einblick in das Wirken des Augustus innerhalb Roms. Im Zentrum der Bilder stehen „die Präsentation der domus Augusta und der dynastischen Politik des Princeps“ (Küter 2014, S. 323). Eine besondere Vielseitigkeit hinsichtlich der Avers- und Reversmotive weist die Prägereihe des C. Marius auf. Der Münzmeister hatte es sich offenbar vorgenommen, die vielfältigen Aufgaben, Kompetenzen und Wirkungsbereiche des Princeps in seinen Motiven zu thematisieren.

12 C. Marius Tromentina. Denar, 13. v.Chr., Rom.
Vs.: Kopf des Augustus rechts, dahinter Krummstab (lituus), Umschrift: AVGVSTVS. Perlkreis.
Rs.: Augustus nach links stehend in Toga capite velato, Schöpfkelle haltend, Umschrift: C MARIVS CF TRO III VIR. Perlkreis.
3,13 g. RIC (2) 398.
Museum August Kestner Hannover-Münzkabinett Inv. 2008.290.
Vogt Katalog Nr. 129.

Augustus im Priesterbild als exemplum pietatis.

13 C. Marius Tromentina. Denar, 13. v.Chr., Rom.
Vs.: Kopf des Augustus rechts, dahinter Krummstab (lituus), Umschrift: AVGVSTVS, Perlkreis
Rs.: Quadriga nach rechts, im Wagen Palmzweig, Umschrift: C MARIVS CF TRO III VIR. Perlkreis.
4 g. RIC (2) 399.
Museum August Kestner-Münzkabinett Inv. H 3446.

Augustus indirekt als Victor.
(Can Erdan)

4.3 Die Res gestae im Spiegel der Münzprägung
Der folgende Ausstellungsteil widmet sich der Diskussion, inwiefern die Münzprägung unter Augustus tatsächlich als ein Propagandamittel im Sinne einer von oben gesteuerten, einseitigen Selbstdarstellung des Princeps zu beurteilen ist. Seit den 1980er Jahren ist in der Forschung die Vorstellung einer beidseitigen Interaktion zwischen dem Kaiserhaus, das sich auf eine bestimmte Art präsentieren möchte, und den Bürgern, die dem Princeps Würdigungen entgegenbringen und Erwartungen äußern, präsent. Beides spiegelt sich in der Münzprägung.

Um die vom Kaiserhaus gelenkte Propaganda an Münzen festmachen zu können, bedarf es also einer Zweitquelle, in der die vom princeps intendierte Selbstdarstellung sichtbar wird, sodass sie als Vergleichsfolie zu den Münzdarstellungen herangezogen werden kann. Als eine solche Vergleichsfolie dient im Folgenden der nach dem Tod des Augustus auf seinen Wunsch hin veröffentlichte Tatenbericht res gestae divi Augusti („die Taten des göttlichen Augustus“). Der ursprünglich als Inschrift auf Bronzetafeln vor dem Mausoleum des Verstorbenen angebrachte Text, stellt eine Kombination aus den „‘Tatenberichten‘ persischer und hellenistischer Herrscher, die in der 1. Person geschrieben sind und katalogartig die Taten des Monarchen aufzählen“ (Simon 1993, S. 23) und sogenannten ‚Elogien‘ – Inschriften, die zu Ehren eines Verstorbenen dessen Verdienste hervorheben, jedoch üblicherweise nicht in der 1. Person verfasst sind – dar. Verfasst wurden sie vermutlich in zwei Etappen: eine erste Fassung entstand bereits 2 v.Chr., deren letzte Überarbeitung 24 n.Chr. vorgenommen wurde. Als Verfasser sind entweder Augustus selbst oder zumindest sein nächstes Umfeld anzunehmen, was die Eignung des Tatenberichts als Vergleichsfolie hinsichtlich der gewünschten Selbstinszenierung bezeugt.

Barbara Simon, Selbstdarstellung des Augustus in der Münzprägung und in den Res Gestae.

In Bezug auf die Münzprägung ist eine Beteiligung des Augustus nicht so eindeutig anzunehmen. Die folgenden Ausstellungsobjekte zeigen aber zahlreiche Parallelen zu den Legitimationsstrategien, die Augustus in seinen res gestae anwendet. Es lassen sich drei Grundzüge dieser Legitimation feststellen, die sich gleichermaßen durch die res gestae und die Münzprägung begründen lassen und immer auch in enger Verknüpfung zu der jeweiligen Regierungsphase des Augustus stehen: Die Legitimation durch militärische Erfolge, durch (göttliche) Abstammung und die Verdienste um das Gemeinwesen. Ganz grob spiegeln sich diese auch in den Legenden der größten Emissionsreihen IMP CAESAR und CAESAR DIVI F nach seinem Sieg über Marcus Antonius bei Actium (31 v.Chr.) und seiner Darstellung als restitutor rei publicae (Wiederhersteller der Republik) ab 12 v.Chr. wider. Das während der Regierungszeit des Princeps abnehmende Interesse der Tresviri monetales an der Münzprägung als einem Mittel der Selbstinszenierung lässt sich durch die immer stärker werdende Macht des Augustus erklären und stellt somit ein Argument mehr für die Nutzung der Münze als Propagandamittel durch den Princeps dar.

Veränderungen in den Intentionen der Münzprägung erklären zum Teil auch bestehende Unterschiede zu den res gestae, da beispielsweise durch das Wegfallen politischer Konkurrenz nach Actium die Münzemissionen nicht mehr eine Reaktion auf die Emissionen der anderen Triumvirn darstellen mussten, sondern gewissermaßen einen Absolutheitsanspruch hatten, der sich in der zunehmenden Relevanz divinisierender Aspekte widerspiegelt. Andere Abweichungen sind durch gattungsspezifische Unterschiede begründet, wobei sowohl die res gestae als auch die Münzprägung unter Augustus stark aus der Perspektive republikanischer Traditionen zu betrachten ist, die res gestae aber als eine posthume Ehrung und längeres Textdokument Möglichkeiten detaillierterer Ämteraufzählungen besitzen, die Münzen aber stärker die Nachfolgeregelungen behandeln.

Legitimation zu Beginn der politischen Laufbahn
Besonders zu Beginn der politischen Laufbahn des Augustus unterscheiden sich die Darstellungen in den res gestae und der Münzprägung stark: Die res gestae stellen die eigentlich illegitime Machtübernahme des Augustus durch andere Instanzen (Aufnahmen in den Senat, Verleihung eines Imperiums) als gerechtfertigt dar und thematisieren auch die Zeit der Bürgerkriege bzw. nutzen die Rache für den Vater sogar als Rechtfertigung für militärische Betätigung. Die Münzprägung deutet eine Legitimation durch das Volk nur an, wie sich an der Beischrift (P)OPVL(i) IVSSV festmachen lässt und die Legitimation über den Vater C. Iulius Caesar erfolgt, wenn sie überhaupt sichtbar wird, nur symbolisch über die Reiterstatue, die ein Denkmal für diesen abbildet (Objekt 2). Die Zeit der Bürgerkriege findet in der Münzprägung kaum Erwähnung.

Res gestae Divi Augusti (Foto: C. Sewing).

„Im Alter von einundzwanzig Jahren stellte ich auf eigenen Beschluss und aus eigenen Mitteln ein Heer zusammen, durch das ich die durch die Willkür einer Gruppe unterdrückte Republik befreit habe. Aus diesem Grund hat mich der Senat unter ehrenvollen Beschlüssen während des Konsulats von Gaius Pansa und Aulus Hirtius in seine Reihen aufgenommen, wobei er mir gleichzeitig konsularischen Rang bei den Abstimmungen gewährte.“ (RG 1, 1-2)

„Die, die meinen Vater niedergemetzelt haben, habe ich ins Exil verbannt und rächte so durch einen legitimen Richtspruch ihr Verbrechen, und als sie später Krieg gegen die Republik begannen, besiegte ich sie zweimal in einer Feldschlacht.“ (RG 2)

14 Denar, 41 v.Chr., Rom
Vs.: C·C(AESAR III) VIR·R·P·C. Kopf des Augustus rechts. Perlkreis.
Rs.: (P)OPVL·IVSSV. Reiterstatue des Augustus links. Perlkreis.
3,69 g. Craw 518-2.
Universitätsbibliothek Leipzig, 1981/1204.

15 Denar, 15-13 v.Chr., Lugdunum/Lyon
Vs.: Links abwärts, AVGVSTVS; rechts aufwärts DIVI F, Kopf des Augustus nach rechts. Perlkreis
Rs.: Stier nach links, Kopf gesenkt; Linienkreis. Im Abschnitt, IMP X. Perlkreis.
3,648 g. RIC (2) 169.
Münzkabinett der Universität Göttingen AS-00604.

Diese Münze bildet zusammen mit drei anderen eine Reihe, auf deren Reversbildern Apoll von Actium und Diana von Naulochos gezeigt sind. Auch hier ist der Verweis auf die Siege bei Actium und Naulochos also nur symbolisch.

Legitimation vor und nach Actium
Während zu Zeiten des Triumvirats bei der Münzprägung auf eine nicht-kompetitive Darstellung der Triumvirn geachtet wurde und deshalb auf den Münzen keine imperatorischen Akklamationen und Triumphzüge gezählt wurden, fiel dieser Aspekt nach dem Sieg des Augustus bei Actium weg. Zahlreiche Triumphzüge, die Augustus vom Senat zuerkannt wurden, die er jedoch ablehnte, sind in den res gestae erwähnt (RG 4), in der Münzprägung jedoch nicht präsent, was sich durch ihre republikanische Tradition begründen lässt: Zu Zeiten der Republik waren militärische Erfolge das häufigste Motiv auf Münzen, da sie für den sozialen und politischen Aufstieg entlang des cursus honorum als Werbung dienten. Auffällig ist auch, dass die magistralen Ämter, die Augustus innehatte, besonders aber derjenigen, die er nicht angenommen hat, um nicht als Alleinherrscher zu erscheinen, in den res gestae sehr ausführlich aufgelistet werden (RG 5-7a), in der Münzprägung allerdings nur in der Verbindung mit Agrippa Erwähnung finden. Seine Selbstpräsentation durch sakrale Ämter – in den res gestae immerhin durch 1,5 Paragraphen (RG 7b, 10) repräsentiert – spielt in der Münzprägung nur vor Actium (43–37 v.Chr.) – vermutlich um mit Marcus Antonius in Konkurrenz zu treten – und vor seiner Wahl zum pontifex maximus – zu der wohl eine damals sehr große Menge an Leuten aus ganz Italien zusammengekommen ist – eine Rolle.

16 Denar, 30-27 v.Chr., Rom.
Vs.: Victoria auf Prora rechts stehend.
Rs.: Augustus in Quadriga rechts; IMP.CAESAR (im Abschnitt).
3,67 g. RIC (2) 263.
Universitätsbibliothek Leipzig, 1981/1208.

Anlass für diese Münze war der dreitägige Triumph des Augustus im Jahr 29 v.Chr. Die Rückseite zeigt Augustus als Triumphator in einer Quadriga, die Vorderseite symbolisiert den Triumph durch die Abbildung der Victoria auf der Prora.

17 Denar, 37 v.Chr., heeresbegelitende Werkstatt.
Vs.: Umlaufend im Uhrzeigersinn, IMP CAESAR DIVI F III VIR ITER R P C, Kopf des Oktavian mit Wangenbart nach rechts. Perlkreis.
Rs.: Umlaufend im Uhrzeigersinn, COS ITER ET TER DESIG, Simpulum, Aspergillum, Kanne, Lituus. Perlkreis.
3,580 g, Crawford 538-1.
Münzkabinett der Universität Göttingen, AS-00590.

Die Prägung ist ein Beispiel für die Legitimation durch religiöse Ämter in der Zeit vor Actium. Es sind die Symbole der Priesterämter der Pontifices und der Auguren abgebildet: Simpuvium, Lituus, Krug, Aspergillum.

18 Denar, 12 v.Chr., Rom.
Vs.: Rechts aufwärts: AVGVSTVS, Kopf des Augustus nach rechts. Perlkreis.
Rs.: Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: L CANINIVS GALLVS III VIR, Langhaariger, bärtiger Barbar mit Fellmantel, kniend nach rechts, in rechter Hand Vexillum. Perlkreis.
3,60 g. RIC (2) 416.
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle 8938:00002:6.

Die Münze zeigt beispielhaft einen Barbaren, der zu den comitia Caesaris Augusti anlässlich seiner Wahl zum pontifex maximus kommt.
(Cara Leonie Sewing)

4.4 Münzfunde als Quellen des Geldumlaufs in augusteischer Zeit
Bei Münzfunden spielt vor allem der geographische Raum, in dem Münzen gefunden wurden, eine große Rolle. Münzfunde geben damit als Quelle einen Zugriff auf die Frage nach dem zeitgenössischen Geldumlauf. Es kann also ermittelt werden, welche Wege die Münzen zurückgelegt haben und welche Münztypen in welchen geographischen Räumen besonders häufig gebraucht wurden.

Die Gründe für den Umlauf von Münzen waren vielschichtig. Zum einen gab es Münzwanderungen aufgrund von staatlichen Aktivitäten. Darunter fielen zum Beispiel Tributzahlungen, der Einkauf von Nahrungsmitteln und Rohstoffen sowie der militärische Bereich. Mit dem Militär wanderten auch dessen Zahlungsmittel. Es wurde genutzt für den Sold der Truppen oder auch der Söldner, für den Kauf von Materialien und Ausrüstung sowie von Nahrungsmitteln, aber auch zum Beispiel für Bauprojekte, Beute und Entschädigungen, Unterstützungszahlungen, Lösegelder, Geschenke und Bestechungen. Ein weiterer wichtiger Bereich war der Handel. Händler brauchten Geld für den Kauf und Verkauf ihrer Waren, aber auch für die Deckung ihrer Reisekosten sowie für Hafengebühren und Zölle. Soldaten und Händler, aber auch Reisende brauchten Münzen ebenfalls für private Zwecke, zum Beispiel für Kauf- oder Tauschzwecke, zum Teil aber auch für Mieten und Anleihen.

Beim Geldumlauf, der von staatlichen Einflüssen und dem Handel bestimmt war, handelte es sich vor allem um den Transfer von Edelmetallmünzen (Silber- und Goldmünzen), während der Fund von Klein- und Wechselgeld (Bronzemünzen) vor allem auf einzelne Menschen zurückzuführen ist, die dieses Geld mit sich trugen.

Die Gründe für den Geldumlauf waren also sehr vielschichtig und können durch die Analyse von Münzfunden nachgezeichnet und erforscht werden. Allerdings gibt es auch einige Probleme im Hinblick auf die Aussagekraft von Münzfunden. Beispielsweise ist die Hebung von Hortfunden meistens nicht auf einen speziellen Reichtum der betreffenden Personen zurückzuführen; sie entstanden viel mehr in Krisenzeiten und konnten von ihren Besitzern selbst nicht mehr gehoben werden.

Es ist weiterhin davon auszugehen, dass es viele Münz- bzw. Geldwanderungen gab, die heute nicht mehr nachzuvollziehen sind. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Manche Münzen waren beispielsweise aufgrund eines falschen Gewichts oder Feingehalts in der Region, in die sie kamen, nicht zu gebrauchen; sie wurden dann eingeschmolzen, überprägt oder zurückgeschickt. Andere Geldumläufe sind nicht mehr über den Münzumlauf rekonstruierbar, weil der Geldtransfer nicht über Münzen lief. Bei großen Mengen wurden hierfür häufig Barren genommen. Gerade für Kaufleute war der Transport von Münzen oder Metallbarren oft mit zusätzlichem Aufwand sowie Kosten und Gefahren verbunden. Daher wurde hier oft auf Tauschgeschäfte zurückgegriffen, bei denen nur Waren getauscht wurden. In anderen Fällen, vor allem bei Privatleuten, kam es auch zu Darlehen oder Krediten mittels Quittungen.

Edelmetallmünzen
Augustus ordnete das Reich nach den Bürgerkriegen in vielerlei Hinsicht neu. Dazu gehörte auch eine Münzreform, in der er 23 v. Chr. das Münzwesen des Römischen Reiches grundlegend veränderte. Er schuf eine allgemeingültige und einheitliche Währung, die auf Bronze, Silber und Gold basierte und ließ die reichsrömischen Münzen ab 15 v. Chr. zentral in Lugdunum und Rom prägen. Lugdunum lieferte bis ins 1. Jhd. n. Chr. beinahe alle Gold- und Silbermünzen. Für die Rekonstruktion des Geldumlaufs ergibt sich aus dieser Zentralisierung der Münzproduktion ein relevantes Problem: Da in die römischen Regionen nun überall die gleichen Münzen wanderten, kann der Geldumlauf von Edelmetallmünzen zwischen den römischen Regionen in der Kaiserzeit heute nur noch schwer rekonstruiert werden. Die lange Aufrechterhaltung dieser Zentralisierung spiegelt aber auch die Zirkulation von Münzen und Edelmetallen innerhalb der römischen Wirtschaft: Je nach Fundort können die Silber- und Goldmünzen wichtige Hinweise auf den Handel oder auf großen Geldausfuhr außerhalb des Römischen Reiches liefern.

Funde von Gaius Lucius-Prägungen Kat.-Nr. 19 (Karte: nach Berger 1996).

19 Augustus. Denar. 2/1 v.Chr. Lugdunum (Lyon).
Vs.: Umlaufend gegen den Uhrzeigersinn, CAESAR AVGVSTVS DIVI F PATER PATRIAE. Kopf des Augustus mit Lorbeerkranz nach rechts. Perlkreis.
Rs.: Umlaufend gegen den Uhrzeigersinn, AVGVSTI F COS DESIG PRINC IVV[ENT; im Abschnitt, C L CAESARES. Gaius Caesar und Lucius Caesar in Toga, einander zugewandt, je einen Schild in die Mitte haltend, dahinter zwei Speere, Simpulum und Lituus. Perlkreis.
3,729 g. RIC (2) 207.
Münzkabinett der Universität Göttingen. AS-00616.

Gerade Silber- und Goldmünzen wurden vor allem in Lugdunum geprägt. Hier ein beispielhafter Denar aus Lugdunum.

Kleingeld
In den Jahrzehnten vor der augusteischen Münzreform war es zu einem Engpass an Bronzemünzen gekommen. Dieses Kleingeld war vor allem für den alltäglichen Gebrauch wichtig, weshalb Augustus in großem Maße Bronzemünzen prägen ließ. Über Münzfunde lassen sich Verbreitung und Bedeutung der Münznominale rekonstruieren. So zeigte sich, dass das As in der augusteischen Zeit für den Kleingeldumlauf das wichtigste reichsrömische Nominal war. Die Kleingeldversorgung wurde allerdings, im Gegensatz zu den Edelmetallmünzen, nicht zentral geregelt. Stattdessen gab es weiterhin städtische und regionale Prägungen, die von römischer Seite hinsichtlich des Gewichts und der Größe geregelt wurden.
Beim Geldumlauf gibt es die Unterscheidung von Münzen, die direkt von ihrer Prägestätte aus in Umlauf gebracht wurden und jenen, die an bestimmte Orte verschickt wurden. Diese sind vor allem dadurch zu erkennen, dass sie in mehreren benachbarten Orten einen ähnlich hohen Anteil haben. Darunter fällt zum Beispiel die Kleingeldversorgung von Soldaten in militärischen Gebieten.
In der Münzstätte Nemausus wurden verschiedene Münzserien geprägt, die eine unterschiedliche Verbreitung aufweisen.

Funde von Asse der 1. und 2. Serie von Nemausus Kat.-Nr. 20 und 21 (Karte: nach Berger 1996).

Die Karte zeigt den Anteil der Nemaususmünzen an den gesamten Fundmünzen. Man kann erkennen, dass der Anteil in den rechtsrheinischen Gebieten höher ist als in den linksrheinischen Regionen. Die räumliche (und zeitliche) Verteilung der Münzen zeigt, dass diese im Zusammenhang mit der Versorgung der Militärlager im Zuge der Feldzüge des Drusus gesehen werden müssen.

20 Augustus, As 12-8 v.Chr. v. Chr. Nemausus.
Vs.: Oben IMP; unten: DIVI F; beiderseits der Büsten: Einander abgewandte Köpfe des Augustus (rechts) barhäuptig und des Marcus Agrippa (links) mit Kombination aus Schiffskrone und Lorbeerkranz. Perlkreis.
Rs.: Im Feld: COL NE[M]. Krokodil an Palme gekettet nach rechts. Perlkreis.
8,63 g. RIC (2) 155; 1. Serie von Nemausus.
Museum August Kestner-Münzkabinett Inv. 1961.14.74
Vogt Katalog Nr. 25.

21 Augustus, As 8-2/1 v.Chr. Nemausus.
Vs. Oben IMP; unten: DIVI F; beiderseits der Büsten: Einander abgewandte Köpfe des Augustus (rechts) mit Lorbeerkranz und des Marcus Agrippa (links) mit Kombination aus Schiffskrone und Lorbeerkranz. Perlkreis
Rs.: Im Feld: COL NE[M]. Krokodil an Palme gekettet nach rechts. Perlkreis.
13,08 g. RIC (2) 158; 2. Serie von Nemausus.
Museum August Kestner-Münzkabinett Inv. 1961.14.75.
Vogt Katalog Nr. 27.
(Esra Grun)

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