2. FRÜHE NEUZEIT (1500-1800)

Mittelalterliche Münzstätte (Foto: Wikipedia).

2.1 Talerprägung und Reichsmünzordnungen (1500-1617)
In den deutschen Bergbaugebieten stieg die Silberförderung unter Einfluss verbesserter Montantechnik, was zu Veränderungen im Münzwesen führte. 1486 vollzog Erzherzog Sigismund der Münzreiche den ausschlaggebenden Schritt mit dem Guldiner oder Guldengroschen. Ab diesem Zeitpunkt wurde der Wert des rheinischen Guldens in Silber ausgeprägt. Der Taler lieferte den Namen für das Großsilber, welches bis heute in der Währungsbezeichnung Dollar fortbesteht. Vom Jahr 1500 an wurden in Sachsen Guldengroschen geprägt, welche in so großen Mengen geschlagen wurden, dass dies eine neue Epoche der Geldgeschichte einläutet. Die sogenannten Klappmützentaler bekamen ihren Namen von den Brustbildern der abgebildeten Personen und ihrer Kopfbedeckung.

In dieser Anfangszeit gab es noch eine weitere Sorte, die als Verkehrsmünzen geprägt wurde. In St. Joachimsthal in Böhmen, ließen die Grafen von Schlick 1519 Guldengroschen prägen und vertrieben diese über den Messeplatz in Leipzig. Als wahrscheinlich wird der Beginn der Schlick’schen Prägungen in den Zwanzigerjahren des 16. Jahrhunderts angesehen. So sollen die Grafen Schlick von 1518 bis zum Schmalkaldischen Krieg um 1546 Taler geprägt haben. Allein 8,8 Millionen (Joachims-)Taler sollen das Erzeugnis von acht Jahren Prägung gewesen sein. Zu den neuen Prägungen gab es zahlreiche Nachahmer, wofür als Beispiel der Wendische Münzverein genannt werden kann, dessen Städte ihre Mark erstmals real ausmünzten. Das hierfür benötigte Metall kauften diese Städte erst auf Messeplätzen ein, was auch sächsische Sorten und Joachimstaler einschloss. In Konkurrenz existierten nun goldene und silberne Gulden. Es ist kaum festzustellen, wann die Taler sich im Umlauf bemerkbar machten und anschließend vollständig durchsetzten. Auf eine frühe Zahlung in Joachimstalern weist ein Urkundenhinweis von 1529 hin. „Wenn der Taler, anfangs Geschenk- und Verehrpfennig, auch rasch zum Gegenstand der Geldgeschichte wurde, so blieb es doch dabei, daß diese großen Münzen Träger einer künstlerischen Botschaft blieben und oft Gedenk- und – auch politischen und kirchlichen – Werbezwecken dienten. Bis heute werden talergrosse Münzen vorzugsweise als Gedenkstücke geprägt.“ (Rittmann 1975, S. 95.).

Bergwerk St. Joachimsthal von Wolfgang Meyerpeck d.Ä. 1548 (Foto: SLUB).

Bereits Ende des 15. Jahrhunderts, vor dem Hintergrund der Reichsreform, hatte man eine Ordnung des Geldwesens durch Regelungen für den rheinischen Gulden als Leitmünze angestrebt. Die Änderungen der Nominalstruktur durch das Großsilber, der Wegfall traditioneller Ordnungskräfte und die stark wachsende Edelmetallmenge durch Zuflüsse aus Übersee (Südamerika), fallen ebenfalls in diese Zeit. In dieses Bild gehörte ebenfalls, dass der Rheinische und der Wendische Münzverein, zeitgleich um 1537 ausliefen. Eine halbwegs souveräne Münzpolitik konnte in monetär kräftigen Gebieten, wie Sachsen betrieben werden. Anfangs war die sächsische Rechnung des Guldengroschens (künftig des Talers) mit 24 Groschen zu je 12 Pfennig (Pfg.) nur ein neuer Tarif aus einer Münzordnung von 1542. Vielzählige nord- und mitteldeutsche Länder übernahmen diesen Taler jedoch und führten ihn teilweise bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts weiter. Obwohl diese Rechnung zum bedeutendsten Teilungssystem des Talers wurde, war dieses im Norden lediglich eines von vielen. Zu einem zentralen Problem führte die Rechnung mit der Gulden-Kreuzer-Relation, denn die Länder mit Talerrechnung in Nord- und in Mitteldeutschland und solche mit Guldenrechnung im Süddeutschland, waren voneinander getrennt. Es ging kein Weg am partikularen Prägerecht vorbei.

Die Esslinger Reichsmünzordnung vom 10. November 1524 war der erste Versuch, ein reichsweites System für das Münzwesen zu erstellen. Zur Befassung mit dem Silberwert des Goldguldens, hatten die Verhandlungen auf zwei Nürnberger Reichstage geführt. Das Münzfuß-Grundgewicht der Kölner Mark auf etwa 233,8 g war eines der Hauptresultate dieser Ordnung, welche bis ins 19. Jahrhundert wirken sollte. Bei dieser Ordnung ging man von Reichsmünzen aus, die auf der einen Seite den Titel des Kaisers und den Reichsadler und auf der anderen Seite den Namen des Prägeherrn und dessen Hoheitszeichen führen sollten. Dies sollte als bildlicher Ausdruck des zwischen Reich und Land geteilten Münzrechts dienen. Aus dem Esslinger Versuch übernahmen die späteren Reichsmünzordnungen die Aufteilung des Münzbildes und die Praxis, die in einer Liste aufgeführten Regelungen zum Umlauf zu realisieren. Am 28. Juli 1551, wurde in Augsburg die nächste Reichsmünzordnung erlassen. Mit Teil- und Kleinwerten bis herunter zum einfachen Kreuzer, versuchte man auf Basis des Reichsguldiners zu 72 Kreuzern ein einheitliches System zu errichten. Diese Ordnung ging jedoch aufgrund der seit Mitte der dreißiger Jahre gefestigten Gulden-Kreuzer-Rechnung an den Interessen der Stände vorbei. Erst die Augsburger Reichsmünzordnung vom 29. August 1559, brachte den Durchbruch. Parallel erschienen in Bild und Umschrift der neuen Reichsmünzen das Reich und der jeweilige Münzstand. Der Reichsgulden zu 60 Kreuzern in Silber wurde die Grundeinheit. Dazu gab es zwei Reichsnominale in Gold als Typ-Nachfolger des rheinischen Guldens der Goldgulden zum Höchstkurs von 75 Kreuzern und der Dukat mit einem höheren Feingehalt zu 104 Kreuzern.

Dass die Reichsmünzordnung von 1559 durchgesetzt wurde, war maßgeblich den zehn Reichskreisen zu verdanken. Neben dem Militär- und dem Reichssteuerwesen, hatten diese ständisch-regionalen Organisationen der Reichsstände ihre Hauptkompetenz im Finanzwesen. Die Reichskreise überwachten die Prägeberechtigungen und hielten regelmäßige Probationstage ab. Während dieser Probationstage wurden Probestücke von sogenannten Wardeinen analysiert und im Zweifelsfall aus dem Umlauf genommen. Es konnten jedoch nur Münzstätten dauerhaft rentabel arbeiten, welche die Norm unterschritten. Die kleinste deutsche Münzsorte durfte demzufolge nur um maximal 10 % unterwertig sein, d. h. dass die in den einzelnen Länder üblichen Heller, einen Metallwert besitzen mussten, der wenigstens 90 % ihres Nennwertes erfüllte. Die Geldverfassung konnte jedoch nicht die Probleme der sich im Umlauf befindenden Münzen aus dem Ausland beseitigen. Aus den Spanischen Niederlanden drangen viele aus südamerikanischem Metall geprägte Sorten in den Zahlungsverkehr ein und durchliefen das Reich bei langsamen aber stetigem Export von Silber nach Osten. Als Beispiel dient der bis um 1700 gängige Philippstaler, der um 11 % höherwertig als der Reichstaler war. Dieser bürgerte sich so stark ein, dass er die deutsche Bezeichnung Königstaler erhielt. Die sich wiederholenden Versuche, in Münzordnungen und Münzverträgen feste Kurse zwischen Gold- und Silbergeld festzusetzen, konnten auf Dauer nicht erhalten bleiben. Für sich immer wieder ändernde Wertrelationen, erwiesen sich die Marktkräfte letztlich als zu durchsetzungsfähig gegenüber den normativen Regelungen der münzprägenden Obrigkeiten.

Guldengroschen

Erzbistum Bremen. Erzbischof Christoph Bremen. Guldengroschen. 1511-1514.
Vs.: Frontales Hüftbild des Heiligen Petrus, Kopf nach links geneigt, in der rechten Hand Schlüssel, linker Arm ein Buch. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: (Wappen) CRISTOF (Wappen) Ͻ. G : S : BRE (Wappen) ME : ETVE (Wappen) RϽ : EC : AϽ.
Rs.: Wilhadus mit Spitzmitra sitzend nach links ausgerichtet, in der rechten Hand ein Zepter und im Hintergrund eine Stadtansicht zu sehen. /Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: S WILHADVS : PRI (Wappen) M : EPVS : BREMEN C : /.
AR, 41,63mm, 28,67g, 7h
Schulten, Zeit Karls V. 575 vgl.
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Inv.-Nr.: 2006:12312#31.

Taler

Kurfürstentum Sachsen und Herzogtum Sachsen. Kurfürst Sachsen Friedrich III. / Kurfürst Sachsen Johann. Klappmützentaler. 1507-1525, Sachsen.
Vs.: Brustbild des Kurfürsten mit geschultertem Schwert. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: (Wappen) FRIDE (Wappen) RI : IOH (Wappen) AN : GEO (Wappen) RGIVS.
Rs.: Brustbilder, 2 Herzöge gegenüber dargestellt. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: (Wappen) MONE (Wappen) ARGEN (Wappen) DVCVM (Wappen) SAXO : /.
AR, 40,0mm, 28,88g, 9h
Schnee 26.
Universitätsbibliothek Leipzig. Inv.-Nr.: 1998/1286.

Sankt Joachimsthal. Grafen Schlick. Stephan und seine Brüder. Joachimstaler, 1520-1525.
Vs.: LVDOVICVS : PRIM : D : GRACIA : REX : BOE *, Böhmischer Löwe
Rs.: AR : SLI : STE : ET : FRA : COM : D B; Heiliger Joachim mit Stab, darunter das Wappen der Familie Schlick
AR, 40,5mm, 29,06g, 12h
Schulten, Zeit Karls V. 4383.
Museum für Ur- und Frühgeschichte Thüringens. Inv.-Nr.: 13/334-5. 

Reichsstadt Regensburg. Kaiser Römisch-Deutsches Reich Karl V.
Reichsguldiner der Reichsstadt Regensburg von 1548
Vs.: Mittig zwischen der Jahreszahl, 15 – 48, verzierter Schild mit Stadtschlüsseln, Schriftkreis außen. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: MONETA REIPVBLICE RATISBONENSIS.
Rs.: Bekrönter Doppeladler mit Brustschild, Schriftkreis außen. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: CAROLVS V ROMA IMPE SEM AVGVS /.
AR, 41,6mm, 28,83g, 6h
Beckenbauer 2105.
Staatliche Münzsammlung München. Inv.-Nr.: 8-7435.

Hohnstein, Grafschaft. Volkmar Wolf (1512-1580). Andreastaler 1572.
Vs.: Zweifach behelmtes, vierfeldiges Wappen mit Mittelschild, Umschrift VOLCMAR * CO * D * HONSTE.
Rs.: Der heilige Andreas steht von vorne, zu den Seiten 7 – Z, Umschrift DO * IN * LORA * ET – * – [Kleeblatt] CLETTENBERG*.
AR, 41,0mm, 28,78g, 12h
Schulten, Grafen von Hohnstein 144f
Landesmuseum Hannover, Inv.-Nr. 04:038:020.

Die reichen Silbervorkommen im Harz waren die Voraussetzung dafür, dass sich der Taler ab etwa 1535 als Leitwährung der Neuzeit auch in Norddeutschland durchsetzen konnte. Die entscheidende Rolle spielten dabei die Taler von Braunschweig-Wolfenbüttel aus der Münzstätte Goslar (Erz aus dem Rammelsberg) und die Andreastaler von Hohnstein (Erz aus St. Andreasberg). Der Heilige Andreas auf dem Andreaskreuz wurde neben dem Wilden Mann und dem Welfenross eines der beliebtesten Münzbilder der Harzmünzstätten.

Literatur

  • Klüßendorf, Niklot. 2009: Münzkunde. Basiswissen. Hannover.
  • Rittmann, Herbert. 1975: Deutsche Geldgeschichte 1484-1914. München. 
  • Sprenger, Bernd. 2002: Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, 3. akt. und erw. Auflage. Paderborn; München: Schöningh.

(Cathrin Otto)

2.2 Die Kipper- und Wipperzeit (1617-1622)
Der Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert gilt generell als Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Um 1500 bricht auch in der Münzgeschichte ein neues Zeitalter an – das des Talers. Eine Grundlage für ein einheitliches Münzwesen mit einem System von Reichsmünzen hatte die Reichsmünzordnung von 1559, mit ihren ausführlichen Ergänzungen, geschaffen. Besonders ließ das Fehlen einer starken Reichsgewalt das Vorhaben jedoch letztlich scheitern, da diese die Anzahl sämtlicher Münzstätten hätten reduzieren müssen, um die Einhaltung der Prägevorschriften überwachen zu können. Die Münzherren betrachteten den Schlagschatz aber als begrüßenswerte Einnahmequelle und waren nicht gewillt, Münzen im Interesse des Handels ihrer Untertanen ohne Gewinn zu prägen. Die vorschriftsgemäße Ausmünzung der Großsilbermünzen, wie Reichstaler oder Gulden, warf Gewinn ab, wohingegen die Kleinmünzen, wenn sie von gutem Schrot und Korn sein sollten, nur mit Verlusten ausgebracht werden konnten. Da das Kleingeld deshalb vielerorts gar nicht erst geprägt wurde, fehlte es alsbald zur Bezahlung der Dinge des täglichen Lebens. Somit prägten kleinere Münzstände Kleinmünzen mit deutlich geringerem Silbergehalt, als die Reichsmünzordnung vorgeschrieben hatte. Auf diese Weise konnte verhindert werden, dass ihre guten „groben“ Sorten von den Nachbarn mit Gewinn umgeschmolzen wurden.

Bis zur Inflation der ersten Kipper- und Wipperzeit, stieg aus diesen Gründen der Taler zuerst langsam und dann rascher im Wert. Ebenfalls erhöhte sich der in „Rechnungsgulden“ oder „Zählgulden“ ausgedrückte Wert des Talers, da die Gewohnheit fortbestand, 60 Kreuzer einen Gulden zu nennen. Die ewige Klage der Zeitgenossen über den stetig steigenden Wert des Talers, entsprach nicht gänzlich der Wahrheit, denn die Kleinmünzen Albus, Schillinge, Kreuzer, Groschen unterschiedlicher Art etc. und ihre kleinen Mehrfachen wie die Batzen, verschlechterten sich in Schrot und Korn und sanken somit im Wert. Das Ergebnis waren höhere Beträge in Kleinmünzen, die sich für den Reichstaler, den beständigen Wertmesser ergaben. Bis etwa 1585 galt der Reichstaler wie vorgeschrieben 68 Kreuzer, um 1587 musste man bereits einen Kreuzer mehr zahlen, 1590 galt er meist 70 Kreuzer und stieg dann 1616/1617 auf 90 Kreuzer an. Als Beginn der Inflation, die als Kipper- und Wipperzeit bezeichnet wird, gilt das Jahr 1617.

Die Kipper- und Wipperzeit, 17. Jahrhundert (Foto: Wikipedia).

Die Münzverschlechterungen nahmen mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 zu. Immer häufiger nutzten Fürsten das Münzrecht als Mittel zur finanziellen Bereicherung, zur Deckung der Kriegskosten und eines Teils der Rünstungsausgaben. Eine Gruppe von Landdrosten um den Statthalter des Herzogtums Braunschweigs-Wolfenbüttel, begann bereits 1617 mit der Ausstattung neuer Münzstätten, wo später minderwertige Groschen geprägt wurden. Bis 1619 sank deren Silbergehalt auf weniger als die Hälfte des festgelegten Wertes. Bestenfalls ein Drittel betrug der Edelmetallgehalt um 1620/21. Zur Herstellung von eigentlich illegalen Dreibatzen oder Zwölfkreuzerstücken (Schreckenberger) ging man 1620 über. Der Silbergehalt fiel auf ein Sechstel des herkömmlichen Wertes und die Stücke bestanden schließlich nur noch aus weißgesottenem Kupfer. Die Herkunft versuchte man anhand von Sprüchen, durch Fantasiewappen oder nur durch Teile des Landeswappens zu verbergen. Ein Beispiel für diese Art von Sprüchen: „Ahn Gottes Segen ist alles gelegen.“ (Sprenger 2002, S. 105.) Dem üblichen Erscheinungsbild der Münzen wurde vertraut, da die Mehrheit nicht des Lesens mächtig war und den Unterschied nicht erkannte.

Der hohe Finanzbedarf führte in Österreich und Böhmen zu systematischen Münzverschlechterungen. Der Silbergehalt des böhmischen Geldes wurde im Jahre 1621 stückweise auf ein Viertel herabgesetzt. Trotz deutlicher Verschlechterung fielen hierunter auch Guldiner und Doppelguldiner, deren Nennwert man von 60 auf 75 und von 120 auf 150 Kreuzer anhob. Die Bemühungen um hochwertige Prägungen und ein geordnetes Münzwesen hatte man im Kurfürstentum Sachsen, mit seinen reichen Silbergruben, stets aufrecht erhalten wollen. Doch die Flut der schlechten Münzsorten, die schon vor 1618 aufkam und aus den Nachbarländern eindrang, konnte man kaum aufhalten. An der Ausgabe von minderwertigem Geld waren fast alle deutsche Fürsten beteiligt. Der sächsische Kurfürst ließ nach dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges weiter hochwertige Münzen prägen, doch widmete er sich außerdem sogenannter Interims- oder Usualmünzen, die deutlich schlechter als die herkömmliche Prägung waren. In Umlauf brachte man Taler und Doppeltaler neben schlechten Groschen und mehrfachen Groschenstücken. Minderwertige Münzen wurden ebenfalls von den großen Handelsstädten geprägt, obwohl denen an stabilen Währungsverhältnissen gelegen war.

Münzwaage zur Zeit der Kipper und Wipper (London, British Museum W.3159).

In Deutschland waren zur Silberbeschaffung Händler und Agenten unterwegs. Diese kauften die hochwertigen Münzen auf und brachten sie zu den meist neu eingerichteten Münzstätten, wo man sie einschmelzen ließ. Die Akteure wurden nach den Bewegungen von Waagen zum Aussondern guter Münze Kipper und Wipper genannt: „Die Benutzung der Münzwaage, das Wippen ihrer Schalen und das Kippen nach der Seite, wo die gute schwere Münze lag, verschaffte den Aufkäufern im Volksmund den Namen „Kipper und Wipper“ […].“ (Sprenger 2002, S. 107.)

Als Anreiz zum Eintausch mussten die Geldaufkäufer immer höhere Preise für die guten Münzsorten zahlen. Ein merklicher Gewinn blieb bei der Umprägung des guten Geldes in schlechtes Geld nur, weil die zum Aufkauf verwendeten Kippermünzen im Gegenzug immer schlechter wurden. So führte es dazu, dass gute Münzen immer knapper wurden und die alten Reichstaler und andere hochwertige Münzen dauerhaft im Kurs der Kippermünzen stiegen. Der Reichstaler stieg in Braunschweig beispielsweise von April bis September 1621 von 3 Taler auf 8 Taler (Kippermünze).

bis 16. Aprilmit 3 Talern
bis 27. Aprilmit 3 Talern, 11 Mariengroschen, 6 Pfennigen
bis 8. Maimit 3 Talern, 18 Mariengroschen
bis 13. Maimit 4 Talern
bis 12. Junimit 4 Talern, 9 Mariengroschen
bis 26. Junimit 4 Talern, 12 Mariengroschen
bis 24. Julimit 4 Talern, 18 Mariengroschen
bis 30. Julimit 5 Talern, 12 Mariengroschen
bis 1. Augustmit 6 Talern
bis 12. Augustmit 6 Talern, 18 Mariengroschen
bis 19. Augustmit 7 Talern
bis 28. Augustmit 7 Talern, 9 Mariengroschen
bis 4. Septembermit 7 Talern, 12 Mariengroschen
bis 16. Septembermit 8 Talern

Anstieg des Reichstalers in der Stadt Braunschweig von April bis September 1621 (nach: R. Gaetens, Inflation –  das Drama der Geldentwertungen vom Altertum bis zur Gegenwart, Braunschweig 1955. in: coingallery.de).

Zur Ausprägung reiner Kupfermünzen ging man auf dem Höhepunkt der Kipperzeit über. Die kleinsten Werteinheiten, Pfennige und Heller, sollten nach den Reichsmünzordnungen des 16. Jahrhunderts aus einer Silberlegierung geprägt werden. Eine massenhafte Ausprägung von Kippermünzen wurde durch die starken Münzverschlechterungen ermöglicht, welche zu weiteren fiskalischen Einnahmen führte. Diese brachten eine außerordentliche Geldmengenexpansion mit sich. Durch diese Geldfülle wurden zunächst Handel und Produktion angeregt. Doch der wirtschaftliche Aufschwung war nicht von Dauer.

Von dem jetzigen Vnertreglichem Geldauffsteigen / vnd elenden Zustandt des MüntzWesens 1621 (Foto: Wikipedia).

Die zwangsläufig folgenden starken Preissteigerungen, trafen besonders die Festbesoldeten: Zinsempfänger, Lehrer, Pfarrer, Rentiers, Mägde, Knechte usw. Um das Leben zu bestreiten, reichte der Lohn bald nicht mehr aus. Es folgten 1622/23 Unruhen und Tumulte, die zum Stocken von Handel und Produktion führten. Viele Handwerker, Bauern und Händler weigerten sich, ihre Dienste oder Waren gegen schlechtes Silbergeld oder Kupfermünzen abzugeben. Die Münzverschlechterungen wurden in zahlreichen Flugschriften mit der Pest und ihrer Wirkung gleichgestellt.

In 1622/23 kehrten die Münzherren zur Herstellung guten Geldes auf der Grundlage der Reichsmünzordnung von 1559/66 zurück. Entsprechend ihres geringen Metallwertes wurden die Kippermünzen drastisch abgewertet und eingezogen. Trotz des andauernden Krieges konnte ein Sinneswandel beobachtet werden. Ein wichtiger Aspekt der hier genannt werden muss, war der Umstand, dass die Landesherren bei Steuerzahlungen und weiteren Abgaben das schlechte Geld zurückbekamen, doch wollten weder sie noch jemand anders dieses Geld nehmen. „Die verheerenden Folgen dieser Inflation entsprachen genau denen der Zeit von 1918 bis 1923, die ebenfalls über Generationen angesammelte Ersparnisse vernichtete.“ (Trapp/Fried 2014, S 80.)

Reichstaler

Diözese Hildesheim. Ferdinand Erzbischof Köln. Reichstaler. 1624, Moritzberg.
Vs.: Brustbild im Hermelin nach rechts. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: ✿ FERDI.D.G.AR.COL.EL.ADM.HIL.E PS.PAD.LEO.MON.
Rs.: Pfalz-bayerischer Wappenschild mit Hildesheimer Mittelschild, darüber Kurhut. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: COM.PAL.RHE.DVX.BAV.ANG.WES.ET. BVLL.16 (Zainhaken) 24. /.
Rand: glatt
AR, 45,33mm, 28,66g, 7h
Mehl, Hildesheim 144f.
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Inv.-Nr.:195:279:141#2.

Schilling zu 6 Stüber

Grafschaft Oldenburg. Anton Günther Graf Oldenburg. Schilling zu 6 Stüber oder 8 Grote. 1614-1619, Jever.
Vs.: Vierfeldiges Wappen (1,4 Oldenburg-Delmenhorst; 2,3 Jever) mit Krone vor durchgehendem Kreuz; innerer und äußerer Perlkreis. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: A[N]T•GVN CO•OL•E DEL•D[O I]N•IE•E•K.
Rs.: Doppeladler mit Krone, Reichsapfel auf der Brust; innerer und äußerer Perlkreis. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: MATH•I•D•G•RO•IMPER•SEMP AV•. /.
AR, 29,9mm, 4,57g, 4h
Kavelage/Trippler 205 vgl. Avers c, revers a (Gruppe 5, Typ 9).
Schloß Jever. Inv.-Nr.: 16001.

Das Stück stammt aus der 1. Münzperiode (1614-1622) unter der Regierung Kaiser Matthias (1612-1619).

Batzen

Fürstentum Bayreuth. Christian Markgraf Brandenburg-Kulmbach. Batzen, 4 Kreuzer. 1632, Fürth.
Vs.: Zwei Wappenschilde, darüber Wertangabe, darunter Prägestättenbuchstabe. Außen doppelter Perlkreis, dazwischen Schriftkreis. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: ✿ CHRISTIAN D G MARCH BRAND PRVS ST Im Feld: IIII K.
Rs.: Adler. Außen doppelter Perlkreis, dazwischen Schriftkreis. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: ✿ POM CAS VAN CRO IAG DVX BVN I NV 1632. 
AR, 25,1mm, 2,68g, 12h
Slg. Wilmersdörfer 626.
Staatliche Münzsammlung München. Inv.-Nr.: 3-0021.

In einer der heißesten Phasen des Dreißigjährigen Krieges um 1632, wurde dieser Batzen, eine Münze im Wert von vier Kreuzern, geprägt. 

Doppeltaler

Freie Reichsstadt Nürnberg. Ferdinand II. Kaiser Römisch-Deutsches Reich. Doppeltaler. 1627, Nürnberg.
Vs.: Nach rechts reitender Kaiser. Außen Schriftkreis. / Umlaufend im Uhrzeigersinn: FERDINAND II D G RO – IM SE AU GE H B REX ARCHID AVST.
Rs.: Geflügelter Genius hält zwei Wappenschilde. Außen und im Abschnitt Schrift. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: MONETA NOUA ARGENT – REIPUB NORIBERGENSIS Im Abschnitt: M DC XXVII /.
AR, 50,3mm, 58,54g, 12h
Klein/Raff, Nürnberg 224.
Staatliche Münzsammlung München. Inv.-Nr.: aa3065. 

In Nürnberg wurden ab dem Jahr 1527 Großsilbermünzen geprägt: Taler und Halbtaler. Im 17. Jahrhundert prägte man mehrfache Taler. Dabei waren die häufigsten Doppeltaler. Auf diesem Doppeltaler ist auf der Vorderseite der Kaiser zu Pferd und auf der Rückseite wird ein geflügelter Genius mit Wappenschilden gezeigt.

Kippermünze, 3 Kreuzer

Kurfürstentum Sachsen. Kippermünze Dreikreuzer. 1621.
Vs.: Kursächsiches Wappen mit gekreuzten Schwertern und Rautenkranz über Balken, darüber Krone. / Umlaufend im Uhrzeigersinn: ]O•GE•D•[..]S•I•E•.
Rs.: Doppeladler, Krone darüber. / Umschrift umlaufend im Uhrzeigersinn: 218[.]I•[.]RE[..]M•I /. 
Billon, 18,43mm, 0,52g, 1h
Haupt Taf. 93, 5-7.
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Inv.-Nr.: 8938:00099:175.

Literatur

  • Klüßendorf, Niklot. 2009: Münzkunde. Basiswissen. Hannover.
  • Sprenger, Bernd. 2002: Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, 3. akt. und erw. Auflage. Paderborn; München: Schöningh.
  • Trapp, Wolfgang, Fried, Torsten. 2014: Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland. Mit 59 Tabellen und 31 Abbildungen, 3. Auflage. Stuttgart: Reclam.

(Cathrin Otto)

2.3 Die Münzverträge von Zinna (1667) und Leipzig (1690) 
Die hochwertigen Pfennige, Taler und Groschen, die in Braunschweig-Lüneburg und Kursachsen hergestellt wurden, gelangten im großen Ausmaß auch in benachbarte Territorien und wurden dort teilweise für die Prägung eigener Münzen genutzt. Braunschweiger Fürsten prägten auch Taler mit bis zu 16-fachem Talerwert, diese wurden als Löser bezeichnet.

Neben Kursachsen und Braunschweig-Lüneburg, die einen Großteil der sich in Umlauf befindlichen Münzen herstellten, hatten die Habsburger und das Erzbistum Salzburg in Süddeutschland sowie zahlreiche große Handelsstädte wie Hamburg, Nürnberg, Frankfurt am Main und Augsburg eine tragende Rolle bei der Versorgung des Reiches mit Münzgeld.

Kaiser Leopold I. (Foto: Wikipedia).

Die meisten anderen münzberechtigten Fürsten brachten nur in geringen Maße Münzen in Umlauf um ihr Münzrecht zu dokumentieren; häufig prägten sie unterwertige Kleinmünzen. In Süddeutschland wurden von ihnen vor allem 2-Kreuzer-Stücke geprägt, sodass selbst größere Beträge häufig mit ihnen beglichen wurden.

Auch Kaiser Leopold, der nur wenig Einfluss auf die einzelnen Fürstentümer seines Reiches hatte, begann ab 1659 Kreuzer prägen zu lassen, die durchschnittlich 20 % weniger Silber enthielten als der Reichsmünzfuß vorsah. Ab 1663 ließ Leopold immer mehr Münzen prägen, um seinen Krieg gegen die Türken zu finanzieren. Daraufhin begannen 10- und 15- kaiserliche Kreuzer Münzen sich im süddeutschen Raum immer weiter auszubreiten und verdrängen höherwertige Münzen zunehmend.

Die Süddeutschen Reichskreise wehrten die kaiserlichen Kreuzer daraufhin ab, um der Flut an unterwertigen Münzen Herr zu werden, dies gelang ihnen jedoch nicht, und auch in Braunschweig und Sachsen begann das unterwertige Geld zunehmend die eigenen Münzen zu verdrängen.

Der 1623 festgesetzte Kurswert von 90 Kreuzern für den Reichstaler konnte kaum noch aufrecht erhalten werden. Ab 1665 verbot Kursachsen 99 fremde Münzsorten, vor allem Groschen, und wertete fremde Taler und Kreuzer ab. Jedoch blieben auch diese Maßnahmen erfolglos, da die sächsische Bevölkerung sich bereits an diese Münzen gewöhnt hatte. Der Zufluss ausländischer Münzen verschärfte die Situation zusätzlich.

Kloster Zinna im 19. Jahrhundert (Foto: Wikipedia).

Daraufhin beschlossen 1667 Kursachsen und Kurbrandenburg ihre eigenen Münzen abzuwerten und hielten dies im Münzvertrag von Zinna fest. Benannt nach dem Kloster Zinna, etwa 50 Km von Berlin entfernt gelegen, in welchem er geschlossen wurde. Der 9-Taler-Fuß der Reichsmünzordnung von 1559 sollte durch einen 10 1/2 Talermünzfuß als Rechengröße ersetzt werden. Der 9 Taler-Fuß wurde für Reichsspeziestaler weiterhin beibehalten. 1668 trat Braunschweig-Lüneburg dem Vertrag bei und die Vertragspartner beschlossen, auch 2/3-, 1/3- und 1/6-Taler nach dem neuen Münzfuß zu prägen.

Der 2/3 Taler wurde als Gulden bezeichnet und entwickelte sich zu einer überregionalen Handelsmünze. Jedoch prägten Heckenmünzstätten weiterhin unterwertige Gulden und Kleinmünzen, wodurch die Unsicherheit im Zahlungsverkehr und die Geldentwertung weiterhin zunahmen und es zu ähnlichen Zuständen wie zur Kipper- und Wipperzeit kam. Die große Zahl an unterwertigen Heckenmünzen machte eine erneute Revision des Münzfußes nötig. 1690 wurde in Leipzig der Münzfuß von Kurbrandenburg, Kursachsen und dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg auf einen 12-Taler-Fuß erhöht. Der 12-Taler-Fuß wurde als Reichstaler bezeichnet und diente lediglich als Rechengröße. Geprägt wurde der 2/3 Taler zu 16 Groschen, der als Hauptmünze diente und ebenfalls als Groschen bezeichnet wurde. Viele Heckenmünzstädten wurden von den Begründern des Leipziger Fußes zerstört, auch der Kaiser beteiligte sich an dieser Maßnahme die für mehr Sicherheit und Ordnung im Geldwesen sorgte und dazu beitrug, dass sich der neue Münzfuß in den meisten Regionen Deutschlands durchsetzte. Erst 1738 wurde der 12-Taler-Fuß als Reichsmünzfuß anerkannt. Zuvor wurden 511 in- und ausländische Geldsorten überprüft und im 12-Taler-Fuß bewertet. Viele der nach 1690 geprägten Münzen waren zu diesem Zeitpunkt bereits ins Ausland gelangt. In Deutschland gab es eine Vielzahl verschiedener Münzen. So gab es in Norddeutschland vor allem Reichstaler, in Süddeutschland Kreuzer und im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg Mariengroschen. In Preußen war die häufigste Münze der rote Sechser aber auch ausländische Münzen wie der Louisblanc, der Laubtaler, der Louisdor oder Dukaten waren weit verbreitet. Gegen 1740 konnten die deutschen Silberbergwerke nicht mehr genug Edelmetall für die Münzherstellung fördern, so dass die Prägung von Münzen im 12-Taler-Fuß zum Erliegen kam. Die Münzen des Leipziger Fußes waren jedoch trotzdem bis in das 19. Jahrhundert hinein als Handelsmünzen im Umlauf.

Gulden 1690

Kurfürstentum Sachsen. Johann Georg III von Sachsen, Gulden 1690, Dresden.
Vs.: IOH GEORG IIIDG D hochgestelltes X SAX I C M A & W. Brustbild Johann Georgs III. in Harnisch, Kopf nach rechts.
Rs.: 1690 SAC ROM IMP AR = CHIM ET ELECT, Münzzeichen gekreuzte Pfeile. Mit Kurhut gekrönter zweifeldriger Kursächsischer Wappenschild zwischen Palmzweigen mit Bändern an den Stilenden, seitlich der Bänder Münzzeichen I und K, unten Wertzahl 2/3 im Oval.
Rand: glatt.
AR, 36,17mm, 15,45g, 12h
Clauß/Kant 592.
Kulturstiftung Sachsen Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle. Inv.-Nr. MOMK1 1299.

Durch die Umschrift SAC ROM IMP AR = CHIM ET ELECT (SACRI ROMANI IMPERII ARCHIMARSCHALLUS ET ELECTOR) wollte Johann Georg III. von Sachsen zeigen das er durch den Kaiser und den Reichstag zum Erzmarschall des Heiligen Römischen Reiches gewählt wurde. In seinem Wappen ist dies ebenfalls durch zwei gekreuzte Schwerter als Amtszeichen zu erkennen. Nach der Renaissance war das Amt des Erzmarschalles nur noch mit zeremoniellen Aufgaben bei Kaiserkrönungen und Reichstagen verbunden im Hochmittelalter diente der Erzmarschall als Befehlshaber aller Kaiserlichen Streitkräfte.

Gulden 1776

Grafschaft Sayn-Wittgenstein-Hohenstein. Gustav zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Gulden 1676, unbekannte Münzstätte.
Vs.: GUSTAV:G Z S W V HON:H Z H V N L V G. Brustbild Gustav zu Sayn- Wittgenstein-Hohenstein, Kopf nach rechts.
Rs.: OBSTETRICETANDEMFORTUNA. Gekrönter, sechsfeldriger Wappenschild mit Herzschild, rechts und links die Jahreszahl 1676, darunter Wertzahl 2/3 im Oval.
Rand: glatt.
AR, 37,0-38,0mm, 17,275g, 6h.
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover Inv.- Nr. 04:041:029.

Gustav zu Sayn-Wittgenstein-Hohenstein ist bekannt als einer der erfolgreichsten Münzverbrecher des 17. Jahrhunderts. In zahlreichen illegalen Münzstätten prägte er eine Vielzahl minderwertiger Münzen. Um dies zu verschleiern sind auf seinen Münzen meist weder Münzstätte noch Münzmeister angegeben.

Taler 1692

Herzogtum Braunschweig und Lüneburg, Fürstentum Calenberg, Kurfürstentum Hannover. Ernst August von Braunschweig-Calenberg, Taler 1692, unbekannte Münzstätte. Vs.: ERN.A.VG.D.G.EP.OS.D.BR.EI.LVN. Brustbild Ernst August von Braunschweig-Calenberg in Harnisch, Kopf nach rechts.
Rs.: SOLA BO-NA QVA HONESTA. Oben fünf gekrönte Helme, darunter vierzehnfeldriger Wappenschild mit Herzschild, rechts Schwert, links Bischhofsstab.
AR, 34,0mm, 29,22g, 12h
Welter 956.
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover Inv.- Nr. 03:049:001.

Ernst August von Braunschweig-Calenberg war zunächst Bischof von Osnabrück, als Nachgeborener Sohn sollte er ursprünglich in den Geistlichen Stand eintreten, 1679 wurde er Graf von Calenberg und 1692 schließlich der erste Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg. Dies erklärt warum auf der Rückseite dieser Münze sowohl Bischofsstab als auch Kurschwert zu finden sind.

Gulden 1675

Kurfürstentum Brandenburg, Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg, Gulden 1675, Minden.
Vs.: FRID : WILH : D G M BR : & ELEC. Brustbild Friedrich Wilhelms mit Harnisch und Mantel, Kopf nach rechts, auf der Schulter Wertzahl 2/3 in Einfassung.
Rs.: MONETA NOVA ARGENTEA 1675. Mit Kurhut gekrönter Zehnfeldiger Wappenschild, rechts und links das Münzzeichen GD=Z.
AR, 38,0-38,3mm, 19,35g
Schrötter 379.
Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Kunstmuseum Moritzburg Halle Inv.- Nr. MOMK1 1227.

Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg legte durch den Westfälischen Frieden 1648 den Grundstein für den Aufstieg Brandenburgs zur Großmacht, zudem sorgte er dafür das Brandenburg auch weiterhin unabhängig von Preußen blieb. In Brandenburg wurden die ersten Münzen nach dem neuen Leipziger Fuß bereits 1687 geprägt, da Friedrich Wilhelm ein stehendes Heer unterhielt und um dessen Kosten decken zu können eine neue leicht prägbare und zuverlässige Münze benötigte die er in ausreichender Menge ausgeben konnte.

Literatur

  • Miller, Manfred, 2019: Die Münzen und Medaillien der Welfen. Norderstedt: Books on Demand
  • N. Bauer, K. Regling, A. Suhle, R. Vasmer, J. Wilcke, Friedrich von Schröter, Hrsg. 1970: Wörterbuch der Münzkunde. Berlin: De Gruyter
  • Rittmann, Herbert, 1975: Deutsche Geldgeschichte 1484-1914. München.
  • Sprenger, Bernd, 2002: Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, 3. akt. und erw. Auflage. Paderborn; München: Schöningh.

(Jan-Lukas Strohmeyer)

2.4 Preußen und die Graumannsche Münzreform (1750)
Am Beginn der Graumannschen Münzreform in Preußen steht König Friedrich II, auch „der Große“ genannt. Dieser Monarch, im kollektiven Gedächtnis eher als militärischer Stratege denn als wirtschaftlicher Taktierer präsent, formte Preußen nachhaltig und wie kaum ein anderer Hohenzoller. Friedrich erbte 1740 ein desolates und äußerst heterogenes Münzsystem von seinem Vater und Vorgänger Friedrich Wilhelm („dem Soldatenkönig“). Zahlreiche ausländische Münzen, von französischen Louisblanc über Laubtaler bis hin zu Dukaten, waren im Umlauf. In der Provinz Preußen herrschten darüber hinaus besondere Umstände. Enge wirtschaftliche Kontakte zu Polen veranlassten die Münzstätte in Königsberg Münzen nach polnischem Vorbild zu prägen, die sowohl in Preußen genutzt, als auch nach Polen ausgeführt wurden. Kleinmünzen, die in großer Zahl geprägt, jedoch ebenfalls als Exportgut betrachtet wurden, sowie ein Mangel an Silbermünzen, der durch das Fehlen preußischer Silbervorkommen entstand, verschärften die ungünstige wirtschaftliche Lage des Königreiches. Silber, und die daraus gewonnenen Silbermünzen, stellten die damalige Grundlage jedes Wirtschaftssystems dar. Eine reibungslose Aufrechterhaltung des Silbererwerbes war somit existenziell für den Staat.

Friedrich II. Gemälde von Anton Graff, 1781 (Foto: Wikipedia).

Erst zehn Jahre nach Friedrichs Thronbesteigung entstanden Pläne, dieser monetär unbefriedigenden Situation entgegenzuwirken. Der preußische König, der sein gesamtes Leben Bücher intensiv studierte, entwickelte nach der Lektüre des französischen Ökonomen Jean François Melon erste Ansätze eines wirtschaftspolitischen Programmes. Einen ausschlaggebenden Schritt hin zu größerer wirtschaftlicher Unabhängigkeit Preußens, die politische Konkurrenzfähigkeit im Hinblick auf England und Frankreich stets miteinschloss, erblickte Friedrich in einem einheitlichen Währungssystem. Um diese Ambitionen realisieren zu können, warb er 1749 Friedrich Johann Philipp Graumann, Leiter der Handels- und Finanzverwaltung als auch des Münzwesens des Herzogtum Braunschweig, an. Graumann, vermutlich um 1690 in Braunschweig geboren, trat bereits früh mit kenntnisreichen Schriften bezüglich des Münzwesens hervor. Zeitgenossen attestierten ihm Talent und Fleiß, jedoch auch großes Selbstbewusstsein, dass sich bis zur Selbstherrlichkeit steigern konnte, sowie Ungeduld. 1750 erhielt Graumann die Position eines Geheimen Finanzrates und Generaldirektors aller Münzstätten in Brandenburg-Preußen. Die Forderungen des Königs waren ehrgeizig. Preußen sollte von ausländischen Münzen unabhängig und die Münzprägung massiv ausgebaut werden, um ausländische Münzen zu verdrängen.

Johan Philipp Graumann, Briefe von dem Gelde 1762.

Grundlage für die Graumannsche Münzreform wurde ein neu geschaffener Taler im 14–Taler- oder 21–Gulden Fuß. Dieser Münzfuß normierte das Gewicht, den Feingehalt sowie die Stückzahl der Münzen. Hauptwährungsmünze wurde das Eintaler-Stück, das in großer Zahl geprägt wurde. Ein Reichstaler entsprach 24 Groschen, ein Groschen wiederum 12 Pfennig. Der Reichstaler stand somit dem Rechnungsgeld – eine reine Rechnungsgröße, die ausschließlich dem Verrechnen dient und nicht geprägt wurde – als ausgeprägtes Geldstück gegenüber. Regionale Rechnungsverfahren verloren nicht an Bedeutung, da jeweilige regionale Prägungen hergestellt wurden. Die kleinste vollwertige Einheit war das 1/4-Taler-Stück. Sämtliche Münzen darunter waren unterwertig. Friedrich ließ in Anlehnung an den französischen Louisdor den Friedrichsdor aus Gold prägen. Dieser sollte in Norddeutschland und den Ostseegebieten den holländischen Dukaten verdrängen.

Bereits im Mai 1750 veröffentliche Graumann erste Edikte. Das tatsächliche Tauschmittel sollte wieder mit den Recheneinheiten deckungsgleich sein. Im Juli des gleichen Jahres entschied Graumann, dass die Buchführung nur in der neuen Währung zu erfolgen habe. Weitere Reformen fanden bezüglich der Fixbesoldung der Münzmeister, des zentralen Einkaufes von Edelmetallen als auch der rechtlichen Beschränkungen ausländischer Münzen statt.

Preußische Expansion unter Friedrich II und Friedrich Wilhelm II. (Karte: Wikipedia).

In den folgenden Jahren wurde die Münzproduktion nach dem Graumanschen Münzfuß stark intensiviert, sodass Friedrich bereits 1752 verordnen konnte, in preußischem Herrschaftsbereich nur noch preußisches Geld zu verwenden. Gewisse ausländische Münzen wurden dennoch akzeptiert, um große wirtschaftliche Verwerfungen zu vermeiden. So waren Dukaten des Kaisers, hannoversche, kursächsische und braunschweigische Münzen weitgehend geduldet. Das größte Problem der Graumannschen Reform bestand in dem unvollkommenen Zugriff auf Edelmetalle. Da Preußen keine eigenen Gold- und Silbervorkommen besaß, waren die Münzstätten von Edelmetallmärkten in Leipzig und Frankfurt an der Oder abhängig. Die preußischen Großaufträge und die hohe Nachfrage nach Edelmetall in Kursachsen ließ den Silberpreis schnell steigen. Somit führte der Edelmetallmangel zu nicht zu deckenden Preisen für die Münzstätten. Hochwertige Münzen wurden lediglich in den Jahren 1750–1752 geprägt. 1754 mussten einige Münzstätten ihre Arbeit aufgrund von Edelmetallmangel einstellen. Da Graumann diese Probleme nicht beheben konnte, wurde er 1755 seiner Ämter enthoben. Im Zuge des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) wurde der Graumannsche Münzfuß aufgegeben. Trotz dieser Rückschläge bedeutete die Graumannsche Münzreform für Preußen einen deutlichen Erfolg. Das Münzwesen und dessen Verwaltung wurden modernisiert, der Zahlungsverkehr konnte mit preußischen Prägungen vollständig versorgt und so unabhängig von ausländischen Währungen gestaltet werden. Somit konnte ein großer Unsicherheitsfaktor für den Handel und die Industrie ausgeräumt werden. Der neue Taler stellte eine solide Großsilbermünze dar, die sich in den folgenden Jahrzehnten, besonders nach 1770 durch eine stärkere Stellung Preußens im Heiligen Römischen Reich, in ganz Deutschland ausbreitete.

1/12 Taler 1764

Königreich Preußen. Friedrich II. von Preußen. 1/12 Taler 1764, Aurich.
Vs.: FRIDERICUS BORUSSORUM REX. Kopf von Friedrich II. nach rechts mit Lorbeerkranz.
Rs.: Fünfzeilige Inschrift + 12 + / EINEN / REICHS / THALER / 17 D 64.
AR, 22,5mm, 3,35g, 12h
Olding 107.
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover. Inv.-Nr: 04:053:020.

Der hier vorliegende Taler entspricht dem Graumannschen Münzfuß, der erstmals für ein homogenes Münzwesen in Preußen maßgeblich beitrug. Der 1/12 Taler wurde aus Silber geprägt und entsprach zwei Groschen. Im Jahre 1744 übernahm der preußische König die Regentschaft über Ostfriesland und damit auch über die Münzstätte Aurich. Friedrich II. war ein bedeutender als auch umstrittener Hohenzoller. Als Vertreter des aufgeklärten Absolutismus, sah er sich selbst als „ersten Diener des Staates“. Als Initiator des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) nimmt er bis heute eine ambivalente Stellung ein.

Reichstaler 1765

Königreich Preußen. Friedrich II. von Preußen. Reichstaler 1765, Aurich.
Vs.: FRIEDERICUS BORUSSORUM REX. Kopf Friedrichs II. nach rechts mit Lorbeerkranz.
Rs.: Umschrift EIN REICHSTHALER. Gekrönter Adler auf Waffen, im Abschnitt 17 D 65.
Randgestaltung: Laubrand.
AR, 39,0mm, 21,66g, 12h
Olding 104, 129, 548.
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover. Inv.-Nr: 04:053:019.

Der hier vorliegende Reichstaler ist eine vollwertige Silbermünze innerhalb des Graumannschen Münzfußes. Bereits der Name des Talers verrät die Stoßrichtung der damals neuartigen preußischen Münzen. Der Reichstaler sollte weit über Preußen hinaus Einfluss auf das Münzwesen des Heiligen Römischen Reiches ausüben. Somit wird darüber hinaus auch das Selbstverständnis Friedrich des Großen hinsichtlich seiner Stellung innerhalb des Reiches anhand dieser Münze greifbar. 

Vier Mariengroschen 1756

Königreich Preußen. Friedrich II. von Preußen. Vier Mariengroschen 1756, Aurich.
Vs.: Gekrönter Adler mit Zepter und Reichsapfel, auf der Brust gekröntes FR-Monogramm.
Rs.: Fünfzeilige Inschrift + IIII + / MARIEN / GROS / 17 56 / • D •.
AR, 24,0mm, 4,05g, 12h
Olding 250.
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover. Inv.-Nr: 04:053:024.

Vier Mariengroschen waren eine kleine und um 12 % unterwertige Silbermünze im Graumannschen Münzfuß. Mariengroschen aus Magdeburg besaßen einen höheren Silberanteil und waren damit um lediglich 2 % unterwertig. Von geringerem Wert als der Mariengroschen waren der Stüber sowie der Denar. Von höherem Wert waren der sogenannte Gröschel, Kreuzer, Schilling und Gröscher. Sämtliche Münzen wurden dem Provinzialgeld zugeordnet, dass dank des Graumannschen Münzfußes nicht an Wert verlor, da lokale Prägungen beibehalten wurden. 

1/6 Taler 1846

Großherzogtum Oldenburg. August Großherzog von Oldenburg. 1/6 Taler 1846, Hannover.
Vs.: Umlaufend im Uhrzeigersinn: PAUL FRIEDR.AUGUST GR:H.V. OLDENBURG; unter Hals: B. Kopf des Paul Friedrich August nach links; Perlkreis.
Rs.: Umlaufend im Uhrzeigersinn: LXXXIV EINE FEINE MARK ★; im Feld: 6 / EINEN / THALER / 1846. Perlkreis. Randschrift: EIN GOTT ✶ EIN RECHT ✶ EINE WAHRHEIT ✶.
AR, 23,0mm, 5,32g, 12h
Kalvelage/Trippler 397.
Schloß Jever. Inv.-Nr: 16060.

Auch der hier vorliegende 1/6 Taler entspricht dem Graumannschen Münzfuß. Die Silbermünze ist leicht unterwertig, entspricht vier Groschen und ist zwischen dem 1/12 Taler und ¼ Taler anzusiedeln. Bemerkenswert ist, dass auch knapp 100 Jahre nach der Etablierung des Graumannschen Münzfußes noch immer Münzen nach dessen Richtwerten geprägt wurden. Somit verdeutlicht diese Silbermünze die Kontinuitätslinien der Graumannschen Münzreform bis weit in das 19. Jahrhundert hinein.

Literatur

  • Clark, Christopher. 2008. Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600-1947. München: Pantheon.
  • Greitens, Jan. 2017. Geldtheorie- und politik in Preußen Mitte des 18. Jahrhunderts. IBF Paper Series, No 15-17. https://www.econstor.eu/bitstream/10419/179531/1/1024267997.pdf Zugriff: 26.06.2020.
  • Rössner, Phillip Robinson. 2016. Freie Märkte? Zur Konzeption von Konnektivität, Wettbewerb, und Markt im vorklassischen Wirtschaftsdenken und die Lektionen aus der Geschichte. Historische Zeitschrift 303 (2): S. 349-392.
  • Sprenger, Bernd. 2002. Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, 3. akt. und erw. Auflage. Paderborn; München: Schöningh.

(Johann Rengshausen)

2.5 Die Bayerisch-österreichische Münzkonvention (1753)
Nahezu parallel zu Preußen wurde auch in Süddeutschland ein einheitliches Münzsystem angestrebt. Das Münzwesen war, wie auch die politische Beschaffenheit des Reiches, äußerst fragmentarisch. Jedes Territorium besaß ein eigenes autarkes Münzwesen. Diesem Umstand wirkte zunächst Österreich 1750, mit der Einführung eines 20-Gulden Fußes aktiv entgegen. Ein Vorteil dieses Münzfußes war, dass bis zu den geringerwertigen Münzen, also Kleinmünzen oder Groschen, der gleiche Münzfuß angewendet werden konnte. Um destruktive äußere Einflüsse auf das Münzwesen zu minimieren, besiegelte Österreich drei Jahre später mit Bayern die Bayerisch-österreichische Münzkonvention. Eine Konvention stellt ein Übereinkommen zwischen Staaten bezüglich einer Vereinheitlichung des jeweiligen Münzwesens dar. Diese Übereinkunft berührt die Herstellung, Art sowie Gehalt und Umlauf der Münzen. Die Konvention stellte somit die Währung beider Länder auf eine gemeinsame Grundlage. Besonders Österreich war, aufgrund weit verstreuter Besitzungen, stark von der kontraproduktiven Münzvielfalt betroffen.

Neben dem Konventionstaler, der 32 Groschen beziehungsweise 120 Kreuzer wert war, entstanden Konventionsgulden, die einem Wert von 16 Groschen beziehungsweise 60 Kreuzern entsprachen, deren 20 Stück aus einer Mark Silber geprägt wurden. Hauptmünze wurde das sogenannte Kopfstück, da es mit dem Kopf des Herrschers geschmückt war, zu 1/6 Konventionstaler oder 1/3 Konventionsgulden, auch Konventionszwanziger genannt, da es 20 Kreuzer gelten sollte.

Territoriale Entwicklung der Habsburgermonarchie (Karte: Wikipedia).

Die Konvention verhalf der Silberwährung somit zum Durchbruch. Allerdings kursierte noch immer der Dukat, der im 20-Gulden-Fuß zunächst mit vier Gulden und zehn Kreuzern angegeben wurde. Bis 1786 war ein Dukat vier Gulden und 30 Kreuzer wert. Darüber hinaus waren zahlreiche ausländische Währungen im Umlauf. So wurden Münzwaagen unentbehrlich, um den Wert einer Münze feststellen zu können. Bedeutende Münzwaagen gab es in Köln, Nürnberg und später im Herzogtum Berg, im heutigen Rheinland gelegen. Die in Deutschland verbreitetste Münze war der französische Ecu neuf, auch Neutaler oder Laubtaler genannt. In Preußen wurde diese Münze in den 1750er Jahren von den Graumannschen Münzen verdrängt, in Süddeutschland seit etwa 1760 von dem Konventionstaler.

Johann Christian Nelkenbrecher, Taschenbuch für Münz-, Maß- und Gewichtskunde 1796.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kam aus den Niederlanden der Kronentaler nach Deutschland, nicht zuletzt aufgrund des Krieges mit dem revolutionären Frankreich. Trotz eines Wertes von zwei Gulden und 39 Kreuzern drängte Österreich darauf den Kronentaler mit zwei Gulden und 42 Kreuzer anzugeben, da so dem ebenfalls überbewerteten französischem Neutaler mit einem Wert von zwei Gulden und 45 Kreuzer, bei eigentlichem Silberwert von nur zwei Gulden und 41 Kreuzern, entgegengewirkt werden sollte. Diese Überbewertung des Kronentalers um knapp 2 % führte dazu, dass sich die Prägung des Konventionstalers, dessen Wert sich nach dem Metallwert richtete, nicht mehr rentierte. Infolgedessen verdrängte der Kronentaler das Konventionsgeld nach und nach, sodass er um 1800 die faktische Währungsmünze war.
Deutlich wird, dass es für Kaufleute im 18. Jahrhundert sehr schwierig war, den Überblick über eine derart große Münzanzahl und Münzvielfalt und deren Qualität zu behalten. Weshalb es zahlreiche Handbücher zur Münz-, Maß- und Gewichtskunde gab. Eine logische Folge dieses “Münzwirwars” war die sehr stark variierende Kaufkraft des Geldes. Um dies zu verdeutlichen, seien abschließend einige Zahlen genannt. In Braunschweig kostete ein über drei Kilo schweres Brot nur einen Mariengroschen. In der Lüneburger Heide kostete ein Huhn oder eine Gans bereits zwei Groschen. Die Jahresmiete für eine einfache Wohnung in Berlin kostete bereits 1793 18–24 Taler. Das Einkommen eines Amtsmannes lag 1750 bei 162 Talern, das eines Amtsschreibers bei 88 Talern. Ein Schneidergeselle verdiente täglich ½ Gulden. Ein junger Schneidergeselle lediglich 15–18 Kreuzer. Unter Friedrich dem Großen erhielten die Direktoren der Münzstätten Jahresgehälter zwischen 500–1500 Talern. Johann Graumann, der Initiator der Graumannschen Münzreform, erhielt ein weit überdurchschnittliches Gehalt von 6.000 Talern jährlich.

Konventionstaler 1762

Herzogtum Bayern. Kurfürst Maximilian III. Konventionstaler 1762, München.
Vs.: D G MAX IOS U B – D S R I A & EL L L. Büste Max III. Josephs mit Hermelinmantel, Ordensstern und Goldenem Vlies. Außen Schrift.
Rs.: PATRONA – BAVARIAE. Auf Wolken in Strahlenkranz thronende Madonna mit Zepter, den Jesusknaben mit Reichsapfel haltend. Außen Schrift. Randschrift: IN DEO CONSILIUM.
AR, 42,7mm, 28,00g, 12h
Hahn/Hahn-Zelleke 307.
Staatliche Münzsammlung München. Inv.-Nr: 6-06034.

Dieser Konventionstaler, der 20 Kreuzer galt, wurde nach den Vorgaben der Bayerisch-österreichische Münzkonvention geprägt. Aus einer Kölner Mark Silber wurden 60 Stück dieser Münze geprägt. Maximilian III. rückte die wirtschaftliche Entfaltung, sowie den ökonomischen Landesausbau in den Mittelpunkt seiner Regentschaft. Trotz starker Religiosität löste Maximilian den Jesuitenorden in Bayern auf. Ökonomische Überlegungen lagen diesem Schritt vermutlich zu Grunde. Der Monarch bemühte sich zeitgleich um eine Konsolidierung der Bildung wie der Wissenschaft. Dazu führte er die allgemeine Schulpflicht in Bayern ein und gründete die Bayerische Akademie der Wissenschaften.

Konventionstaler 1773

Bistum Augsburg. Erzbischof von Trier Klemens Wenzeslaus. Konventionstaler 1773, Augusburg.
Vs.: CLEM WENC D G A EPISC TREV S R I A C & EL. Brustbild nach rechts. Außen Schriftkreis. EPISCOP AUG A – P P – CO – ELVANG 1773.
Rs.: Trierer Wappen mit bekröntem Familienwappen als Herzschild, darüber Kurfürstenhut zwischen Krummstab und Schwert, außen und darunter Schrift. Unten Künsterlsignatur.
AR, 41,5mm, 28,05g, 12h
Großhauser 117.
Staatliche Münzsammlung München. Inv.-Nr: 2-0019.

Auch dieser Konventionstaler ist nach der Bayerisch-österreichische Münzkonvention geprägt. Zehn dieser Konventionstaler wurden aus einer Mark Silber geprägt. Der Silbergehalt ist auf dem Taler abzulesen. Clemens Wenzeslaus war Fürstbischof von Augsburg, Erzbischof von Trier und somit ebenfalls Kurfürst. Das Hochstift verlor jedoch nach den Interventionen Napoleon I. die Eigenständigkeit und ging in weltliche Herrschaft an den Kurfürsten/König von Bayern über. Diese aggressive Säkularisation erfasste, meist mit erheblichen Beschädigungen verbunden, zahlreiche Kirchengüter, klösterliche Inventare und Bibliotheken.

Literatur

  • Arnold, Paul, Küthmann, Harald, Steinhilber, Dirk, Hrsg. 2010. Grosser Deutscher Münzkatalog. Von 1800 bis heute. Regenstauf: Battenberg Gietl.
  • Schmid, Alois. 1987. Max III. Joseph und die europäischen Mächte. Die Außenpolitik des Kurfürstentums Bayern von 1745–1765. Berlin: De Gruyter.
  • Sprenger, Bernd. 2002. Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Deutschlands von den Anfängen bis zur Gegenwart, 3. akt. und erw. Auflage. Paderborn; München: Schöningh.
  • Trapp, Wolfgang, Fried, Torsten, 2006. Handbuch der Münzkunde und des Geldwesens in Deutschland. Mit 60 Tabellen und 31 Abbildungen. Stuttgart: Reclam.

(Jonathan Rengshausen)

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